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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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die Astronomen aufbewahrten, so gab es schon diese ver-
schiedenen Menschenstämme. Und wenn die Afrikaner auch
schwarz waren, so können wir es nicht von den Aegyptern
glauben, da die großen Mumien als Reste dieser Völ-
ker kaukasischen Ursprungs zu sein scheinen.

Unter allen Völkern sehen wir die Kultur zuerst
in Indien am Euphrat auflodern, sei es durch Keilschriften
oder durch Bauten, wie die Römer von Persepolis noch jetzt
zu uns reden, in denen noch 3 Keilschriften sich finden. Von
Thurm zu Babel hat man neuerdings beträchtliche Monu-
mente entdeckt, wo auch schon Keilschriften vorkommen,
aber verschieden von denen zu Persepolis. Mit diesen
Resten der Kultur in Indien, Oberägypten, China,
Hellas u. s. w. geht es uns ebenso wie mit den Himmels-
körper, deren Intensität des Lichts wir wohl unter-
scheiden, aber ihre Entstehung nur muthmaßen können.
Wir wissen nicht, ob die chinesische Kultur älter als die
aegyptische ist, oder ob Indien der belebende Punkt beider
war. Bei dem Verschwinden der Abstammung selbst,
müssen wir uns an das Verhältniß der Menschenstämme
halten, was die Intelligenz als Producte hervorbrachte. -
So sehen wir auch bei Völkern die eine Kastenkultur

die Aſtronomen aufbewahrten, ſo gab es ſchon dieſe ver-
ſchiedenen Menſchenſtämme. Und wenn die Afrikaner auch
ſchwarz waren, ſo können wir es nicht von den Aegyptern
glauben, da die großen Mumien als Reſte dieſer Völ-
ker kaukaſiſchen Urſprungs zu ſein ſcheinen.

Unter allen Völkern ſehen wir die Kultur zuerſt
in Indien am Euphrat auflodern, ſei es durch Keilſchriften
oder durch Bauten, wie die Römer von Perſepolis noch jetzt
zu uns reden, in denen noch 3 Keilſchriften ſich finden. Von
Thurm zu Babel hat man neuerdings beträchtliche Monu-
mente entdeckt, wo auch ſchon Keilſchriften vorkommen,
aber verſchieden von denen zu Perſepolis. Mit dieſen
Reſten der Kultur in Indien, Oberägypten, China,
Hellas u. ſ. w. geht es uns ebenſo wie mit den Himmels-
körper, deren Intenſität des Lichts wir wohl unter-
ſcheiden, aber ihre Entſtehung nur muthmaßen können.
Wir wiſſen nicht, ob die chineſiſche Kultur älter als die
aegyptiſche iſt, oder ob Indien der belebende Punkt beider
war. Bei dem Verſchwinden der Abſtammung ſelbſt,
müſſen wir uns an das Verhältniß der Menſchenſtämme
halten, was die Intelligenz als Producte hervorbrachte. –
So ſehen wir auch bei Völkern die eine Kaſtenkultur

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[595./0601] die Aſtronomen aufbewahrten, ſo gab es ſchon dieſe ver- ſchiedenen Menſchenſtämme. Und wenn die Afrikaner auch ſchwarz waren, ſo können wir es nicht von den Aegyptern glauben, da die großen Mumien als Reſte dieſer Völ- ker kaukaſiſchen Urſprungs zu ſein ſcheinen. Unter allen Völkern ſehen wir die Kultur zuerſt in Indien am Euphrat auflodern, ſei es durch Keilſchriften oder durch Bauten, wie die Römer von Perſepolis noch jetzt zu uns reden, indenen noch 3 Keilſchriften ſich finden. Von Thurm zu Babel hat man neuerdings beträchtliche Monu- mente entdeckt, wo auch ſchon Keilſchriften vorkommen, aber verſchieden von denen zu Perſeepolis. Mit dieſen Reſten der Kultur in Indien, Oberägypten, China, Hellas u. ſ. w. geht es uns ebenſo wie mit den Himmels- körper, deren Intenſität des Lichts wir wohl unter- ſcheiden, aber ihre Entſtehung nur muthmaßen können. Wir wiſſen nicht, ob die chineſiſche Kultur älter als die aegyptiſche iſt, oder ob Indien der belebende Punkt beider war. Bei dem Verſchwinden der Abſtammung ſelbſt, müſſen wir uns an das Verhältniß der Menſchenſtämme halten, was die Intelligenz als Producte hervorbrachte. – So ſehen wir auch bei Völkern die eine Kaſtenkultur

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Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 595.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/601>, abgerufen am 26.04.2024.