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[N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685.

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den / da hingegen du mit deinem unerbaren Leben deiner Vorfahren ehrlichen Nahmen beflecket/ und sie durch deine Leichtfertigkeit aus dem Gedächtnüsse der Menschen gebrachthast. Denn es ist mir lieber/ daß ich durch meine eigene Thaten zu hohen Ehren gestiegen/ als daß ich mich unwürdig meiner Vor-Eltern Adel berühmen sollte. Tiraqvellus. Der Poet Codrus aber urtheilet von solchem Adel dieses:

[unleserliches Material] Sint tibi Rex, & Regina Parentes,

& maneat virtus pectore nulla tuo,

Nonpluris faciam te, quam tibi Rustica Mater,

Si sit, & ignarus Rusticus ipse Pater.

Es mag gleich in dir seyn ein Königliche Geblüte/ mühte /

so kan man an dir doch ersehen kein Geträgst.

Das Zucht und Ehre hegt: An statt du Tugend hegst

so ist der Bauer der/ den du im Nacken

Plutarchus. Es ist ein schlechter Adel/ da Einer allein nur Schild und Wapen/ und sein erbliches Geschlechte auffzuweisen verwag; Der aber ist viel herrlicher/ welcher Ihm durch redliche und löbliche Thaten einen unsterblichen Nahmen zu wege bringet. Platin. in Dial. de vera Nobilit. Deß rechten Adels Eigenschafft ist dem Guten nachsetzen/ dem Nechsten Gutes thun/ den Wollüsten und Begierden nicht nachahmen/ und sich für dem schnöden Geitz hüten. Denn wer das thut/ derselbe ist/ ob er gleich von geringen Leuten gebohren/ und Geschlechts halber nicht Adel/ dennoch seiner Verdienste und Tugend wegen für Edel zu achten: Vir optimus non uti[unleserliches Material]ue potest esse ignobilis. Bleibet dahero Anderer Adel. darbey: Ein redlicher Mann kan nicht unedel seyn. Es rühret aber auch der Adel von anderen herrlichen Thaten her/ als daß Einer von guten und Ehrlichen Eltern erziehlet/ von einem untadelhafften Geschlechte gebohren/ und an Ehren/ Aembtern und Tituln zu genommen. Denn es ist nicht ein edler und geringer Schatz/ wenn einer solche Eltern gehabt/ die man in hohen Ehren gehalten/ und denen man alles gutes nachrühmet/ deßgleichen von grossen Vermögen/ Güthern und stattlichen Einkünfften. Et genus, & Formam Regina Pecunia donat.

Nur Gut und Geld macht in der Welt /

Daß man sich auch für Adel hält.

Gvevara 2. p. Epist. c. 4. Wer vor diesen gehling herfür stieg/ und reich wurde/ den hielte man zwar für reich/ nicht aber für Edel. Anietzo ist der Jenige Adel/ qui est Generosus, seu nobilis ex Crumena. Der viel Geld im Beutel hat: man Geld/ so ist man ein Held/ Edel/ Veste und hochgeachtet/ ob man gleich die Ohren eher als den Verstand erblicket. Hat man Geld/ so wird man in ein statlich Geschlechte auffgenommen: Ist man reich/ so bekömmt man viel Schwäger: Geld ist die Welt/ und bey dem Gelde lernet man die Welt kennen. Zwo Persohnen sind in einem Wesen/ und die Dritte ist die Thorheit: Estote nobiles, sagt man zu denen/ welche geadelt werden/ sie mögen gleich so grob seyn/ als sie wollen/ wenn es nur heist:

Nobilis est ille, qvem nobilitat sua villa

Der soll/ und muß auch seyn ein rechter Edelmann/ wehm sein Vermögen nur zum Edlen machen kan.

Alle Reiche bedüncken sich Edel zu seyn. Und gleichwie das Armuth einem die Hinter Thüre Syrach. 13. weiset. Also bringet Reichthum alles mit sich. Wenn der Reiche redet/ so schweiget Jederman / vnd hebt Ihn gleichsam gen Himmel/ wenn aber der Arme redet/ so sagt man: Wer ist dieser? Die alten Philosophi hielten das für ein rechtes Reichthum / wenn man von denen Vorfahren zugleich Geld und Guth/ und denn auch Ehre und Tugend ererbete. Es ist nicht zu leugnen/ daß ob gleich das Reichthum nicht adele/ so giebet es doch hierzu eine gute Beförderung. Denn gleichwie man in Bestellung der Aembter die Edlen denen Unedlen und gemeinem Manne vorziehet. Also wird auch dißfalls zwischen Reichen und Armen ein Unterscheid gemacht. Denn wer in hohen Ehrenstande lebet/ und ist reich/ der kan Andern mehr Alexand ab Alex. l. a. c. 29. geben/ als Einer / der sich selbst kümmerlich behelffen muß. Bey den Atheniensern wurde keiner zu keinen Ehren-Ambte gelassen/ Er hatte denn eine gesetzte Summa von gewissen Güthern. Zu Rom nahm man keinen in den Raths-Stand/ wofern sich sein Vermögen nicht auf 30000. Cronen erstreckte: Zwey Dinge/ sagt Cicero, sind/ welche den Menschen wider die Erbarkeit verleiten/ nehmlich das grosse Armuth/ und der unersättliche Geitz. Reichthum ist beydes zu loben/ und zu schelten. Guth macht Ubermuth/ das Ehrliche Reichthum aber ist ein Geschencke des Höchsten. Zum Beschluß/ so findet man auch anderen verliehenen Adel/ welcher/ wenn er voll Tugend/ nicht zu verwerffen. Denn wenn die Stamm- Wurtzel desselben gut / so können auch die Früchte nicht böse seyn.

den / da hingegen du mit deinem unerbaren Leben deiner Vorfahren ehrlichen Nahmen beflecket/ und sie durch deine Leichtfertigkeit aus dem Gedächtnüsse der Menschen gebrachthast. Denn es ist mir lieber/ daß ich durch meine eigene Thaten zu hohen Ehren gestiegẽ/ als daß ich mich unwürdig meiner Vor-Eltern Adel berühmen sollte. Tiraqvellus. Der Poet Codrus aber urtheilet von solchem Adel dieses:

[unleserliches Material] Sint tibi Rex, & Regina Parentes,

& maneat virtus pectore nulla tuo,

Nonpluris faciam te, quam tibi Rustica Mater,

Si sit, & ignarus Rusticus ipse Pater.

Es mag gleich in dir seyn ein Königliche Geblüte/ mühte /

so kan man an dir doch ersehen kein Geträgst.

Das Zucht und Ehre hegt: An statt du Tugend hegst

so ist der Bauer der/ den du im Nacken

Plutarchus. Es ist ein schlechter Adel/ da Einer allein nur Schild und Wapen/ und sein erbliches Geschlechte auffzuweisen verwag; Der aber ist viel herrlicher/ welcher Ihm durch redliche und löbliche Thaten einen unsterblichen Nahmen zu wege bringet. Platin. in Dial. de verâ Nobilit. Deß rechten Adels Eigenschafft ist dem Guten nachsetzen/ dem Nechsten Gutes thun/ den Wollüsten und Begierden nicht nachahmen/ und sich für dem schnöden Geitz hüten. Denn wer das thut/ derselbe ist/ ob er gleich von geringen Leuten gebohren/ und Geschlechts halber nicht Adel/ dennoch seiner Verdienste und Tugend wegen für Edel zu achten: Vir optimus non uti[unleserliches Material]ue potest esse ignobilis. Bleibet dahero Anderer Adel. darbey: Ein redlicher Mann kan nicht unedel seyn. Es rühret aber auch der Adel von anderen herrlichen Thaten her/ als daß Einer von guten und Ehrlichen Eltern erziehlet/ von einem untadelhafften Geschlechte gebohren/ und an Ehren/ Aembtern und Tituln zu genommen. Denn es ist nicht ein edler und geringer Schatz/ wenn einer solche Eltern gehabt/ die man in hohen Ehren gehalten/ und denen man alles gutes nachrühmet/ deßgleichen von grossen Vermögen/ Güthern und stattlichẽ Einkünfften. Et genus, & Formam Regina Pecunia donat.

Nur Gut und Geld macht in der Welt /

Daß man sich auch für Adel hält.

Gvevara 2. p. Epist. c. 4. Wer vor diesen gehling herfür stieg/ und reich wurde/ den hielte man zwar für reich/ nicht aber für Edel. Anietzo ist der Jenige Adel/ qui est Generosus, seu nobilis ex Crumena. Der viel Geld im Beutel hat: man Geld/ so ist man ein Held/ Edel/ Veste und hochgeachtet/ ob man gleich die Ohren eher als den Verstand erblicket. Hat man Geld/ so wird man in ein statlich Geschlechte auffgenommen: Ist man reich/ so bekömmt man viel Schwäger: Geld ist die Welt/ und bey dem Gelde lernet man die Welt kennen. Zwo Persohnen sind in einem Wesen/ und die Dritte ist die Thorheit: Estote nobiles, sagt man zu denen/ welche geadelt werden/ sie mögen gleich so grob seyn/ als sie wollen/ wenn es nur heist:

Nobilis est ille, qvem nobilitat sua villa

Der soll/ und muß auch seyn ein rechter Edelmañ/ wehm sein Vermögen nur zum Edlen machen kan.

Alle Reiche bedüncken sich Edel zu seyn. Und gleichwie das Armuth einem die Hinter Thüre Syrach. 13. weiset. Also bringet Reichthum alles mit sich. Wenn der Reiche redet/ so schweiget Jederman / vñ hebt Ihn gleichsam gen Himmel/ wenn aber der Arme redet/ so sagt man: Wer ist dieser? Die alten Philosophi hielten das für ein rechtes Reichthum / wenn man von denen Vorfahren zugleich Geld und Guth/ und denn auch Ehre und Tugend ererbete. Es ist nicht zu leugnen/ daß ob gleich das Reichthum nicht adele/ so giebet es doch hierzu eine gute Beförderung. Denn gleichwie man in Bestellung der Aembter die Edlen denen Unedlen und gemeinem Manne vorziehet. Also wird auch dißfalls zwischen Reichen und Armen ein Unterscheid gemacht. Deñ wer in hohen Ehrenstande lebet/ und ist reich/ der kan Andern mehr Alexand ab Alex. l. a. c. 29. geben/ als Einer / der sich selbst kümmerlich behelffen muß. Bey den Atheniensern wurde keiner zu keinen Ehren-Ambte gelassen/ Er hatte denn eine gesetzte Summa von gewissen Güthern. Zu Rom nahm man keinen in den Raths-Stand/ wofern sich sein Vermögen nicht auf 30000. Cronen erstreckte: Zwey Dinge/ sagt Cicero, sind/ welche den Menschen wider die Erbarkeit verleiten/ nehmlich das grosse Armuth/ und der unersättliche Geitz. Reichthum ist beydes zu loben/ und zu schelten. Guth macht Ubermuth/ das Ehrliche Reichthum aber ist ein Geschencke des Höchsten. Zum Beschluß/ so findet man auch anderen verliehenen Adel/ welcher/ wenn er voll Tugend/ nicht zu verwerffen. Denn wenn die Stam̃- Wurtzel desselben gut / so können auch die Früchte nicht böse seyn.

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den /                      da hingegen du mit deinem unerbaren Leben deiner Vorfahren ehrlichen Nahmen                      beflecket/ und sie durch deine Leichtfertigkeit aus dem Gedächtnüsse der                      Menschen gebrachthast. Denn es ist mir lieber/ daß ich durch meine eigene                      Thaten zu hohen Ehren gestiege&#x0303;/ als daß ich mich unwürdig meiner                      Vor-Eltern Adel berühmen sollte. <note place="left">Tiraqvellus.</note> Der Poet                      Codrus aber urtheilet von solchem Adel dieses:</p>
        <p><gap reason="illegible"/> Sint tibi Rex, &amp; Regina Parentes,</p>
        <p>&amp; maneat virtus pectore nulla tuo,</p>
        <p>Nonpluris faciam te, quam tibi Rustica Mater,</p>
        <p>Si sit, &amp; ignarus Rusticus ipse Pater.</p>
        <p>Es mag gleich in dir seyn ein Königliche Geblüte/ mühte /</p>
        <p>so kan man an dir doch ersehen kein Geträgst.</p>
        <p>Das Zucht und Ehre hegt: An statt du Tugend hegst</p>
        <p>so ist der Bauer der/ den du im Nacken</p>
        <p><note place="left">Plutarchus.</note> Es ist ein schlechter Adel/ da Einer                      allein nur Schild und Wapen/ und sein erbliches Geschlechte auffzuweisen                      verwag; Der aber ist viel herrlicher/ welcher Ihm durch redliche und löbliche                      Thaten einen unsterblichen Nahmen zu wege bringet. <note place="left">Platin. in                          Dial. de verâ Nobilit.</note> Deß rechten Adels Eigenschafft ist dem Guten                      nachsetzen/ dem Nechsten Gutes thun/ den Wollüsten und Begierden nicht                      nachahmen/ und sich für dem schnöden Geitz hüten. Denn wer das thut/ derselbe                      ist/ ob er gleich von geringen Leuten gebohren/ und Geschlechts halber nicht                      Adel/ dennoch seiner Verdienste und Tugend wegen für Edel zu achten: Vir                      optimus non uti<gap reason="illegible"/>ue potest esse ignobilis. Bleibet dahero <note place="left">Anderer Adel.</note> darbey: Ein redlicher Mann kan nicht unedel seyn. Es                      rühret aber auch der Adel von anderen herrlichen Thaten her/ als daß Einer von                      guten und Ehrlichen Eltern erziehlet/ von einem untadelhafften Geschlechte                      gebohren/ und an Ehren/ Aembtern und Tituln zu genommen. Denn es ist nicht ein                      edler und geringer Schatz/ wenn einer solche Eltern gehabt/ die man in hohen                      Ehren gehalten/ und denen man alles gutes nachrühmet/ deßgleichen von grossen                      Vermögen/ Güthern und stattliche&#x0303; Einkünfften. Et genus, &amp; Formam                      Regina Pecunia donat.</p>
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        <p>Daß man sich auch für Adel hält.</p>
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        <p>Nobilis est ille, qvem nobilitat sua villa</p>
        <p>Der soll/ und muß auch seyn ein rechter Edelman&#x0303;/ wehm sein Vermögen nur                      zum Edlen machen kan.</p>
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[50/0058] den / da hingegen du mit deinem unerbaren Leben deiner Vorfahren ehrlichen Nahmen beflecket/ und sie durch deine Leichtfertigkeit aus dem Gedächtnüsse der Menschen gebrachthast. Denn es ist mir lieber/ daß ich durch meine eigene Thaten zu hohen Ehren gestiegẽ/ als daß ich mich unwürdig meiner Vor-Eltern Adel berühmen sollte. Der Poet Codrus aber urtheilet von solchem Adel dieses: Tiraqvellus. _ Sint tibi Rex, & Regina Parentes, & maneat virtus pectore nulla tuo, Nonpluris faciam te, quam tibi Rustica Mater, Si sit, & ignarus Rusticus ipse Pater. Es mag gleich in dir seyn ein Königliche Geblüte/ mühte / so kan man an dir doch ersehen kein Geträgst. Das Zucht und Ehre hegt: An statt du Tugend hegst so ist der Bauer der/ den du im Nacken Es ist ein schlechter Adel/ da Einer allein nur Schild und Wapen/ und sein erbliches Geschlechte auffzuweisen verwag; Der aber ist viel herrlicher/ welcher Ihm durch redliche und löbliche Thaten einen unsterblichen Nahmen zu wege bringet. Deß rechten Adels Eigenschafft ist dem Guten nachsetzen/ dem Nechsten Gutes thun/ den Wollüsten und Begierden nicht nachahmen/ und sich für dem schnöden Geitz hüten. Denn wer das thut/ derselbe ist/ ob er gleich von geringen Leuten gebohren/ und Geschlechts halber nicht Adel/ dennoch seiner Verdienste und Tugend wegen für Edel zu achten: Vir optimus non uti_ ue potest esse ignobilis. Bleibet dahero darbey: Ein redlicher Mann kan nicht unedel seyn. Es rühret aber auch der Adel von anderen herrlichen Thaten her/ als daß Einer von guten und Ehrlichen Eltern erziehlet/ von einem untadelhafften Geschlechte gebohren/ und an Ehren/ Aembtern und Tituln zu genommen. Denn es ist nicht ein edler und geringer Schatz/ wenn einer solche Eltern gehabt/ die man in hohen Ehren gehalten/ und denen man alles gutes nachrühmet/ deßgleichen von grossen Vermögen/ Güthern und stattlichẽ Einkünfften. Et genus, & Formam Regina Pecunia donat. Plutarchus. Platin. in Dial. de verâ Nobilit. Anderer Adel. Nur Gut und Geld macht in der Welt / Daß man sich auch für Adel hält. Wer vor diesen gehling herfür stieg/ und reich wurde/ den hielte man zwar für reich/ nicht aber für Edel. Anietzo ist der Jenige Adel/ qui est Generosus, seu nobilis ex Crumena. Der viel Geld im Beutel hat: man Geld/ so ist man ein Held/ Edel/ Veste und hochgeachtet/ ob man gleich die Ohren eher als den Verstand erblicket. Hat man Geld/ so wird man in ein statlich Geschlechte auffgenommen: Ist man reich/ so bekömmt man viel Schwäger: Geld ist die Welt/ und bey dem Gelde lernet man die Welt kennen. Zwo Persohnen sind in einem Wesen/ und die Dritte ist die Thorheit: Estote nobiles, sagt man zu denen/ welche geadelt werden/ sie mögen gleich so grob seyn/ als sie wollen/ wenn es nur heist: Gvevara 2. p. Epist. c. 4. Nobilis est ille, qvem nobilitat sua villa Der soll/ und muß auch seyn ein rechter Edelmañ/ wehm sein Vermögen nur zum Edlen machen kan. Alle Reiche bedüncken sich Edel zu seyn. Und gleichwie das Armuth einem die Hinter Thüre weiset. Also bringet Reichthum alles mit sich. Wenn der Reiche redet/ so schweiget Jederman / vñ hebt Ihn gleichsam gen Himmel/ wenn aber der Arme redet/ so sagt man: Wer ist dieser? Die alten Philosophi hielten das für ein rechtes Reichthum / wenn man von denen Vorfahren zugleich Geld und Guth/ und denn auch Ehre und Tugend ererbete. Es ist nicht zu leugnen/ daß ob gleich das Reichthum nicht adele/ so giebet es doch hierzu eine gute Beförderung. Denn gleichwie man in Bestellung der Aembter die Edlen denen Unedlen und gemeinem Manne vorziehet. Also wird auch dißfalls zwischen Reichen und Armen ein Unterscheid gemacht. Deñ wer in hohen Ehrenstande lebet/ und ist reich/ der kan Andern mehr geben/ als Einer / der sich selbst kümmerlich behelffen muß. Bey den Atheniensern wurde keiner zu keinen Ehren-Ambte gelassen/ Er hatte denn eine gesetzte Summa von gewissen Güthern. Zu Rom nahm man keinen in den Raths-Stand/ wofern sich sein Vermögen nicht auf 30000. Cronen erstreckte: Zwey Dinge/ sagt Cicero, sind/ welche den Menschen wider die Erbarkeit verleiten/ nehmlich das grosse Armuth/ und der unersättliche Geitz. Reichthum ist beydes zu loben/ und zu schelten. Guth macht Ubermuth/ das Ehrliche Reichthum aber ist ein Geschencke des Höchsten. Zum Beschluß/ so findet man auch anderen verliehenen Adel/ welcher/ wenn er voll Tugend/ nicht zu verwerffen. Denn wenn die Stam̃- Wurtzel desselben gut / so können auch die Früchte nicht böse seyn. Syrach. 13. Alexand ab Alex. l. a. c. 29.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Neuer Lust- und Lehrreicher Schau-Platz. Nürnberg, 1685, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_schauplatz_1685/58>, abgerufen am 19.03.2024.