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Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687.

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mit ihren abgestorbenen Männern lebendig verbrennen lassen/ ist auch in Ost-Indien bey den Edelen und bey der Soldatesca gebräuchlich/ und durch ein Königliches Edict anbefohlen worden. Dann nachdem der König in Indien wahr genommen/ daß die Frauen zu fleischlichen Lüsten sehr geneigt/ und mit ihren eigenen Männern allein nicht vergnüget waren/ dieselbe mit einigem Gifft / nachdem sie ihnen gram worden/ hingerichtet/ dadurch dann der König viel Mannschafft verlohren/ und grossen Schaden erlitten/ hat er ein solches Gebott publiciren lassen: Daß alle/ so ehrliche Frauen seyn wollen/ zu Bezeugung ihrer Ehrbarkeit und Liebe gegen ihren Männern/ sich nach deren Todt mit deroselben Leichen sollen verbrennen lassen; So aber eine sich nicht verbrennen lassen will/ wird sie zwar nicht dazu gezwungen/ aber vor eine Hure gehalten / und in keiner ehrlichen Gesellschafft unter ihnen zu sitzen geduldet. Aber heutiges Tages können die meiste deß Feuers Hitze so wol nicht mehr vertragen / sondern wollen lieber ihre Haare abschneiden/ und als unehrliche Weiber davon gehen.

Die Bramanes glauben zwar/ daß ein oberster Gott ist/ der alles regiert/ aber ihren Pagodden stellen sie als einen Advocaten und Vorsprecher neben denselben / umb alles Heil und Wolfahrt ihnen zuwege zu bringen. Sie glauben auch die Unsterbligkeit der Seelen/ aber auf die Weise wie Pythagoras, nemlich daß die Seele auß einem Leibe in den andern/ als in der Menschen/ der Thiere und Baum-Gewächse versetzt werde.

Von den Türcken.

DIe Türcken/ so in dem kleinen Asta/ und in dem gegen Morgen belegenen Theil Europae gebohren und erzogen worden/ seynd ins gemein guter complexion, wohlgestalt an Leibe/ zu den Venus-Wercken sehr geneiget/ und eifferig in ihrer Religion; ihre Häupter lassen sie kahl abscheren/ allein oben auff der Scheitel behalten sie einen Zopff/ sie tragen lange Bärte zum Zeichen ihrer Mannhafftigkeit.

Die Kleidung der Türcken bestehet in langen köstlichen Röcken/ das Haupt bedecken sie mit einem weissen Bund; aber die/ so von Mahomets Geschlecht sind / tragen grüne Bänder und Livereyen.

Die Frauen seyn klein/ dick und rund von Person/ köstlich und zierlich auf ihre Weise außgeputzt/ wann sie außgehen/ welches doch selten geschicht. Ihr Angesicht bedecken sie mit seidenen

mit ihren abgestorbenen Männern lebendig verbrennen lassen/ ist auch in Ost-Indien bey den Edelen und bey der Soldatesca gebräuchlich/ und durch ein Königliches Edict anbefohlen worden. Dann nachdem der König in Indien wahr genommen/ daß die Frauen zu fleischlichen Lüsten sehr geneigt/ und mit ihren eigenen Männern allein nicht vergnüget waren/ dieselbe mit einigem Gifft / nachdem sie ihnen gram worden/ hingerichtet/ dadurch dann der König viel Mannschafft verlohren/ und grossen Schaden erlitten/ hat er ein solches Gebott publiciren lassen: Daß alle/ so ehrliche Frauen seyn wollen/ zu Bezeugung ihrer Ehrbarkeit und Liebe gegen ihren Männern/ sich nach deren Todt mit deroselben Leichen sollen verbrennen lassen; So aber eine sich nicht verbrennen lassen will/ wird sie zwar nicht dazu gezwungen/ aber vor eine Hure gehalten / und in keiner ehrlichen Gesellschafft unter ihnen zu sitzen geduldet. Aber heutiges Tages können die meiste deß Feuers Hitze so wol nicht mehr vertragen / sondern wollen lieber ihre Haare abschneiden/ und als unehrliche Weiber davon gehen.

Die Bramanes glauben zwar/ daß ein oberster Gott ist/ der alles regiert/ aber ihren Pagodden stellen sie als einen Advocaten und Vorsprecher neben denselben / umb alles Heil und Wolfahrt ihnen zuwege zu bringen. Sie glauben auch die Unsterbligkeit der Seelen/ aber auf die Weise wie Pythagoras, nemlich daß die Seele auß einem Leibe in den andern/ als in der Menschen/ der Thiere und Baum-Gewächse versetzt werde.

Von den Türcken.

DIe Türcken/ so in dem kleinen Asta/ und in dem gegen Morgen belegenen Theil Europae gebohren und erzogen worden/ seynd ins gemein guter complexion, wohlgestalt an Leibe/ zu den Venus-Wercken sehr geneiget/ und eifferig in ihrer Religion; ihre Häupter lassen sie kahl abscheren/ allein oben auff der Scheitel behalten sie einen Zopff/ sie tragen lange Bärte zum Zeichen ihrer Mannhafftigkeit.

Die Kleidung der Türcken bestehet in langen köstlichen Röcken/ das Haupt bedecken sie mit einem weissen Bund; aber die/ so von Mahomets Geschlecht sind / tragen grüne Bänder und Livereyen.

Die Frauen seyn klein/ dick und rund von Person/ köstlich und zierlich auf ihre Weise außgeputzt/ wann sie außgehen/ welches doch selten geschicht. Ihr Angesicht bedecken sie mit seidenen

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[14/0026] mit ihren abgestorbenen Männern lebendig verbrennen lassen/ ist auch in Ost-Indien bey den Edelen und bey der Soldatesca gebräuchlich/ und durch ein Königliches Edict anbefohlen worden. Dann nachdem der König in Indien wahr genommen/ daß die Frauen zu fleischlichen Lüsten sehr geneigt/ und mit ihren eigenen Männern allein nicht vergnüget waren/ dieselbe mit einigem Gifft / nachdem sie ihnen gram worden/ hingerichtet/ dadurch dann der König viel Mannschafft verlohren/ und grossen Schaden erlitten/ hat er ein solches Gebott publiciren lassen: Daß alle/ so ehrliche Frauen seyn wollen/ zu Bezeugung ihrer Ehrbarkeit und Liebe gegen ihren Männern/ sich nach deren Todt mit deroselben Leichen sollen verbrennen lassen; So aber eine sich nicht verbrennen lassen will/ wird sie zwar nicht dazu gezwungen/ aber vor eine Hure gehalten / und in keiner ehrlichen Gesellschafft unter ihnen zu sitzen geduldet. Aber heutiges Tages können die meiste deß Feuers Hitze so wol nicht mehr vertragen / sondern wollen lieber ihre Haare abschneiden/ und als unehrliche Weiber davon gehen. Die Bramanes glauben zwar/ daß ein oberster Gott ist/ der alles regiert/ aber ihren Pagodden stellen sie als einen Advocaten und Vorsprecher neben denselben / umb alles Heil und Wolfahrt ihnen zuwege zu bringen. Sie glauben auch die Unsterbligkeit der Seelen/ aber auf die Weise wie Pythagoras, nemlich daß die Seele auß einem Leibe in den andern/ als in der Menschen/ der Thiere und Baum-Gewächse versetzt werde. Von den Türcken. DIe Türcken/ so in dem kleinen Asta/ und in dem gegen Morgen belegenen Theil Europae gebohren und erzogen worden/ seynd ins gemein guter complexion, wohlgestalt an Leibe/ zu den Venus-Wercken sehr geneiget/ und eifferig in ihrer Religion; ihre Häupter lassen sie kahl abscheren/ allein oben auff der Scheitel behalten sie einen Zopff/ sie tragen lange Bärte zum Zeichen ihrer Mannhafftigkeit. Die Kleidung der Türcken bestehet in langen köstlichen Röcken/ das Haupt bedecken sie mit einem weissen Bund; aber die/ so von Mahomets Geschlecht sind / tragen grüne Bänder und Livereyen. Die Frauen seyn klein/ dick und rund von Person/ köstlich und zierlich auf ihre Weise außgeputzt/ wann sie außgehen/ welches doch selten geschicht. Ihr Angesicht bedecken sie mit seidenen

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Zitationshilfe: Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/26>, abgerufen am 26.04.2024.