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Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687.

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Überthat mit verzierung und anzihung ihrer besten Kleider und so weiter. Oben über die Grabstellen/ stellen sie das Bildniß des verstorbenen in Holtz außgeschnitten. Das gemeine Volck setzet etwas von ihren Handwerck/ und die Soldaten einige Wapen auf ihr Grab. Unter vielen Festtagen/ die sie mit tantzen/ heulen und klingen feyren/ ist das vornehmste/ welches sie der Sonnen zugeeignet/ mit grosser solemnität und Pracht. Dies wird gehalten im Monat Junio/ umb welche Zeit eine grosse Menge Einwohner von allerhand Stände und Condition nach der Haubt-Stad Cusco sich begeben; kein Frembdling darff alsdann in Cusco bleiben/ so lange daß Fest währet/ am Ende desselben aber werden sie wieder eingelassen/ und einem jeden ein stücklein Brod präsentiret/ daß sie durch das essen von denselben ihre Treu gegen den Ingua oder König bezeugen.

Ein jeder wendet all sein vermögen daran/ auffs herrligste alda zu erscheinen; Sie halten vorher 3. Fasttage/ hernach erscheinen sie vor der Sonnen Aufgang auf einem weiten Marck/ alwo sie auff der Erden auff die Hacken niedersitzend den aufgang der Sonnen erwarten/ und sobald sie dieselbe vernehmen/ breiten sie ihre Arme und Hände weit aus/ und küssen gleichsam mit offenen Munde die auffgehende Sonne. Darauff nimbt der König 2. güldene Becher/ mit einen gewissen Geträncke gefüllet/ wovon der eine der Sonnen auffgeopfert wird / und auß dem andern trincket zu erst der König/ und darnach die so vom Königlichen Geschlechte seyn. Hernacher opfert ein jeder Gold und Silber / welches den Sonnen-Priestern überliefert wird; Und darauff wird dieser Tag und die folgende acht Tage mit Essen und Trincken und allerhand Freuden-Zeichen durchgebracht.

Von den Chilesern.

DIe Einwohner des Landes Chili/ in [unleserliches Material]em Südlichen Theil Americae oder West-Indien gelegen/ seyn kluge Leute/ groß und geob von Leibe und Gliedern / weiß von Farben; Sie lassen ihre Haar lang wachsen/ welches die Frauen sehr artig im Nacken auffbinden. Sie pflegten vormahls gantz nacket zu gehen / nunmehr aber fangen sie an zur Kleidung sich zu gewehnen/ und tragen so wol die Männer als die Frauen lange Röcke von Schaff-Wollen zu gerichtet/ die von der Schulter an biß an die Enckel nieder hangen.

Es ist bey ihnen/ wie bey vielen anderen Nationen/ der Gebrauch/ daß sie viel Frauen nehme/ und wer viel Töchter hat/ wird bey ihnen vor Reich geschätzet/ die

Überthat mit verzierung und anzihung ihrer besten Kleider und so weiter. Oben über die Grabstellen/ stellen sie das Bildniß des verstorbenen in Holtz außgeschnitten. Das gemeine Volck setzet etwas von ihren Handwerck/ und die Soldaten einige Wapen auf ihr Grab. Unter vielen Festtagen/ die sie mit tantzen/ heulen und klingen feyren/ ist das vornehmste/ welches sie der Sonnen zugeeignet/ mit grosser solemnität und Pracht. Dies wird gehalten im Monat Junio/ umb welche Zeit eine grosse Menge Einwohner von allerhand Ständë uñ Condition nach der Haubt-Stad Cusco sich begeben; kein Frembdling darff alsdann in Cusco bleiben/ so lange daß Fest währet/ am Ende desselben aber werden sie wieder eingelassen/ und einem jeden ein stücklein Brod präsentiret/ daß sie durch das essen von denselben ihre Treu gegen den Ingua oder König bezeugen.

Ein jeder wendet all sein vermögen daran/ auffs herrligste alda zu erscheinen; Sie halten vorher 3. Fasttage/ hernach erscheinen sie vor der Sonnen Aufgang auf einem weiten Marck/ alwo sie auff der Erden auff die Hacken niedersitzend den aufgang der Sonnen erwarten/ und sobald sie dieselbe vernehmen/ breiten sie ihre Arme und Hände weit aus/ und küssen gleichsam mit offenen Munde die auffgehende Sonne. Darauff nimbt der König 2. güldene Becher/ mit einen gewissen Geträncke gefüllet/ wovon der eine der Sonnen auffgeopfert wird / uñ auß dem andern trincket zu erst der König/ und darnach die so vom Königlichen Geschlechte seyn. Hernacher opfert ein jeder Gold und Silber / welches den Sonnen-Priestern überliefert wird; Und darauff wird dieser Tag und die folgende acht Tage mit Essen und Trincken und allerhand Freuden-Zeichen durchgebracht.

Von den Chilesern.

DIe Einwohner des Landes Chili/ in [unleserliches Material]em Südlichen Theil Americae oder West-Indien gelegen/ seyn kluge Leute/ groß und geob von Leibe und Gliedern / weiß von Farben; Sie lassen ihre Haar lang wachsen/ welches die Frauen sehr artig im Nacken auffbinden. Sie pflegten vormahls gantz nacket zu gehen / nunmehr aber fangen sie an zur Kleidung sich zu gewehnen/ und tragen so wol die Männer als die Frauen lange Röcke von Schaff-Wollen zu gerichtet/ die von der Schulter an biß an die Enckel nieder hangen.

Es ist bey ihnen/ wie bey vielen anderen Nationen/ der Gebrauch/ daß sie viel Frauen nehmë/ uñ wer viel Töchter hat/ wird bey ihnen vor Reich geschätzet/ die

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[55/0067] Überthat mit verzierung und anzihung ihrer besten Kleider und so weiter. Oben über die Grabstellen/ stellen sie das Bildniß des verstorbenen in Holtz außgeschnitten. Das gemeine Volck setzet etwas von ihren Handwerck/ und die Soldaten einige Wapen auf ihr Grab. Unter vielen Festtagen/ die sie mit tantzen/ heulen und klingen feyren/ ist das vornehmste/ welches sie der Sonnen zugeeignet/ mit grosser solemnität und Pracht. Dies wird gehalten im Monat Junio/ umb welche Zeit eine grosse Menge Einwohner von allerhand Ständë uñ Condition nach der Haubt-Stad Cusco sich begeben; kein Frembdling darff alsdann in Cusco bleiben/ so lange daß Fest währet/ am Ende desselben aber werden sie wieder eingelassen/ und einem jeden ein stücklein Brod präsentiret/ daß sie durch das essen von denselben ihre Treu gegen den Ingua oder König bezeugen. Ein jeder wendet all sein vermögen daran/ auffs herrligste alda zu erscheinen; Sie halten vorher 3. Fasttage/ hernach erscheinen sie vor der Sonnen Aufgang auf einem weiten Marck/ alwo sie auff der Erden auff die Hacken niedersitzend den aufgang der Sonnen erwarten/ und sobald sie dieselbe vernehmen/ breiten sie ihre Arme und Hände weit aus/ und küssen gleichsam mit offenen Munde die auffgehende Sonne. Darauff nimbt der König 2. güldene Becher/ mit einen gewissen Geträncke gefüllet/ wovon der eine der Sonnen auffgeopfert wird / uñ auß dem andern trincket zu erst der König/ und darnach die so vom Königlichen Geschlechte seyn. Hernacher opfert ein jeder Gold und Silber / welches den Sonnen-Priestern überliefert wird; Und darauff wird dieser Tag und die folgende acht Tage mit Essen und Trincken und allerhand Freuden-Zeichen durchgebracht. Von den Chilesern. DIe Einwohner des Landes Chili/ in _ em Südlichen Theil Americae oder West-Indien gelegen/ seyn kluge Leute/ groß und geob von Leibe und Gliedern / weiß von Farben; Sie lassen ihre Haar lang wachsen/ welches die Frauen sehr artig im Nacken auffbinden. Sie pflegten vormahls gantz nacket zu gehen / nunmehr aber fangen sie an zur Kleidung sich zu gewehnen/ und tragen so wol die Männer als die Frauen lange Röcke von Schaff-Wollen zu gerichtet/ die von der Schulter an biß an die Enckel nieder hangen. Es ist bey ihnen/ wie bey vielen anderen Nationen/ der Gebrauch/ daß sie viel Frauen nehmë/ uñ wer viel Töchter hat/ wird bey ihnen vor Reich geschätzet/ die

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Zitationshilfe: Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/67>, abgerufen am 27.04.2024.