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Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687.

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derer Kräuter. Im Winter sucht es sein Unterhalt von den weißen Mooß auff den Bergen/ und ob es schon dick überschneyet ist/ weiß es doch dasselbe unter dem Schnee herauß zu graben. Die Fortzeugung geschicht wie der Hirschen und Hinden. Das Alter wird bey des Hirschen abgemessen.

Die Rheen übertreffen die Hirschen und Hinden und andere Thiere in ihren geschwinden und schnellen Lauf sehr weit; Die Lappen und Samojeder gebrauchen diese Thier sehr viel/ vor ihren Schlitten zu spannen/ und können in kurtzer Zeit einen ungläublichen Weg damit fortreisen. Herberstein erzehlet also davon: Sie werden/ sagt er/ vor eine Schlitten gespannen/ welcher wie ein fischer Kahn gestalt ist/ darinnen wird der Mensch/ damit er durch den schnellen Lauff dieser Thiere nicht herauß falle/ fäst angebunden; den Zaum/ damit er diese Thiere regiret/ hält er in der lincken Hand/ und in der rechten einen Stecken / damit er den Schlitten/ wann derselbe etwa auff eine Seite fiele / unterstützen und wieder auffrichten kan. Er sagt auch/ daß er auff diese Weise 20. Meylen in einen Tage abgelegt/ und zu letzt das Rhee/ so vor den Schlitten gespannen war/ loß und frey habe weg lauffen lassen/ und daß das Thier wieder zu seinen Herrn und alten Stall eingekehret sey.

Von dem Hirschbock.

DIß Thier hat/ dem Ansehen nach/ seinen Namen von dem Hirsch und den Bock / wegen der ähnlichkeit/ so es mit beyden hat/ bekommen/ doch gleichet es einem Bock sehr wenig/ aber einen Hirsch sehr wohl/ außerhalb daß es viel grösser als der Hirsch/ und an dem Halse mit sehr langen Haarzöpffen behangen ist. Der oberste Theil des Rücken ist asch-grau/ der Bauch schwärtzlich/ und der Unterbauch gantz schwartz-Die Hörner auff den Haupt seyn sehr lang/ und in verschiedene breite Zacken außgebreitet/ welche er im Lauffen hinten auff den Rücken niederlegt.

Der Hirschbock unterhält sich in den Wäldern der nordischen Ländern. Man hat auch einige in Meyßen in den Waldern ohnweit Bohemen gefangen.

Er suchet seines lebens Unterhalt von den Früchten der Gebüsche/ und Mooß der Bäumen.

Man hält davor/ das dies Thier sehr starck und streitbahr sey/ und sich wieder seine Feinde unerschrocken und tapffer zur Gegenwehr stelle.

derer Kräuter. Im Winter sucht es sein Unterhalt von den weißen Mooß auff den Bergen/ und ob es schon dick überschneyet ist/ weiß es doch dasselbe unter dem Schnee herauß zu graben. Die Fortzeugung geschicht wie der Hirschen und Hinden. Das Alter wird bey des Hirschen abgemessen.

Die Rheen übertreffen die Hirschen und Hinden und andere Thiere in ihren geschwinden und schnellen Lauf sehr weit; Die Lappen und Samojeder gebrauchen diese Thier sehr viel/ vor ihren Schlitten zu spannen/ und können in kurtzer Zeit einen ungläublichen Weg damit fortreisen. Herberstein erzehlet also davon: Sie werden/ sagt er/ vor eine Schlitten gespannen/ welcher wie ein fischer Kahn gestalt ist/ darinnen wird der Mensch/ damit er durch den schnellen Lauff dieser Thiere nicht herauß falle/ fäst angebunden; den Zaum/ damit er diese Thiere regiret/ hält er in der lincken Hand/ und in der rechten einen Stecken / damit er den Schlitten/ wann derselbe etwa auff eine Seite fiele / unterstützen und wieder auffrichten kan. Er sagt auch/ daß er auff diese Weise 20. Meylen in einen Tage abgelegt/ und zu letzt das Rhee/ so vor den Schlitten gespannen war/ loß und frey habe weg lauffen lassen/ und daß das Thier wieder zu seinen Herrn und alten Stall eingekehret sey.

Von dem Hirschbock.

DIß Thier hat/ dem Ansehen nach/ seinen Namen von dem Hirsch und den Bock / wegen der ähnlichkeit/ so es mit beyden hat/ bekommen/ doch gleichet es einem Bock sehr wenig/ aber einen Hirsch sehr wohl/ außerhalb daß es viel grösser als der Hirsch/ und an dem Halse mit sehr langen Haarzöpffen behangen ist. Der oberste Theil des Rücken ist asch-grau/ der Bauch schwärtzlich/ und der Unterbauch gantz schwartz-Die Hörner auff den Haupt seyn sehr lang/ und in verschiedene breite Zacken außgebreitet/ welche er im Lauffen hinten auff den Rücken niederlegt.

Der Hirschbock unterhält sich in den Wäldern der nordischen Ländern. Man hat auch einige in Meyßen in den Waldern ohnweit Bohemen gefangen.

Er suchet seines lebens Unterhalt von den Früchten der Gebüsche/ und Mooß der Bäumen.

Man hält davor/ das dies Thier sehr starck und streitbahr sey/ und sich wieder seine Feinde unerschrocken und tapffer zur Gegenwehr stelle.

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        <p>DIß Thier hat/ dem Ansehen nach/ seinen Namen von dem Hirsch und den Bock /                      wegen der ähnlichkeit/ so es mit beyden hat/ bekommen/ doch gleichet es einem                      Bock sehr wenig/ aber einen Hirsch sehr wohl/ außerhalb daß es viel grösser                      als der Hirsch/ und an dem Halse mit sehr langen Haarzöpffen behangen ist. Der                      oberste Theil des Rücken ist asch-grau/ der Bauch schwärtzlich/ und der                      Unterbauch gantz schwartz-Die Hörner auff den Haupt seyn sehr lang/ und in                      verschiedene breite Zacken außgebreitet/ welche er im Lauffen hinten auff den                      Rücken niederlegt.</p>
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        <p>Er suchet seines lebens Unterhalt von den Früchten der Gebüsche/ und Mooß der                      Bäumen.</p>
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[30/0034] derer Kräuter. Im Winter sucht es sein Unterhalt von den weißen Mooß auff den Bergen/ und ob es schon dick überschneyet ist/ weiß es doch dasselbe unter dem Schnee herauß zu graben. Die Fortzeugung geschicht wie der Hirschen und Hinden. Das Alter wird bey des Hirschen abgemessen. Die Rheen übertreffen die Hirschen und Hinden und andere Thiere in ihren geschwinden und schnellen Lauf sehr weit; Die Lappen und Samojeder gebrauchen diese Thier sehr viel/ vor ihren Schlitten zu spannen/ und können in kurtzer Zeit einen ungläublichen Weg damit fortreisen. Herberstein erzehlet also davon: Sie werden/ sagt er/ vor eine Schlitten gespannen/ welcher wie ein fischer Kahn gestalt ist/ darinnen wird der Mensch/ damit er durch den schnellen Lauff dieser Thiere nicht herauß falle/ fäst angebunden; den Zaum/ damit er diese Thiere regiret/ hält er in der lincken Hand/ und in der rechten einen Stecken / damit er den Schlitten/ wann derselbe etwa auff eine Seite fiele / unterstützen und wieder auffrichten kan. Er sagt auch/ daß er auff diese Weise 20. Meylen in einen Tage abgelegt/ und zu letzt das Rhee/ so vor den Schlitten gespannen war/ loß und frey habe weg lauffen lassen/ und daß das Thier wieder zu seinen Herrn und alten Stall eingekehret sey. Von dem Hirschbock. DIß Thier hat/ dem Ansehen nach/ seinen Namen von dem Hirsch und den Bock / wegen der ähnlichkeit/ so es mit beyden hat/ bekommen/ doch gleichet es einem Bock sehr wenig/ aber einen Hirsch sehr wohl/ außerhalb daß es viel grösser als der Hirsch/ und an dem Halse mit sehr langen Haarzöpffen behangen ist. Der oberste Theil des Rücken ist asch-grau/ der Bauch schwärtzlich/ und der Unterbauch gantz schwartz-Die Hörner auff den Haupt seyn sehr lang/ und in verschiedene breite Zacken außgebreitet/ welche er im Lauffen hinten auff den Rücken niederlegt. Der Hirschbock unterhält sich in den Wäldern der nordischen Ländern. Man hat auch einige in Meyßen in den Waldern ohnweit Bohemen gefangen. Er suchet seines lebens Unterhalt von den Früchten der Gebüsche/ und Mooß der Bäumen. Man hält davor/ das dies Thier sehr starck und streitbahr sey/ und sich wieder seine Feinde unerschrocken und tapffer zur Gegenwehr stelle.

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Zitationshilfe: Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz02_1678/34>, abgerufen am 27.04.2024.