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Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687.

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Daß sie aber nicht allein in Indien/ sondern auch in China/ Persien/ Africa und Ägypten gefunden werden/ haben einige schrifftlich hinterlassen; man sagt auch/ daß sie allein mit wollriechenden Kräutern sich ernähren/ und vornehmlich mit den Narden/ wovon der Muscus/ oder das Blut/ welches um den Nabel zusammen läufft/ seinen lieblichen Geruch bekombt.

Die Muscus-Geiß ist über alle massen schnell und wird daher auch selten lebendig gefangen.

Der Muscus wird von den Ärtzten seiner Tugend nach wieder das Zittern/ Ohnmacht / und Winde offtmahls mit grossen Nutzen innerlich zu gebrauchen vorgeschrieben. Außwerts gebraucht man ihn zu Riechbällen/ Rauchwerck/ Seiffen/ Salben / Mund- und Haar-Poudre, und dergleichen/ doch können einige Frauwen den so wol innerlichen als eußerliche Gebrauch nicht ertragen/ weil die Auffsteigung der Mutter dadurch in ihnen erwecket wird. Es wird der Muscus auff verschiedene Weise verfälschet/ und an stat des auffrichtigen/ den Unkündigen hingegeben.

Von der Bezoar-Geiß.

INter den verschiedenen Beschreibungen der Bezoar-Geissen/ scheinet des neubegierigen Jacobi Bontii Beschreibung dieses Geschlecht am besten außzutrücken. Diese Geißen/ sagt er/ seyn nicht weit unterschieden von den Geißen in Europa/ nur allein daß sie geradere und längere Hörner haben/ und etliche seyn geflecket wie die Tyger/ gar schön anzusehen. Sothaner Gestalt seyn die zween/ welche auff dem Batavischen Castel täglich gezeiget werden. In dem Magen dieses Thiers wächset der Bezoar-Stein/ welcher diesen elenden Böcken und Ziegen/ so beschwärlich ist/ als den Menschen der Nieren- oder Blasen-Stein: Daher sie auch/ nachdem sie selbige grösser oder kleiner/ einen oder mehr bey ihnen tragen/ ihnen desto beschwärlicher/ und schmertzlicher abgehen/ welches die überlose Persianer und Armenianer sehr wol wissen.

Der Ursprung dieses Steins wird einem sichern Kraut/ welches sie gern essen / zugeschrieben/ den Saffran und Colchis oder Hermodactylis nicht gar ohngleich / welches auch der angezogener Autor/ auß dem Gezeugnis des P. Teixera, und anderer Kaufleute/ bekräfftiget.

Daß sie aber nicht allein in Indien/ sondern auch in China/ Persien/ Africa und Ägypten gefunden werden/ haben einige schrifftlich hinterlassen; man sagt auch/ daß sie allein mit wollriechenden Kräutern sich ernähren/ und vornehmlich mit den Narden/ wovon der Muscus/ oder das Blut/ welches um den Nabel zusammen läufft/ seinen lieblichen Geruch bekombt.

Die Muscus-Geiß ist über alle massen schnell und wird daher auch selten lebendig gefangen.

Der Muscus wird von den Ärtzten seiner Tugend nach wieder das Zittern/ Ohnmacht / und Winde offtmahls mit grossen Nutzen innerlich zu gebrauchen vorgeschrieben. Außwerts gebraucht man ihn zu Riechbällen/ Rauchwerck/ Seiffen/ Salben / Mund- und Haar-Poudre, und dergleichen/ doch können einige Frauwen den so wol innerlichen als eußerlichë Gebrauch nicht ertragen/ weil die Auffsteigung der Mutter dadurch in ihnen erwecket wird. Es wird der Muscus auff verschiedene Weise verfälschet/ und an stat des auffrichtigen/ den Unkündigen hingegeben.

Von der Bezoar-Geiß.

INter den verschiedenen Beschreibungen der Bezoar-Geissen/ scheinet des neubegierigen Jacobi Bontii Beschreibung dieses Geschlecht am besten außzutrücken. Diese Geißen/ sagt er/ seyn nicht weit unterschieden von den Geißen in Europa/ nur allein daß sie geradere und längere Hörner haben/ und etliche seyn geflecket wie die Tyger/ gar schön anzusehen. Sothaner Gestalt seyn die zween/ welche auff dem Batavischen Castel täglich gezeiget werden. In dem Magen dieses Thiers wächset der Bezoar-Stein/ welcher diesen elenden Böcken und Ziegen/ so beschwärlich ist/ als den Menschen der Nieren- oder Blasen-Stein: Daher sie auch/ nachdem sie selbige grösser oder kleiner/ einen oder mehr bey ihnen tragen/ ihnen desto beschwärlicher/ und schmertzlicher abgehen/ welches die überlose Persianer und Armenianer sehr wol wissen.

Der Ursprung dieses Steins wird einem sichern Kraut/ welches sie gern essen / zugeschrieben/ den Saffran und Colchis oder Hermodactylis nicht gar ohngleich / welches auch der angezogener Autor/ auß dem Gezeugnis des P. Teixera, und anderer Kaufleute/ bekräfftiget.

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        <p>Die Muscus-Geiß ist über alle massen schnell und wird daher auch selten lebendig                      gefangen.</p>
        <p>Der Muscus wird von den Ärtzten seiner Tugend nach wieder das Zittern/ Ohnmacht                     / und Winde offtmahls mit grossen Nutzen innerlich zu gebrauchen vorgeschrieben.                      Außwerts gebraucht man ihn zu Riechbällen/ Rauchwerck/ Seiffen/ Salben /                      Mund- und Haar-Poudre, und dergleichen/ doch können einige Frauwen den so wol                      innerlichen als eußerlichë Gebrauch nicht ertragen/ weil die Auffsteigung der                      Mutter dadurch in ihnen erwecket wird. Es wird der Muscus auff verschiedene                      Weise verfälschet/ und an stat des auffrichtigen/ den Unkündigen                      hingegeben.</p>
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[62/0066] Daß sie aber nicht allein in Indien/ sondern auch in China/ Persien/ Africa und Ägypten gefunden werden/ haben einige schrifftlich hinterlassen; man sagt auch/ daß sie allein mit wollriechenden Kräutern sich ernähren/ und vornehmlich mit den Narden/ wovon der Muscus/ oder das Blut/ welches um den Nabel zusammen läufft/ seinen lieblichen Geruch bekombt. Die Muscus-Geiß ist über alle massen schnell und wird daher auch selten lebendig gefangen. Der Muscus wird von den Ärtzten seiner Tugend nach wieder das Zittern/ Ohnmacht / und Winde offtmahls mit grossen Nutzen innerlich zu gebrauchen vorgeschrieben. Außwerts gebraucht man ihn zu Riechbällen/ Rauchwerck/ Seiffen/ Salben / Mund- und Haar-Poudre, und dergleichen/ doch können einige Frauwen den so wol innerlichen als eußerlichë Gebrauch nicht ertragen/ weil die Auffsteigung der Mutter dadurch in ihnen erwecket wird. Es wird der Muscus auff verschiedene Weise verfälschet/ und an stat des auffrichtigen/ den Unkündigen hingegeben. Von der Bezoar-Geiß. INter den verschiedenen Beschreibungen der Bezoar-Geissen/ scheinet des neubegierigen Jacobi Bontii Beschreibung dieses Geschlecht am besten außzutrücken. Diese Geißen/ sagt er/ seyn nicht weit unterschieden von den Geißen in Europa/ nur allein daß sie geradere und längere Hörner haben/ und etliche seyn geflecket wie die Tyger/ gar schön anzusehen. Sothaner Gestalt seyn die zween/ welche auff dem Batavischen Castel täglich gezeiget werden. In dem Magen dieses Thiers wächset der Bezoar-Stein/ welcher diesen elenden Böcken und Ziegen/ so beschwärlich ist/ als den Menschen der Nieren- oder Blasen-Stein: Daher sie auch/ nachdem sie selbige grösser oder kleiner/ einen oder mehr bey ihnen tragen/ ihnen desto beschwärlicher/ und schmertzlicher abgehen/ welches die überlose Persianer und Armenianer sehr wol wissen. Der Ursprung dieses Steins wird einem sichern Kraut/ welches sie gern essen / zugeschrieben/ den Saffran und Colchis oder Hermodactylis nicht gar ohngleich / welches auch der angezogener Autor/ auß dem Gezeugnis des P. Teixera, und anderer Kaufleute/ bekräfftiget.

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Zitationshilfe: Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 2. Osnabrück, 1687, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz02_1678/66>, abgerufen am 26.04.2024.