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Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 4. Osnabrück, 1687.

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über zweyhundert Pfund gewogen/ welchen Ihre Churfürstl. Durchl. vor eben soviel Gülden gekauffet.

Der Stör ist im Wasser sehr starck/ wie auch imgleichen auff dem Lande/ wann er sich auff seinen Bauch richtet/ massen er alsdann einen starcken Mann niederschlagen/ und grosse Stücke Holtz mitten durchstossen/ ja gar dißweilen Feuer auß den Steinen schlagen kan. Dannenhero die Fischer sehr vorsichtig sein müssen/ daß er ihnen die Beine nicht entzwey schlagen möge.

Von dem Kabliau- und Schelfisch.

WIr wollen alle die unterschiedliche Nahmen/ so in griechischund lateinischer Sprache diesen Fischen bey unterschiedliche Schribenten zugelegt werden / vorüber gehen/ und allein die teutsche Benennung behalten. Die Junge werden Bolcken/ und die Alten Kabliauen von den Nieder-Sachsen und Holländern genannt. Dieser ist sehr groß/ und bey die drey Ellen lang; auff dem Rücken schwärtzlich/ und am Bauche weiß/ der Kopff ist breit/ daß Maul groß / vor welchem rundherumb sich ein Krüll sehen lässet/ der Bauch ist bunt/ und gar dick/ worinnen eine grosse weisse Leber/ wie imgleichen gemeiniglich Milch oder Rogen verschlossen ist; Die Leber/ wann sie frisch und unverdorben/ und sobald sie auß dem Fisch genommen/ gekocht wird/ schmecket sehr anmuthig/ und übertrifft fast alle andre Lebern: Dieses wissen die Fischhöckers wohl/ darumb zacken sie ein Theil der Leber hinweg/ welches sie in ihren Fischhelter / parthieren/ und die Käuffere also darunter verkürtzen welches sie dann entweder andren verkauffen/ oder doch zu Hauß mit den ihrigen durchbringen und verzehren.

Diese Fische enthalten sich in Schlupff-Winckeln/ und wann sie schwimmen / gemeiniglich mitten in der See/ da andre Fische sich vor der Kälte verbergen / verkräucht sich dieser allermeist in den Hundstagen/ bedecket sich offtmahls mit Sand/ weßwegen er vermuthlich den Nahmen bekommen/ daß er von den Preussen Sandi genannt wird. Zu Rom ist er Vorzeiten im Gebrauch der Speise nechst dem Stör gehalten/ welcher zu Zeiten Trajani in solchem Preiß war/ daß sie mit Pfeiffen und gekrönet zu Tische gebracht wurden: Nunmehro ist der Kabliau bey den mittnächtigen Völckern gantz gemein/ die Holländer und umbliegende Nationen haben dessen eine überflüssige Probe und Geschmack; Die jenige welche an dem Strande bey Schevelingen/ und andren Strandgründen gefange werde

über zweyhundert Pfund gewogen/ welchen Ihre Churfürstl. Durchl. vor eben soviel Gülden gekauffet.

Der Stör ist im Wasser sehr starck/ wie auch imgleichen auff dem Lande/ wann er sich auff seinen Bauch richtet/ massen er alsdann einen starcken Mann niederschlagen/ und grosse Stücke Holtz mitten durchstossen/ ja gar dißweilen Feuer auß den Steinen schlagen kan. Dannenhero die Fischer sehr vorsichtig sein müssen/ daß er ihnen die Beine nicht entzwey schlagen möge.

Von dem Kabliau- und Schelfisch.

WIr wollen alle die unterschiedliche Nahmen/ so in griechischund lateinischer Sprache diesen Fischen bey unterschiedlichë Schribenten zugelegt werden / vorüber gehen/ und allein die teutsche Benennung behalten. Die Junge werden Bolcken/ und die Alten Kabliauen von den Nieder-Sachsen und Holländern genañt. Dieser ist sehr groß/ und bey die drey Ellen lang; auff dem Rücken schwärtzlich/ und am Bauche weiß/ der Kopff ist breit/ daß Maul groß / vor welchem rundherumb sich ein Krüll sehen lässet/ der Bauch ist bunt/ und gar dick/ worinnen eine grosse weisse Leber/ wie imgleichen gemeiniglich Milch oder Rogen verschlossen ist; Die Leber/ wann sie frisch und unverdorben/ und sobald sie auß dem Fisch genommen/ gekocht wird/ schmecket sehr anmuthig/ und übertrifft fast alle andre Lebern: Dieses wissen die Fischhöckers wohl/ darumb zacken sie ein Theil der Leber hinweg/ welches sie in ihren Fischhelter / parthieren/ und die Käuffere also darunter verkürtzen welches sie dann entweder andren verkauffen/ oder doch zu Hauß mit den ihrigen durchbringen und verzehren.

Diese Fische enthalten sich in Schlupff-Winckeln/ und wann sie schwimmen / gemeiniglich mitten in der See/ da andre Fische sich vor der Kälte verbergen / verkräucht sich dieser allermeist in den Hundstagen/ bedecket sich offtmahls mit Sand/ weßwegen er vermuthlich den Nahmen bekommen/ daß er von den Preussen Sandi genannt wird. Zu Rom ist er Vorzeiten im Gebrauch der Speise nechst dem Stör gehalten/ welcher zu Zeiten Trajani in solchem Preiß war/ daß sie mit Pfeiffen und gekrönet zu Tische gebracht wurden: Nunmehro ist der Kabliau bey den mittnächtigen Völckern gantz gemein/ die Holländer und umbliegende Nationen haben dessen eine überflüssige Probe und Geschmack; Die jenige welche an dem Strande bey Schevelingen/ und andren Strandgründen gefangë werdë

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[267/0035] über zweyhundert Pfund gewogen/ welchen Ihre Churfürstl. Durchl. vor eben soviel Gülden gekauffet. Der Stör ist im Wasser sehr starck/ wie auch imgleichen auff dem Lande/ wann er sich auff seinen Bauch richtet/ massen er alsdann einen starcken Mann niederschlagen/ und grosse Stücke Holtz mitten durchstossen/ ja gar dißweilen Feuer auß den Steinen schlagen kan. Dannenhero die Fischer sehr vorsichtig sein müssen/ daß er ihnen die Beine nicht entzwey schlagen möge. Von dem Kabliau- und Schelfisch. WIr wollen alle die unterschiedliche Nahmen/ so in griechischund lateinischer Sprache diesen Fischen bey unterschiedlichë Schribenten zugelegt werden / vorüber gehen/ und allein die teutsche Benennung behalten. Die Junge werden Bolcken/ und die Alten Kabliauen von den Nieder-Sachsen und Holländern genañt. Dieser ist sehr groß/ und bey die drey Ellen lang; auff dem Rücken schwärtzlich/ und am Bauche weiß/ der Kopff ist breit/ daß Maul groß / vor welchem rundherumb sich ein Krüll sehen lässet/ der Bauch ist bunt/ und gar dick/ worinnen eine grosse weisse Leber/ wie imgleichen gemeiniglich Milch oder Rogen verschlossen ist; Die Leber/ wann sie frisch und unverdorben/ und sobald sie auß dem Fisch genommen/ gekocht wird/ schmecket sehr anmuthig/ und übertrifft fast alle andre Lebern: Dieses wissen die Fischhöckers wohl/ darumb zacken sie ein Theil der Leber hinweg/ welches sie in ihren Fischhelter / parthieren/ und die Käuffere also darunter verkürtzen welches sie dann entweder andren verkauffen/ oder doch zu Hauß mit den ihrigen durchbringen und verzehren. Diese Fische enthalten sich in Schlupff-Winckeln/ und wann sie schwimmen / gemeiniglich mitten in der See/ da andre Fische sich vor der Kälte verbergen / verkräucht sich dieser allermeist in den Hundstagen/ bedecket sich offtmahls mit Sand/ weßwegen er vermuthlich den Nahmen bekommen/ daß er von den Preussen Sandi genannt wird. Zu Rom ist er Vorzeiten im Gebrauch der Speise nechst dem Stör gehalten/ welcher zu Zeiten Trajani in solchem Preiß war/ daß sie mit Pfeiffen und gekrönet zu Tische gebracht wurden: Nunmehro ist der Kabliau bey den mittnächtigen Völckern gantz gemein/ die Holländer und umbliegende Nationen haben dessen eine überflüssige Probe und Geschmack; Die jenige welche an dem Strande bey Schevelingen/ und andren Strandgründen gefangë werdë

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Zitationshilfe: Nyland, Petrus: Desz Schauplatzes Irdischer Geschöpffe. Bd. 4. Osnabrück, 1687, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz04_1678/35>, abgerufen am 26.04.2024.