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Opitz, Martin: Teutsche Pöemata und: Aristarchvs Wieder die verachtung Teutscher Sprach. Straßburg, 1624.

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Kontest du nicht Pluto finden
In der tieffen Höllen Schlundt/
In dem finsteren Abgrundt/
Ihn zuschiessen dich erwinden? Nun du seyest/ etc.
Du wilt keine Klage wissen/
Auch von denen/ die durch dich
Seind verwundet juniglich/
Thust all jhre Klag außschlissen/
Blindt bistu wol nicht: Ich glaub
Daß du seyst gewaltig taub.
Vber seiner Liebsten Bildnuß.

Auß dem Lateinischen Josephi Scaligeri.

ICh sehe was ich will/ die Tafel mir nicht leuget/
Mein Liecht wirdt durch die Kunst des Mahlers mir gezeiget/
Wann ich mein Lieb anseh/ deucht sie das Bild mich sein/
Wann ich das Bild anseh/ so kompt mein Lieb mir ein.
Wie soll sie doch in mir nicht grosse Brunst erregen?
Ihr blosses Bildnuß kan zur Liebe mich bewegen.
Sonnet
Klag einer Jungfrawen vber nahen des Alter.
ACh wo ist jetzt die Zeit/ da jederman thet gleichen
Der Rosen schöne Zier mein edele Gestallt?
Ja wol ich bin wie sie/ nun ich bin worden alt/
Eh sie der Sonnen glantz des Morgens kan erreichen/
Muß sie durch kühle Lufft der kalten Nacht verbleichen/
Vnd hat nur von dem Taw noch jhren vnderhalt/
So netzen mich jetzt auch die Thränen manigfalt/
Weil ich die junge Zeit fast habe lassen schleichen/
Kompt dann die Morgenröth/ so wirdt die Rose roth/
Ich werde schamroth auch wann ich denck an die Noth/
Doch hab ich diesen Trost/ daß gleich wie von den Winden
Die Rose/ wann der Tag sich neigt/ wirdt abgemeyt/
So
J
Konteſt du nicht Pluto finden
In der tieffen Hoͤllen Schlundt/
In dem finſteren Abgrundt/
Ihn zuſchieſſen dich erwinden? Nun du ſeyeſt/ ꝛc.
Du wilt keine Klage wiſſen/
Auch von denen/ die durch dich
Seind verwundet juniglich/
Thuſt all jhre Klag außſchliſſen/
Blindt biſtu wol nicht: Ich glaub
Daß du ſeyſt gewaltig taub.
Vber ſeiner Liebſten Bildnuß.

Auß dem Lateiniſchen Joſephi Scaligeri.

ICh ſehe was ich will/ die Tafel mir nicht leuget/
Mein Liecht wirdt durch die Kunſt des Mahlers mir gezeiget/
Wann ich mein Lieb anſeh/ deucht ſie das Bild mich ſein/
Wann ich das Bild anſeh/ ſo kompt mein Lieb mir ein.
Wie ſoll ſie doch in mir nicht groſſe Brunſt erregen?
Ihr bloſſes Bildnuß kan zur Liebe mich bewegen.
Sonnet
Klag einer Jungfrawen vber nahen des Alter.
ACh wo iſt jetzt die Zeit/ da jederman thet gleichen
Der Roſen ſchoͤne Zier mein edele Geſtallt?
Ja wol ich bin wie ſie/ nun ich bin worden alt/
Eh ſie der Sonnen glantz des Morgens kan erreichen/
Muß ſie durch kuͤhle Lufft der kalten Nacht verbleichen/
Vnd hat nur von dem Taw noch jhren vnderhalt/
So netzen mich jetzt auch die Thraͤnen manigfalt/
Weil ich die junge Zeit faſt habe laſſen ſchleichen/
Kompt dann die Morgenroͤth/ ſo wirdt die Roſe roth/
Ich werde ſchamroth auch wann ich denck an die Noth/
Doch hab ich dieſen Troſt/ daß gleich wie von den Winden
Die Roſe/ wann der Tag ſich neigt/ wirdt abgemeyt/
So
J
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[57/0077] Konteſt du nicht Pluto finden In der tieffen Hoͤllen Schlundt/ In dem finſteren Abgrundt/ Ihn zuſchieſſen dich erwinden? Nun du ſeyeſt/ ꝛc. Du wilt keine Klage wiſſen/ Auch von denen/ die durch dich Seind verwundet juniglich/ Thuſt all jhre Klag außſchliſſen/ Blindt biſtu wol nicht: Ich glaub Daß du ſeyſt gewaltig taub. Vber ſeiner Liebſten Bildnuß. Auß dem Lateiniſchen Joſephi Scaligeri. ICh ſehe was ich will/ die Tafel mir nicht leuget/ Mein Liecht wirdt durch die Kunſt des Mahlers mir gezeiget/ Wann ich mein Lieb anſeh/ deucht ſie das Bild mich ſein/ Wann ich das Bild anſeh/ ſo kompt mein Lieb mir ein. Wie ſoll ſie doch in mir nicht groſſe Brunſt erregen? Ihr bloſſes Bildnuß kan zur Liebe mich bewegen. Sonnet Klag einer Jungfrawen vber nahen des Alter. ACh wo iſt jetzt die Zeit/ da jederman thet gleichen Der Roſen ſchoͤne Zier mein edele Geſtallt? Ja wol ich bin wie ſie/ nun ich bin worden alt/ Eh ſie der Sonnen glantz des Morgens kan erreichen/ Muß ſie durch kuͤhle Lufft der kalten Nacht verbleichen/ Vnd hat nur von dem Taw noch jhren vnderhalt/ So netzen mich jetzt auch die Thraͤnen manigfalt/ Weil ich die junge Zeit faſt habe laſſen ſchleichen/ Kompt dann die Morgenroͤth/ ſo wirdt die Roſe roth/ Ich werde ſchamroth auch wann ich denck an die Noth/ Doch hab ich dieſen Troſt/ daß gleich wie von den Winden Die Roſe/ wann der Tag ſich neigt/ wirdt abgemeyt/ So J

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Zitationshilfe: Opitz, Martin: Teutsche Pöemata und: Aristarchvs Wieder die verachtung Teutscher Sprach. Straßburg, 1624, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/opitz_poemata_1624/77>, abgerufen am 27.04.2024.