behöriger Reyhe auf die 4. Flüsse begeben, alsdanndie andere Was- ser betrachten, endlich äuf das Gebürge steigen und so wohl unter als über mich schauen, was ich sonderbares antreffen möge. Man wundre sich nicht daß ich von dem See anfange, dann dieser ist eben fast das Haubtstück und die eigentliche Ursache, warum der Fichtel- Berg in der Welt so beruffen ist, und also gebühret ihm ohne Wider- rede die Oberstelle. Noch weniger aber lasse man sich es fremde vorkommen, wann ich unmittelbahr nach dem See unter denen Flüs- en am ersten zu dem Mayn schreite, dann ausser dem, daß er von Morgen gegen Abend fliesset, so Handleitet mich die Natur und Be- schaffenheit der Sachen selbst also: Jndem er sowol der considera- belste, gröste und berühmteste Fichtel-Bergische Fluß ist, als auch, daß er immediate aus dem See entspringet. Daß ich mich aber hernach lincker und nicht rechter Hand herum wende, geschiehet aus der Raison, weil die Naabe ebenfals unmittelbar aus besagtem See entsprin- get, (nicht aber die Eger und die Saal:) von dannen sie gegen Mit- tag abläuffet. Alsdann wird mich der natürliche Weg von Süden gegen Osten zur Morgenwärts fliessenden Eger, und von dieser gar herum nach Norden, zur dahin rinnenden Saal führen. Wann ich hier weit genung geschiffet, werde ich mich wieder zu- rücke begeben, und mich in denen andern Fichtel-Bergischen Was- sern erlusiigen, nachgehends aber betrachten, was in allen diesen Flüs- fen und Wassern von denen vornehmsten Vegetabilien, Animalien, und Mineralien anzutreffen. Ferner werde ich mich auf das Land begeben, und nach aller Möglichkeit von Gebürg zu Gebürg wie es aneinander hanget, steigen, und dessen Seltenheiten betrach- ten, welche ich nach allen dreyen Reichen referiren werde, wobey ver- schiedene Denckwürdigkeiten von Wunsiedel, Weissenstadt, Artz- berg, Thiersheim, Gold-Cranach, und einigen Dörffern anzutref- fen. Letzlich werde ich mit der Observation der Lufft, derselben Me- teoren, der Elevation deß Poli, auch andern Merckwürdigkeiten, und Oeconomischen Gewohnheiten diesen ersten Theil beschließen, und weil der 2te und 3te Theil ihre besondere Nachrichten geben, hiemit diesen Vortrab endigen.
Beschreib-
behoͤriger Reyhe auf die 4. Fluͤſſe begeben, alsdanndie andere Waſ- ſer betrachten, endlich aͤuf das Gebuͤrge ſteigen und ſo wohl unter als uͤber mich ſchauen, was ich ſonderbares antreffen moͤge. Man wundre ſich nicht daß ich von dem See anfange, dann dieſer iſt eben faſt das Haubtſtuͤck und die eigentliche Urſache, warum der Fichtel- Berg in der Welt ſo beruffen iſt, und alſo gebuͤhret ihm ohne Wider- rede die Oberſtelle. Noch weniger aber laſſe man ſich es fremde vorkom̃en, wann ich unmittelbahr nach dem See unter denen Fluͤſ- en am erſten zu dem Mayn ſchreite, dann auſſer dem, daß er von Morgen gegen Abend flieſſet, ſo Handleitet mich die Natur und Be- ſchaffenheit der Sachen ſelbſt alſo: Jndem er ſowol der conſidera- belſte, groͤſte und beruͤhmteſte Fichtel-Bergiſche Fluß iſt, als auch, daß er immediaté aus dem See entſpꝛinget. Daß ich mich abeꝛ hernach lincker und nicht rechteꝛ Hand heꝛum wende, geſchiehet aus deꝛ Raiſon, weil die Naabe ebenfals unmittelbar aus beſagtem See entſprin- get, (nicht aber die Eger und die Saal:) von dannen ſie gegen Mit- tag ablaͤuffet. Alsdann wird mich der natuͤrliche Weg von Suͤden gegen Oſten zur Morgenwaͤrts flieſſenden Eger, und von dieſer gar herum nach Norden, zur dahin rinnenden Saal fuͤhren. Wann ich hier weit genung geſchiffet, werde ich mich wieder zu- ruͤcke begeben, und mich in denen andern Fichtel-Bergiſchen Waſ- ſern erluſiigen, nachgehends aber betrachten, was in allen dieſen Fluͤſ- fen und Waſſern von denen vornehmſten Vegetabilien, Animalien, und Mineralien anzutreffen. Ferner werde ich mich auf das Land begeben, und nach aller Moͤglichkeit von Gebuͤrg zu Gebuͤrg wie es aneinander hanget, ſteigen, und deſſen Seltenheiten betrach- ten, welche ich nach allen dreyen Reichen referiren werde, wobey ver- ſchiedene Denckwuͤrdigkeiten von Wunſiedel, Weiſſenſtadt, Artz- berg, Thiersheim, Gold-Cranach, und einigen Doͤrffern anzutref- fen. Letzlich werde ich mit der Obſervation der Lufft, derſelben Me- teoren, der Elevation deß Poli, auch andern Merckwuͤrdigkeiten, und Oeconomiſchen Gewohnheiten dieſen erſten Theil beſchließen, und weil der 2te und 3te Theil ihre beſondere Nachrichten geben, hiemit dieſen Vortrab endigen.
Beſchreib-
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[0012]
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wundre ſich nicht daß ich von dem See anfange, dann dieſer iſt eben
faſt das Haubtſtuͤck und die eigentliche Urſache, warum der Fichtel-
Berg in der Welt ſo beruffen iſt, und alſo gebuͤhret ihm ohne Wider-
rede die Oberſtelle. Noch weniger aber laſſe man ſich es fremde
vorkom̃en, wann ich unmittelbahr nach dem See unter denen Fluͤſ-
en am erſten zu dem Mayn ſchreite, dann auſſer dem, daß er von
Morgen gegen Abend flieſſet, ſo Handleitet mich die Natur und Be-
ſchaffenheit der Sachen ſelbſt alſo: Jndem er ſowol der conſidera-
belſte, groͤſte und beruͤhmteſte Fichtel-Bergiſche Fluß iſt, als auch,
daß er immediaté aus dem See entſpꝛinget. Daß ich mich abeꝛ hernach
lincker und nicht rechteꝛ Hand heꝛum wende, geſchiehet aus deꝛ Raiſon,
weil die Naabe ebenfals unmittelbar aus beſagtem See entſprin-
get, (nicht aber die Eger und die Saal:) von dannen ſie gegen Mit-
tag ablaͤuffet. Alsdann wird mich der natuͤrliche Weg von Suͤden
gegen Oſten zur Morgenwaͤrts flieſſenden Eger, und von dieſer
gar herum nach Norden, zur dahin rinnenden Saal fuͤhren.
Wann ich hier weit genung geſchiffet, werde ich mich wieder zu-
ruͤcke begeben, und mich in denen andern Fichtel-Bergiſchen Waſ-
ſern erluſiigen, nachgehends aber betrachten, was in allen dieſen Fluͤſ-
fen und Waſſern von denen vornehmſten Vegetabilien, Animalien,
und Mineralien anzutreffen. Ferner werde ich mich auf das Land
begeben, und nach aller Moͤglichkeit von Gebuͤrg zu Gebuͤrg wie
es aneinander hanget, ſteigen, und deſſen Seltenheiten betrach-
ten, welche ich nach allen dreyen Reichen referiren werde, wobey ver-
ſchiedene Denckwuͤrdigkeiten von Wunſiedel, Weiſſenſtadt, Artz-
berg, Thiersheim, Gold-Cranach, und einigen Doͤrffern anzutref-
fen. Letzlich werde ich mit der Obſervation der Lufft, derſelben Me-
teoren, der Elevation deß Poli, auch andern Merckwuͤrdigkeiten, und
Oeconomiſchen Gewohnheiten dieſen erſten Theil beſchließen, und
weil der 2te und 3te Theil ihre beſondere Nachrichten geben, hiemit
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Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/12>, abgerufen am 26.04.2024.
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