Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

geschrieben worden sind; daß kein Zögling aufgenommen wird, der nicht erst eine gewisse Reihe unsinniger Säze, auf denen das System der Hierarchie beruht, beschworen hat; - daß den Lehrern der ausdrükliche Befehl erteilt ist, die Einwürfe freyer Denker gegen die autorisirte Theorie in ihren Vorträgen mit Stillschweigen zu übergehen; - daß Aesthetik und alle Literatur verbotene Wissenschaften sind, die nicht gelehrt werden dürfen; - daß kein Zögling des Instituts ein Buch lesen darf, wo er nicht von dem ersten Lehrer der Theologie ausdrükliche schriftliche Erlaubniß dazu erhalten hat. Ja nicht blos auf unsrer Universität liegt dieser Despotismus unsrer geistlichen Sultane; sondern er reckt seine eiserne Hand auch über die Privatbeschäftigungen lesender und denkender Bürger; über den Buchhandel, über die Volksschüler, und über das Gebiet des häuslichen Erziehers aus, und strebt und wirket unermüdet, durch die Unterjochung der Vernunft, sich im Besize seiner Vorteile zu erhalten.

geschrieben worden sind; daß kein Zögling aufgenommen wird, der nicht erst eine gewisse Reihe unsinniger Säze, auf denen das System der Hierarchie beruht, beschworen hat; – daß den Lehrern der ausdrükliche Befehl erteilt ist, die Einwürfe freyer Denker gegen die autorisirte Theorie in ihren Vorträgen mit Stillschweigen zu übergehen; – daß Aesthetik und alle Literatur verbotene Wissenschaften sind, die nicht gelehrt werden dürfen; – daß kein Zögling des Instituts ein Buch lesen darf, wo er nicht von dem ersten Lehrer der Theologie ausdrükliche schriftliche Erlaubniß dazu erhalten hat. Ja nicht blos auf unsrer Universität liegt dieser Despotismus unsrer geistlichen Sultane; sondern er reckt seine eiserne Hand auch über die Privatbeschäftigungen lesender und denkender Bürger; über den Buchhandel, über die Volksschüler, und über das Gebiet des häuslichen Erziehers aus, und strebt und wirket unermüdet, durch die Unterjochung der Vernunft, sich im Besize seiner Vorteile zu erhalten.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0156" n="152"/>
geschrieben worden sind; daß kein Zögling aufgenommen wird, der nicht erst eine gewisse Reihe unsinniger Säze, auf denen das System der Hierarchie beruht, beschworen hat; &#x2013; daß den Lehrern der ausdrükliche Befehl erteilt ist, die Einwürfe freyer Denker gegen die autorisirte Theorie in ihren Vorträgen mit Stillschweigen zu übergehen; &#x2013; daß Aesthetik und alle Literatur verbotene Wissenschaften sind, die nicht gelehrt werden dürfen; &#x2013; daß kein Zögling des Instituts ein Buch lesen darf, wo er nicht von dem ersten Lehrer der Theologie ausdrükliche schriftliche Erlaubniß dazu erhalten hat. Ja nicht blos auf unsrer Universität liegt dieser Despotismus unsrer geistlichen Sultane; sondern er reckt seine eiserne Hand auch über die Privatbeschäftigungen lesender und denkender Bürger; über den Buchhandel, über die Volksschüler, und über das Gebiet des häuslichen Erziehers aus, und strebt und wirket unermüdet, durch die Unterjochung der Vernunft, sich im Besize seiner Vorteile zu erhalten.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[152/0156] geschrieben worden sind; daß kein Zögling aufgenommen wird, der nicht erst eine gewisse Reihe unsinniger Säze, auf denen das System der Hierarchie beruht, beschworen hat; – daß den Lehrern der ausdrükliche Befehl erteilt ist, die Einwürfe freyer Denker gegen die autorisirte Theorie in ihren Vorträgen mit Stillschweigen zu übergehen; – daß Aesthetik und alle Literatur verbotene Wissenschaften sind, die nicht gelehrt werden dürfen; – daß kein Zögling des Instituts ein Buch lesen darf, wo er nicht von dem ersten Lehrer der Theologie ausdrükliche schriftliche Erlaubniß dazu erhalten hat. Ja nicht blos auf unsrer Universität liegt dieser Despotismus unsrer geistlichen Sultane; sondern er reckt seine eiserne Hand auch über die Privatbeschäftigungen lesender und denkender Bürger; über den Buchhandel, über die Volksschüler, und über das Gebiet des häuslichen Erziehers aus, und strebt und wirket unermüdet, durch die Unterjochung der Vernunft, sich im Besize seiner Vorteile zu erhalten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Göttinger Digitalisierungszentrum: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796/156
Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Die Philosophen aus dem Uranus. Konstantinopel, 1796, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_philosophen_1796/156>, abgerufen am 26.04.2024.