Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pasch, Johann Georg: Florilegium Fortificatorium Tripartitum Oder Anweisung zu der ietzigen Zeit üblichen Krieges-Bau-Kunst. Halle (Saale), 1662.

Bild:
<< vorherige Seite

oder Kriegs-Bau-Kunst.
wollen/ a cuneis, weil sie spitzig zu wie ein Keil gehen/ den Namen haben/ und
Cuniculi genant seyn) Löcher in die Erde/ stecket Pulver darein/ und lehret die
Menschen ohne Flügel in die Lufft auffliehen. Etwa für 100. Jahren seyn die Pe-
tarden
erdacht/ sind von Kupffer/ Zinn und Messing gegossene Instrumenta, wie
die Braunschweigische Bauer-Hüte/ solche hat man mit gestärckten Pulver ge-
füllet/ an die Thor und Pforten der Stadt heimlich gehenget und angestecket/
welche dieselbe in einen Schlag über einen Hauffen geworffen/ haben Anfangs/
wie sie neu gewesen/ und man sich nicht dafür zu hüten gewust/ grossen Schaden
gethan/ jetzo aber die Leuteklüger werden/ und ihre Thor besser mit Wachten ver-
sehen/ sind sie fast in Abnehmen kommen: Hergegen aber ist jetziger Zeit das mi-
niren
und untergraben am meisten im Gebrauch/ davon kürtzlich in nachfolgen-
den. Wenn man nu mit den Approchen biß fast an den Graben kommen/
gehet man mitten auff die Face des Bollwercks/ so man miniren wil/ oder auch
4 oder 5 Ruthen von der Spitze auff dieselbe mit einer Perpendicular-Linee/ und
zwar erstlich biß an den Rand des Grabens/ und solche Linee wird/ wie schon
gedacht/ die Sappa, und die sie auffwerffen/ Sappirer genant. Sonderlich ist dieses
zu erlernen/ wie schädlich es einer Festung sey/ und wie vortheilhafftig es herge-
genn dem Feinde/ wenn er bey einer Stadt etwa hie und da zusammen geführte
Hügel oder Erde findet/ welche er sonst mit grosser Arbeit und Gefahr von wei-
tem holen und herbey führen müste. Wenn er biß an den Graben kommen/
bricht er durch/ und fänget an die Gallerie oder Schirm-Dach zu bauen und
über zu bringen. Es muß aber zuvor/ da der Graben naß/ das Wasser entweder

abge-
K k ij

oder Kriegs-Bau-Kunſt.
wollen/ à cuneis, weil ſie ſpitzig zu wie ein Keil gehen/ den Namen haben/ und
Cuniculi genant ſeyn) Loͤcher in die Erde/ ſtecket Pulver darein/ und lehret die
Menſchen ohne Fluͤgel in die Lufft auffliehen. Etwa fuͤr 100. Jahren ſeyn die Pe-
tarden
erdacht/ ſind von Kupffer/ Zinn und Meſſing gegoſſene Inſtrumenta, wie
die Braunſchweigiſche Bauer-Huͤte/ ſolche hat man mit geſtaͤrckten Pulver ge-
fuͤllet/ an die Thor und Pforten der Stadt heimlich gehenget und angeſtecket/
welche dieſelbe in einen Schlag uͤber einen Hauffen geworffen/ haben Anfangs/
wie ſie neu geweſen/ und man ſich nicht dafuͤr zu huͤten gewuſt/ groſſen Schaden
gethan/ jetzo aber die Leutekluͤger werden/ und ihre Thor beſſer mit Wachten ver-
ſehen/ ſind ſie faſt in Abnehmen kommen: Hergegen aber iſt jetziger Zeit das mi-
niren
und untergraben am meiſten im Gebrauch/ davon kuͤrtzlich in nachfolgen-
den. Wenn man nu mit den Approchen biß faſt an den Graben kommen/
gehet man mitten auff die Face des Bollwercks/ ſo man miniren wil/ oder auch
4 oder 5 Ruthen von der Spitze auff dieſelbe mit einer Perpendicular-Linee/ und
zwar erſtlich biß an den Rand des Grabens/ und ſolche Linee wird/ wie ſchon
gedacht/ die Sappa, und die ſie auffwerffen/ Sappirer genant. Sonderlich iſt dieſes
zu erlernen/ wie ſchaͤdlich es einer Feſtung ſey/ und wie vortheilhafftig es herge-
gẽn dem Feinde/ wenn er bey einer Stadt etwa hie und da zuſammen gefuͤhrte
Huͤgel oder Erde findet/ welche er ſonſt mit groſſer Arbeit und Gefahr von wei-
tem holen und herbey fuͤhren muͤſte. Wenn er biß an den Graben kommen/
bricht er durch/ und faͤnget an die Gallerie oder Schirm-Dach zu bauen und
uͤber zu bringen. Es muß aber zuvor/ da der Graben naß/ das Waſſer entweder

abge-
K k ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0267" n="255"/><fw place="top" type="header">oder Kriegs-Bau-Kun&#x017F;t.</fw><lb/>
wollen/ <hi rendition="#aq">à cuneis,</hi> weil &#x017F;ie &#x017F;pitzig zu wie ein Keil gehen/ den Namen haben/ und<lb/><hi rendition="#aq">Cuniculi</hi> genant &#x017F;eyn) Lo&#x0364;cher in die Erde/ &#x017F;tecket Pulver darein/ und lehret die<lb/>
Men&#x017F;chen ohne Flu&#x0364;gel in die Lufft auffliehen. Etwa fu&#x0364;r 100. Jahren &#x017F;eyn die <hi rendition="#aq">Pe-<lb/>
tarden</hi> erdacht/ &#x017F;ind von Kupffer/ Zinn und Me&#x017F;&#x017F;ing gego&#x017F;&#x017F;ene <hi rendition="#aq">In&#x017F;trumenta,</hi> wie<lb/>
die Braun&#x017F;chweigi&#x017F;che Bauer-Hu&#x0364;te/ &#x017F;olche hat man mit ge&#x017F;ta&#x0364;rckten Pulver ge-<lb/>
fu&#x0364;llet/ an die Thor und Pforten der Stadt heimlich gehenget und ange&#x017F;tecket/<lb/>
welche die&#x017F;elbe in einen Schlag u&#x0364;ber einen Hauffen geworffen/ haben Anfangs/<lb/>
wie &#x017F;ie neu gewe&#x017F;en/ und man &#x017F;ich nicht dafu&#x0364;r zu hu&#x0364;ten gewu&#x017F;t/ gro&#x017F;&#x017F;en Schaden<lb/>
gethan/ jetzo aber die Leuteklu&#x0364;ger werden/ und ihre Thor be&#x017F;&#x017F;er mit Wachten ver-<lb/>
&#x017F;ehen/ &#x017F;ind &#x017F;ie fa&#x017F;t in Abnehmen kommen: Hergegen aber i&#x017F;t jetziger Zeit das <hi rendition="#aq">mi-<lb/>
niren</hi> und untergraben am mei&#x017F;ten im Gebrauch/ davon ku&#x0364;rtzlich in nachfolgen-<lb/>
den. Wenn man nu mit den <hi rendition="#aq">Approchen</hi> biß fa&#x017F;t an den Graben kommen/<lb/>
gehet man mitten auff die <hi rendition="#aq">Face</hi> des Bollwercks/ &#x017F;o man <hi rendition="#aq">miniren</hi> wil/ oder auch<lb/>
4 oder 5 Ruthen von der Spitze auff die&#x017F;elbe mit einer <hi rendition="#aq">Perpendicular-</hi>Linee/ und<lb/>
zwar er&#x017F;tlich biß an den Rand des Grabens/ und &#x017F;olche Linee wird/ wie &#x017F;chon<lb/>
gedacht/ die <hi rendition="#aq">Sappa,</hi> und die &#x017F;ie auffwerffen/ <hi rendition="#aq">Sappirer</hi> genant. Sonderlich i&#x017F;t die&#x017F;es<lb/>
zu erlernen/ wie &#x017F;cha&#x0364;dlich es einer Fe&#x017F;tung &#x017F;ey/ und wie vortheilhafftig es herge-<lb/>
ge&#x0303;n dem Feinde/ wenn er bey einer Stadt etwa hie und da zu&#x017F;ammen gefu&#x0364;hrte<lb/>
Hu&#x0364;gel oder Erde findet/ welche er &#x017F;on&#x017F;t mit gro&#x017F;&#x017F;er Arbeit und Gefahr von wei-<lb/>
tem holen und herbey fu&#x0364;hren mu&#x0364;&#x017F;te. Wenn er biß an den Graben kommen/<lb/>
bricht er durch/ und fa&#x0364;nget an die <hi rendition="#aq">Gallerie</hi> oder Schirm-Dach zu bauen und<lb/>
u&#x0364;ber zu bringen. Es muß aber zuvor/ da der Graben naß/ das Wa&#x017F;&#x017F;er entweder<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K k ij</fw><fw place="bottom" type="catch">abge-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[255/0267] oder Kriegs-Bau-Kunſt. wollen/ à cuneis, weil ſie ſpitzig zu wie ein Keil gehen/ den Namen haben/ und Cuniculi genant ſeyn) Loͤcher in die Erde/ ſtecket Pulver darein/ und lehret die Menſchen ohne Fluͤgel in die Lufft auffliehen. Etwa fuͤr 100. Jahren ſeyn die Pe- tarden erdacht/ ſind von Kupffer/ Zinn und Meſſing gegoſſene Inſtrumenta, wie die Braunſchweigiſche Bauer-Huͤte/ ſolche hat man mit geſtaͤrckten Pulver ge- fuͤllet/ an die Thor und Pforten der Stadt heimlich gehenget und angeſtecket/ welche dieſelbe in einen Schlag uͤber einen Hauffen geworffen/ haben Anfangs/ wie ſie neu geweſen/ und man ſich nicht dafuͤr zu huͤten gewuſt/ groſſen Schaden gethan/ jetzo aber die Leutekluͤger werden/ und ihre Thor beſſer mit Wachten ver- ſehen/ ſind ſie faſt in Abnehmen kommen: Hergegen aber iſt jetziger Zeit das mi- niren und untergraben am meiſten im Gebrauch/ davon kuͤrtzlich in nachfolgen- den. Wenn man nu mit den Approchen biß faſt an den Graben kommen/ gehet man mitten auff die Face des Bollwercks/ ſo man miniren wil/ oder auch 4 oder 5 Ruthen von der Spitze auff dieſelbe mit einer Perpendicular-Linee/ und zwar erſtlich biß an den Rand des Grabens/ und ſolche Linee wird/ wie ſchon gedacht/ die Sappa, und die ſie auffwerffen/ Sappirer genant. Sonderlich iſt dieſes zu erlernen/ wie ſchaͤdlich es einer Feſtung ſey/ und wie vortheilhafftig es herge- gẽn dem Feinde/ wenn er bey einer Stadt etwa hie und da zuſammen gefuͤhrte Huͤgel oder Erde findet/ welche er ſonſt mit groſſer Arbeit und Gefahr von wei- tem holen und herbey fuͤhren muͤſte. Wenn er biß an den Graben kommen/ bricht er durch/ und faͤnget an die Gallerie oder Schirm-Dach zu bauen und uͤber zu bringen. Es muß aber zuvor/ da der Graben naß/ das Waſſer entweder abge- K k ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pascha_kriegsbaukunst_1662
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pascha_kriegsbaukunst_1662/267
Zitationshilfe: Pasch, Johann Georg: Florilegium Fortificatorium Tripartitum Oder Anweisung zu der ietzigen Zeit üblichen Krieges-Bau-Kunst. Halle (Saale), 1662, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pascha_kriegsbaukunst_1662/267>, abgerufen am 26.04.2024.