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Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802.

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lungsfest des Fürsten und den Gewinn der
schönsten Braut begehen werde.

Und hatt' er nicht zu Allem noch seinen
Freund dazu? Nenn man so nahe vor der
Flamme der Freude steht, so flieht man zwar
Menschen -- weil sie leicht zwischen uns und
die schöne Wärme treten --, aber man sucht sie
auch; ein herzlicher Freund ist unser Wunsch
und Glück, welcher den frohen Traum, worin
wir schlafen und sprechen, leise weiter leitet,
ohne ihn fortzujagen. Karl spielte sanft in des
Freundes Traum; er hätt' es aber auch schon
aus inniger Liebe gegen die Schwester gethan.

In der That mit so viel Jugend -- Som¬
merwetter -- Unschuld -- Freiheit -- schöner
Gegend -- und hoher Liebe und Freundschaft
lässet sich wohl schon unten auf der Erde et¬
was dem Ähnliches zusammensetzen, was man
oben im Himmel einen Himmel nennt; und
eine Himmelskarte, ein Elysiums-Atlas, den
man davon mappirte, würde wol nicht anders
aussehen als so: vorne ein langes Hirtenland
mit zerstreueten Lustschlössern und Sommer¬
häusern, -- ein Philanthropistenwäldchen in der

lungsfeſt des Fürſten und den Gewinn der
ſchönſten Braut begehen werde.

Und hatt' er nicht zu Allem noch ſeinen
Freund dazu? Nenn man ſo nahe vor der
Flamme der Freude ſteht, ſo flieht man zwar
Menſchen — weil ſie leicht zwiſchen uns und
die ſchöne Wärme treten —, aber man ſucht ſie
auch; ein herzlicher Freund iſt unſer Wunſch
und Glück, welcher den frohen Traum, worin
wir ſchlafen und ſprechen, leiſe weiter leitet,
ohne ihn fortzujagen. Karl ſpielte ſanft in des
Freundes Traum; er hätt' es aber auch ſchon
aus inniger Liebe gegen die Schweſter gethan.

In der That mit ſo viel Jugend — Som¬
merwetter — Unſchuld — Freiheit — ſchöner
Gegend — und hoher Liebe und Freundſchaft
läſſet ſich wohl ſchon unten auf der Erde et¬
was dem Ähnliches zuſammenſetzen, was man
oben im Himmel einen Himmel nennt; und
eine Himmelskarte, ein Elyſiums-Atlas, den
man davon mappirte, würde wol nicht anders
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[7/0019] lungsfeſt des Fürſten und den Gewinn der ſchönſten Braut begehen werde. Und hatt' er nicht zu Allem noch ſeinen Freund dazu? Nenn man ſo nahe vor der Flamme der Freude ſteht, ſo flieht man zwar Menſchen — weil ſie leicht zwiſchen uns und die ſchöne Wärme treten —, aber man ſucht ſie auch; ein herzlicher Freund iſt unſer Wunſch und Glück, welcher den frohen Traum, worin wir ſchlafen und ſprechen, leiſe weiter leitet, ohne ihn fortzujagen. Karl ſpielte ſanft in des Freundes Traum; er hätt' es aber auch ſchon aus inniger Liebe gegen die Schweſter gethan. In der That mit ſo viel Jugend — Som¬ merwetter — Unſchuld — Freiheit — ſchöner Gegend — und hoher Liebe und Freundſchaft läſſet ſich wohl ſchon unten auf der Erde et¬ was dem Ähnliches zuſammenſetzen, was man oben im Himmel einen Himmel nennt; und eine Himmelskarte, ein Elyſiums-Atlas, den man davon mappirte, würde wol nicht anders ausſehen als ſo: vorne ein langes Hirtenland mit zerſtreueten Luſtſchlöſſern und Sommer¬ häuſern, — ein Philanthropiſtenwäldchen in der

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Zitationshilfe: Jean Paul: Titan. Bd. 3. Berlin, 1802, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_titan03_1802/19>, abgerufen am 26.04.2024.