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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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bey denen Protestirenden.
daß das Volck oder einige davon ins besondere zu denen Prie-
stern oder einem unter ihnen gekommen und gesprochen: Lie-
ber Priester, ich habe gesündiget, meine Sünde ist mir leid,
vergib mir doch dieselbe Krafft deines heiligen Amtes.
Jeder-
man nahme seine Zuflucht zu GOtt/ brachte nach dem von
ihm gegebenen Befehl das Opfer/ und GOtt liesse sich/ nach-
dem dasselbe verrichtet/ auch gnädig finden.

§. VI.

Andere meinen ihrer Sache besser zu rathen/Ob die heu-
tige Beich-
te von Jo-
hannis
Tauffe her-
zuleiten.

und beruffen sich auf die Tauffe Johannis. Denn da/ sagen
sie/ finden wir/ daß die Leute/ ehe sie von Johanne getaufft
worden/ ihre Sünden bekennet und gebeichtet a). Allein
dieses reimet sich wiederum nicht auf unsere heutige Beich-
te und absolution. Die Tauffe Johannis ist von der Jüdi-
schen Tauffe herzuleiten. Niemand wurde ein Jüden-Genos-
se/ wenn er nicht getaufft war. Jch will zu dem Ende des
grundgelehrten Herrn Dantzens Worte hieher setzen/ die
zu teutsch also lauten b): Daß GOtt vor die Juden-Genos-
sen
(Proselyten) auf eine sonderbahre Weise gesorget, bezeu-
get die Schrifft hin und wieder zur Gnüge. Er hat ihnen glei-
che Rechte als denen gebohrnen Jüden zugestanden. Er ver-
bietet hin und wieder ihre Verfolgung nachdrücklich. Damit
sich aber niemand fälschlich vor einen solchen ausgeben möchte,

und
a) Mattb. III, 5. 6. Da gieng zu ihm hinaus die Stadt Jerusalem, undZeugniß von
Johannis
Tauffe.

das gantze Jüdische Land, und alle Länder an dem Jordan, und lies-
sen sich tauffen von ihm im Jordan, und bekannten ihre Sünde.
b) Dantz in disp. de baptism. proselyt. judaic. §. 15. seq. Proselytorum
solicitam curam egisse Deum, hinc inde scriptura inculcat serio.
Tauffe der
Proselyten.

Paria illis subinde attribuit cum Iudaeis originariis. Seuere pas-
sim illorum prohibet persecutionem. Ne quis itaque falso
ipsorum nomen mentiatur, sub hoc praetextu varias in se de-
riuaturus immunitates, saepe cum maximo indigenarum damno:
neue vicissim Iudaeorum aliquis, ignarus, quam alienigena religio-
nem colat, diuinam de illo fouendo legem transgrediatur, quid-

uis
s 2

bey denen Proteſtirenden.
daß das Volck oder einige davon ins beſondere zu denen Prie-
ſtern oder einem unter ihnen gekommen und geſprochen: Lie-
ber Prieſter, ich habe geſuͤndiget, meine Suͤnde iſt mir leid,
vergib mir doch dieſelbe Krafft deines heiligen Amtes.
Jeder-
man nahme ſeine Zuflucht zu GOtt/ brachte nach dem von
ihm gegebenen Befehl das Opfer/ und GOtt lieſſe ſich/ nach-
dem daſſelbe verrichtet/ auch gnaͤdig finden.

§. VI.

Andere meinen ihrer Sache beſſer zu rathen/Ob die heu-
tige Beich-
te von Jo-
hannis
Tauffe her-
zuleiten.

und beruffen ſich auf die Tauffe Johannis. Denn da/ ſagen
ſie/ finden wir/ daß die Leute/ ehe ſie von Johanne getaufft
worden/ ihre Suͤnden bekennet und gebeichtet a). Allein
dieſes reimet ſich wiederum nicht auf unſere heutige Beich-
te und abſolution. Die Tauffe Johannis iſt von der Juͤdi-
ſchen Tauffe herzuleiten. Niemand wurde ein Juͤden-Genoſ-
ſe/ wenn er nicht getaufft war. Jch will zu dem Ende des
grundgelehrten Herrn Dantzens Worte hieher ſetzen/ die
zu teutſch alſo lauten b): Daß GOtt vor die Juden-Genoſ-
ſen
(Proſelyten) auf eine ſonderbahre Weiſe geſorget, bezeu-
get die Schrifft hin und wieder zur Gnuͤge. Er hat ihnen glei-
che Rechte als denen gebohrnen Juͤden zugeſtanden. Er ver-
bietet hin und wieder ihre Verfolgung nachdruͤcklich. Damit
ſich aber niemand faͤlſchlich vor einen ſolchen ausgeben moͤchte,

und
a) Mattb. III, 5. 6. Da gieng zu ihm hinaus die Stadt Jeruſalem, undZeugniß von
Johannis
Tauffe.

das gantze Juͤdiſche Land, und alle Laͤnder an dem Jordan, und lieſ-
ſen ſich tauffen von ihm im Jordan, und bekannten ihre Suͤnde.
b) Dantz in diſp. de baptiſm. proſelyt. judaic. §. 15. ſeq. Proſelytorum
ſolicitam curam egiſſe Deum, hinc inde ſcriptura inculcat ſerio.
Tauffe der
Proſelyten.

Paria illis ſubinde attribuit cum Iudæis originariis. Seuere pas-
ſim illorum prohibet perſecutionem. Ne quis itaque falſo
ipſorum nomen mentiatur, ſub hoc prætextu varias in ſe de-
riuaturus immunitates, ſæpe cum maximo indigenarum damno:
neue vicisſim Iudæorum aliquis, ignarus, quam alienigena religio-
nem colat, diuinam de illo fouendo legem transgrediatur, quid-

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[139/0158] bey denen Proteſtirenden. daß das Volck oder einige davon ins beſondere zu denen Prie- ſtern oder einem unter ihnen gekommen und geſprochen: Lie- ber Prieſter, ich habe geſuͤndiget, meine Suͤnde iſt mir leid, vergib mir doch dieſelbe Krafft deines heiligen Amtes. Jeder- man nahme ſeine Zuflucht zu GOtt/ brachte nach dem von ihm gegebenen Befehl das Opfer/ und GOtt lieſſe ſich/ nach- dem daſſelbe verrichtet/ auch gnaͤdig finden. §. VI. Andere meinen ihrer Sache beſſer zu rathen/ und beruffen ſich auf die Tauffe Johannis. Denn da/ ſagen ſie/ finden wir/ daß die Leute/ ehe ſie von Johanne getaufft worden/ ihre Suͤnden bekennet und gebeichtet a). Allein dieſes reimet ſich wiederum nicht auf unſere heutige Beich- te und abſolution. Die Tauffe Johannis iſt von der Juͤdi- ſchen Tauffe herzuleiten. Niemand wurde ein Juͤden-Genoſ- ſe/ wenn er nicht getaufft war. Jch will zu dem Ende des grundgelehrten Herrn Dantzens Worte hieher ſetzen/ die zu teutſch alſo lauten b): Daß GOtt vor die Juden-Genoſ- ſen (Proſelyten) auf eine ſonderbahre Weiſe geſorget, bezeu- get die Schrifft hin und wieder zur Gnuͤge. Er hat ihnen glei- che Rechte als denen gebohrnen Juͤden zugeſtanden. Er ver- bietet hin und wieder ihre Verfolgung nachdruͤcklich. Damit ſich aber niemand faͤlſchlich vor einen ſolchen ausgeben moͤchte, und Ob die heu- tige Beich- te von Jo- hannis Tauffe her- zuleiten. a) Mattb. III, 5. 6. Da gieng zu ihm hinaus die Stadt Jeruſalem, und das gantze Juͤdiſche Land, und alle Laͤnder an dem Jordan, und lieſ- ſen ſich tauffen von ihm im Jordan, und bekannten ihre Suͤnde. b) Dantz in diſp. de baptiſm. proſelyt. judaic. §. 15. ſeq. Proſelytorum ſolicitam curam egiſſe Deum, hinc inde ſcriptura inculcat ſerio. Paria illis ſubinde attribuit cum Iudæis originariis. Seuere pas- ſim illorum prohibet perſecutionem. Ne quis itaque falſo ipſorum nomen mentiatur, ſub hoc prætextu varias in ſe de- riuaturus immunitates, ſæpe cum maximo indigenarum damno: neue vicisſim Iudæorum aliquis, ignarus, quam alienigena religio- nem colat, diuinam de illo fouendo legem transgrediatur, quid- uis ſ 2

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/158>, abgerufen am 26.04.2024.