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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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Beicht-Pfennig.
dieses anietzo von der Römischen Kirche sagen. Dieser
müssen alle andere Gemeinen vorietzo mit Mitteln an
die Hand gehen.

§. XIX.

Alle diese Gaben aber waren/ wie bereitsMan hat
nachmahls
die Gaben
mit Gewalt
gefordert.

erinnert/ freywillig. Allein in dem dritten seculo kame es
schon dahin/ daß die Bischöffe Herren und Regierer seyn
wolten. Man legte diese Gaben denen Christen als einen
Schoß und Steuer auff/ da solche doch aus freywilligem
Hertzen solten herrühren. Tertullianus saget/ daß man
nach denen Köpffen Geld verlanget a)/ und ist gar übel
darauf zu sprechen. Ja es kame dahin/ daß man so scharff
mit diesen Forderungen verfuhre/ daß auch die ar-
men Mönche nicht davon befreyet blieben. Hierony-
mus
kan hiervon ein Zeugnüß ablegen. Er schreibet al-
so b): Es hat eine andere Beschaffenheit mit der Clerisey,

und
a) Tertullianus de fuga in persecut. cap. 13. Massaliter totae ecclesiaeWie 1) Ter-
tullianus.

tributum sibi irrogarunt. Diese Worte erkläret Rigaltius also:
Serie capitum juncta, massam fecere vectigalium Christianorum.
Jn dem 14. cap. meldet unser Septimius, daß es besser sey, nach
Art der Apostel sich auf den Glauben und nicht auf das Geld zu
verlassen. Sed quomodo colligemus, inquis, quomodo domini-
ca solemnia celebrabimus? Vtique quomodo & Apostoli, fide
non pecunia tuti &c.
Es redet Septimius von einigen Bischöf-
fen, die mit Geld die Ubung des Gottesdienstes von denen Hey-
den erkaufft, die Summa aber zu Stande zu bringen, haben sie
denen Gläubigen einen Tribut aufgeleget. Hierauf ist Tertulli-
anus
nicht wohl zu sprechen gewesen.
b) Hieronymus Epist. ad Heliod de vita erem. Alia Monachorum est2) Hierony-
mus.

causa, alia clericorum. Clerici pascunt oues, ego pascor. Illi de
altari viuunt, mihi quasi infructuosae arbori securis ponitur ad ra-
dicem, si munus ad altare non defero. Nec possum obtendere
paupertatem, cum in euangelio anum viduam, quae sola supere-
rant aera mittentem laudauerit Dominus.

c) Ca-

Beicht-Pfennig.
dieſes anietzo von der Roͤmiſchen Kirche ſagen. Dieſer
muͤſſen alle andere Gemeinen vorietzo mit Mitteln an
die Hand gehen.

§. XIX.

Alle dieſe Gaben aber waren/ wie bereitsMan hat
nachmahls
die Gaben
mit Gewalt
gefordert.

erinnert/ freywillig. Allein in dem dritten ſeculo kame es
ſchon dahin/ daß die Biſchoͤffe Herren und Regierer ſeyn
wolten. Man legte dieſe Gaben denen Chriſten als einen
Schoß und Steuer auff/ da ſolche doch aus freywilligem
Hertzen ſolten herruͤhren. Tertullianus ſaget/ daß man
nach denen Koͤpffen Geld verlanget a)/ und iſt gar uͤbel
darauf zu ſprechen. Ja es kame dahin/ daß man ſo ſcharff
mit dieſen Forderungen verfuhre/ daß auch die ar-
men Moͤnche nicht davon befreyet blieben. Hierony-
mus
kan hiervon ein Zeugnuͤß ablegen. Er ſchreibet al-
ſo b): Es hat eine andere Beſchaffenheit mit der Cleriſey,

und
a) Tertullianus de fuga in perſecut. cap. 13. Masſaliter totæ eccleſiæWie 1) Ter-
tullianus.

tributum ſibi irrogarunt. Dieſe Worte erklaͤret Rigaltius alſo:
Serie capitum juncta, maſſam fecere vectigalium Chriſtianorum.
Jn dem 14. cap. meldet unſer Septimius, daß es beſſer ſey, nach
Art der Apoſtel ſich auf den Glauben und nicht auf das Geld zu
verlaſſen. Sed quomodo colligemus, inquis, quomodo domini-
ca ſolemnia celebrabimus? Vtique quomodo & Apoſtoli, fide
non pecunia tuti &c.
Es redet Septimius von einigen Biſchoͤf-
fen, die mit Geld die Ubung des Gottesdienſtes von denen Hey-
den erkaufft, die Summa aber zu Stande zu bringen, haben ſie
denen Glaͤubigen einen Tribut aufgeleget. Hierauf iſt Tertulli-
anus
nicht wohl zu ſprechen geweſen.
b) Hieronymus Epiſt. ad Heliod de vita erem. Alia Monachorum eſt2) Hierony-
mus.

cauſa, alia clericorum. Clerici paſcunt oues, ego paſcor. Illi de
altari viuunt, mihi quaſi infructuoſæ arbori ſecuris ponitur ad ra-
dicem, ſi munus ad altare non defero. Nec poſſum obtendere
paupertatem, cum in euangelio anum viduam, quæ ſola ſupere-
rant æra mittentem laudauerit Dominus.

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[271/0290] Beicht-Pfennig. dieſes anietzo von der Roͤmiſchen Kirche ſagen. Dieſer muͤſſen alle andere Gemeinen vorietzo mit Mitteln an die Hand gehen. §. XIX. Alle dieſe Gaben aber waren/ wie bereits erinnert/ freywillig. Allein in dem dritten ſeculo kame es ſchon dahin/ daß die Biſchoͤffe Herren und Regierer ſeyn wolten. Man legte dieſe Gaben denen Chriſten als einen Schoß und Steuer auff/ da ſolche doch aus freywilligem Hertzen ſolten herruͤhren. Tertullianus ſaget/ daß man nach denen Koͤpffen Geld verlanget a)/ und iſt gar uͤbel darauf zu ſprechen. Ja es kame dahin/ daß man ſo ſcharff mit dieſen Forderungen verfuhre/ daß auch die ar- men Moͤnche nicht davon befreyet blieben. Hierony- mus kan hiervon ein Zeugnuͤß ablegen. Er ſchreibet al- ſo b): Es hat eine andere Beſchaffenheit mit der Cleriſey, und Man hat nachmahls die Gaben mit Gewalt gefordert. a) Tertullianus de fuga in perſecut. cap. 13. Masſaliter totæ eccleſiæ tributum ſibi irrogarunt. Dieſe Worte erklaͤret Rigaltius alſo: Serie capitum juncta, maſſam fecere vectigalium Chriſtianorum. Jn dem 14. cap. meldet unſer Septimius, daß es beſſer ſey, nach Art der Apoſtel ſich auf den Glauben und nicht auf das Geld zu verlaſſen. Sed quomodo colligemus, inquis, quomodo domini- ca ſolemnia celebrabimus? Vtique quomodo & Apoſtoli, fide non pecunia tuti &c. Es redet Septimius von einigen Biſchoͤf- fen, die mit Geld die Ubung des Gottesdienſtes von denen Hey- den erkaufft, die Summa aber zu Stande zu bringen, haben ſie denen Glaͤubigen einen Tribut aufgeleget. Hierauf iſt Tertulli- anus nicht wohl zu ſprechen geweſen. b) Hieronymus Epiſt. ad Heliod de vita erem. Alia Monachorum eſt cauſa, alia clericorum. Clerici paſcunt oues, ego paſcor. Illi de altari viuunt, mihi quaſi infructuoſæ arbori ſecuris ponitur ad ra- dicem, ſi munus ad altare non defero. Nec poſſum obtendere paupertatem, cum in euangelio anum viduam, quæ ſola ſupere- rant æra mittentem laudauerit Dominus. c) Ca-

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/290>, abgerufen am 26.04.2024.