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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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Beicht-Pfennig.
§. XXV.

Da nun deme also/ so muß man den An-Ursprung
des Beicht-
Pfennigs.

fang des Beicht-Pfennigs zu denenjenigen Zeiten suchen/
da die geheime Beichte zu ihrer jetzigen Vollkommenheit
gediehen ist. Daß solches zu Innocentii III. Zeiten ge-
schehen/ habe im vorhergehenden weitläufftig abge-
handelt. Wie nach es aber gekommen/ daß man
wegen Anhörung der Beichte und Ertheilung der
Absolution denen Priestern einen recompens gegeben/ kan
man so gewiß nicht sagen. Es kan seyn/ daß die Zuhö-
rer Jhre Erkänntlichkeit zu erweisen/ angefangen freywil-
lig etwas zu geben. Diesem Exempel/ so einige gegeben/
sind die andern nachgefolget. Man hat eine Nothwen-
digkeit daraus gemacht. Jch will die Sache mit Pauli
Sarpii
Worten erleutern a): Weil etliche fromme und rei-

che
gar gerne, daß bey Einführung der Beichte, die Clerisey denen Lay-
en zu Gemüthe geführet: Die ersten Christen hätten alle das ihri-
ge verkaufft, und solches denen Clericis gegeben. Sie solten es
also fein nachmachen, und zum wenigsten ihnen vor jeden geleiste-
ten Dienst etwas mittheilen. Am kürtzesten von der Sache zu
kommen, so ist ja bekannt, daß, da die Gaben von denen Christen am
häuffigsten gelieffret worden, man von keiner Beichte etwas gewust.
Denn diese ist ja erst unter Innocentio III. im XIII. Seculo zu Stan-
de gebracht worden. Wie reimet es sich also/ wenn man saget: den
Beicht-Pfennig findet man schon bey denen gewöhnlichen Ga-
ben
der ersten Christen, und ist doch dazumahl noch keine Beichte
zu hören und zu sehen gewesen. Es gemahnet mich eben als wenn
man sagen wolte, das Ey sey eher als die Henne, und der Bart
eher als der Bock gewesen.
a) Sarpius dans son traite des benefices §. 28. Comme quelques gensUrsprung der
Accidentien.

pieux & riches, donnoent s'ils vouloient quelque chose pour
la sepulture de leurs parens, ou pour les sacremens, qu' ils re-
cevoient, la courtoisie se convertit en dete, jusque a introduire
la coautume, de paier tant, ce qui fut un sujet de dispute, les laei-

ques
n n 3
Beicht-Pfennig.
§. XXV.

Da nun deme alſo/ ſo muß man den An-Urſprung
des Beicht-
Pfennigs.

fang des Beicht-Pfennigs zu denenjenigen Zeiten ſuchen/
da die geheime Beichte zu ihrer jetzigen Vollkommenheit
gediehen iſt. Daß ſolches zu Innocentii III. Zeiten ge-
ſchehen/ habe im vorhergehenden weitlaͤufftig abge-
handelt. Wie nach es aber gekommen/ daß man
wegen Anhoͤrung der Beichte und Ertheilung der
Abſolution denen Prieſtern einen recompens gegeben/ kan
man ſo gewiß nicht ſagen. Es kan ſeyn/ daß die Zuhoͤ-
rer Jhre Erkaͤnntlichkeit zu erweiſen/ angefangen freywil-
lig etwas zu geben. Dieſem Exempel/ ſo einige gegeben/
ſind die andern nachgefolget. Man hat eine Nothwen-
digkeit daraus gemacht. Jch will die Sache mit Pauli
Sarpii
Worten erleutern a): Weil etliche fromme und rei-

che
gar gerne, daß bey Einfuͤhrung der Beichte, die Cleriſey denen Lay-
en zu Gemuͤthe gefuͤhret: Die erſten Chriſten haͤtten alle das ihri-
ge verkaufft, und ſolches denen Clericis gegeben. Sie ſolten es
alſo fein nachmachen, und zum wenigſten ihnen vor jeden geleiſte-
ten Dienſt etwas mittheilen. Am kuͤrtzeſten von der Sache zu
kommen, ſo iſt ja bekannt, daß, da die Gaben von denen Chriſten am
haͤuffigſten gelieffret wordẽ, man von keiner Beichte etwas gewuſt.
Denn dieſe iſt ja erſt unter Innocentio III. im XIII. Seculo zu Stan-
de gebracht worden. Wie reimet es ſich alſo/ wenn man ſaget: den
Beicht-Pfennig findet man ſchon bey denen gewoͤhnlichen Ga-
ben
der erſten Chriſten, und iſt doch dazumahl noch keine Beichte
zu hoͤren und zu ſehen geweſen. Es gemahnet mich eben als wenn
man ſagen wolte, das Ey ſey eher als die Henne, und der Bart
eher als der Bock geweſen.
a) Sarpius dans ſon traite des benefices §. 28. Comme quelques gensUrſprung der
Accidentien.

pieux & riches, donnoent s’ils vouloient quelque choſe pour
la ſepulture de leurs parens, ou pour les ſacremens, qu’ ils re-
cevoient, la courtoiſie ſe convertit en déte, jusque a introduire
la coûtume, de paier tant, ce qui fut un ſujet de diſpute, les laî-

ques
n n 3
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[285/0304] Beicht-Pfennig. §. XXV. Da nun deme alſo/ ſo muß man den An- fang des Beicht-Pfennigs zu denenjenigen Zeiten ſuchen/ da die geheime Beichte zu ihrer jetzigen Vollkommenheit gediehen iſt. Daß ſolches zu Innocentii III. Zeiten ge- ſchehen/ habe im vorhergehenden weitlaͤufftig abge- handelt. Wie nach es aber gekommen/ daß man wegen Anhoͤrung der Beichte und Ertheilung der Abſolution denen Prieſtern einen recompens gegeben/ kan man ſo gewiß nicht ſagen. Es kan ſeyn/ daß die Zuhoͤ- rer Jhre Erkaͤnntlichkeit zu erweiſen/ angefangen freywil- lig etwas zu geben. Dieſem Exempel/ ſo einige gegeben/ ſind die andern nachgefolget. Man hat eine Nothwen- digkeit daraus gemacht. Jch will die Sache mit Pauli Sarpii Worten erleutern a): Weil etliche fromme und rei- che (a) Urſprung des Beicht- Pfennigs. a) Sarpius dans ſon traite des benefices §. 28. Comme quelques gens pieux & riches, donnoent s’ils vouloient quelque choſe pour la ſepulture de leurs parens, ou pour les ſacremens, qu’ ils re- cevoient, la courtoiſie ſe convertit en déte, jusque a introduire la coûtume, de paier tant, ce qui fut un ſujet de diſpute, les laî- ques (a) gar gerne, daß bey Einfuͤhrung der Beichte, die Cleriſey denen Lay- en zu Gemuͤthe gefuͤhret: Die erſten Chriſten haͤtten alle das ihri- ge verkaufft, und ſolches denen Clericis gegeben. Sie ſolten es alſo fein nachmachen, und zum wenigſten ihnen vor jeden geleiſte- ten Dienſt etwas mittheilen. Am kuͤrtzeſten von der Sache zu kommen, ſo iſt ja bekannt, daß, da die Gaben von denen Chriſten am haͤuffigſten gelieffret wordẽ, man von keiner Beichte etwas gewuſt. Denn dieſe iſt ja erſt unter Innocentio III. im XIII. Seculo zu Stan- de gebracht worden. Wie reimet es ſich alſo/ wenn man ſaget: den Beicht-Pfennig findet man ſchon bey denen gewoͤhnlichen Ga- ben der erſten Chriſten, und iſt doch dazumahl noch keine Beichte zu hoͤren und zu ſehen geweſen. Es gemahnet mich eben als wenn man ſagen wolte, das Ey ſey eher als die Henne, und der Bart eher als der Bock geweſen. n n 3

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/304>, abgerufen am 26.04.2024.