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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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Geheimhaltung der Beichte.
§. XXVIII.

Wenn aber alles und jedes behörig er-Straffe des
verletzten
Beicht-
Siegels.
[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]) Die Ab-
setzung.

wiesen/ so muß man auch wissen/ was der Ubelthäter vor
eine Straffe zu gewarten. Man muß auf die Grösse des
Vrbrechens sehen/ und nach diesem wird die Straffe ge-
höhert oder gemildert. Unter denen der Geistlichkeit ge-
wöhnlichen Straffen/ stehet die Absetzung oben an. Diese
geschiehet bey denen Papisten von dem Bischoff. Die Ur-
sache/ warum jemand abgesetzet werden soll/ muß in denen
Rechten ausgedrucket/ oder das Verbrechen ziemlich groß
seyn. Da man nun die Verletzung des Beicht-Siegels un-
ter die vornehmsten Verbrechen setzet/ so ist denen Verbre-
chern auch die Absetzung dictiret worden a). Diese Straf-
fe kommet einigen zu hart vor. Allein man weiß/ das sol-
che auch unter denen Protestirenden in diesem Stück bey-

behal-
men, so in der Beichte entdecket worden, und das Beicht-Kindes mit Muth-
massungen.

klaget, der Beicht-Vater habe aus der Beichte geschwatzet, so
kan dieser Beweiß führen, daß nicht er, sondern andere die Sa-
che ausgebracht. Wenn aber ein Priester gestehet, daß er von
der Sache geredet, sie sey ihm aber nicht vertraut gewesen, so
entstünde einiger Verdacht wider den Beicht-Vater. Er mü-
ste also beweisen, daß er die Sache anderweit erfahren. Es
fragen auch einige, ob man sagen könne, daß die Beichte geof-
fenbahret worden, wenn der Beicht-Vater sagte: Es hat mir
jemand seine Sünden gebeichtet.
Dieses verneinen sie Wenn
aber jemand spräche: Dieser hat mir viel grosse Sünden ge-
beichtet,
so wäre allerdings das Siegel der Beichte gebrochen.
vid. Beyer cit. l. sect. 1. cap. 4. §. 5.
a) C. 2. de poenit. dist. 6. c. 12. X. de poenit. & remiss. add. gloss. in C. di-Wird durch
verschiedene
Texte und Au-
rores
erwiesen.

lectus verb. reuelare X. de excess. praelat. Felinus in C. testimonium
n. 35. X. de testib.
Pekius Lib. I. de test. conjug. c. 9. n. 5. Meno-
chius de art. jud. quaest. cent. 5. cas. 414. n. 3. Delrio Lib. 6. disquis.
mag. cap. 1. sect. 2. tom. 3. fol. 910. seq.
Besoldus in thes. pract.
voce
Beicht. Mascardus de probat. conclus. 377. n. 2. Cardina-
lis
u u 2
Geheimhaltung der Beichte.
§. XXVIII.

Wenn aber alles und jedes behoͤrig er-Stꝛaffe des
verletzten
Beicht-
Siegels.
[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]) Die Ab-
ſetzung.

wieſen/ ſo muß man auch wiſſen/ was der Ubelthaͤter vor
eine Straffe zu gewarten. Man muß auf die Groͤſſe des
Vrbrechens ſehen/ und nach dieſem wird die Straffe ge-
hoͤhert oder gemildert. Unter denen der Geiſtlichkeit ge-
woͤhnlichen Straffen/ ſtehet die Abſetzung oben an. Dieſe
geſchiehet bey denen Papiſten von dem Biſchoff. Die Ur-
ſache/ warum jemand abgeſetzet werden ſoll/ muß in denen
Rechten ausgedrucket/ oder das Verbrechen ziemlich groß
ſeyn. Da man nun die Verletzung des Beicht-Siegels un-
ter die vornehmſten Verbrechen ſetzet/ ſo iſt denen Verbre-
chern auch die Abſetzung dictiret worden a). Dieſe Straf-
fe kommet einigen zu hart vor. Allein man weiß/ das ſol-
che auch unter denen Proteſtirenden in dieſem Stuͤck bey-

behal-
men, ſo in der Beichte entdecket worden, und das Beicht-Kindes mit Muth-
maſſungen.

klaget, der Beicht-Vater habe aus der Beichte geſchwatzet, ſo
kan dieſer Beweiß fuͤhren, daß nicht er, ſondern andere die Sa-
che ausgebracht. Wenn aber ein Prieſter geſtehet, daß er von
der Sache geredet, ſie ſey ihm aber nicht vertraut geweſen, ſo
entſtuͤnde einiger Verdacht wider den Beicht-Vater. Er muͤ-
ſte alſo beweiſen, daß er die Sache anderweit erfahren. Es
fragen auch einige, ob man ſagen koͤnne, daß die Beichte geof-
fenbahret worden, wenn der Beicht-Vater ſagte: Es hat mir
jemand ſeine Suͤnden gebeichtet.
Dieſes verneinen ſie Wenn
aber jemand ſpraͤche: Dieſer hat mir viel groſſe Suͤnden ge-
beichtet,
ſo waͤre allerdings das Siegel der Beichte gebrochen.
vid. Beyer cit. l. ſect. 1. cap. 4. §. 5.
a) C. 2. de pœnit. diſt. 6. c. 12. X. de pœnit. & remiſſ. add. gloſſ. in C. di-Wird durch
verſchiedene
Texte und Au-
rores
erwieſen.

lectus verb. reuelare X. de exceſſ. prælat. Felinus in C. teſtimonium
n. 35. X. de teſtib.
Pekius Lib. I. de teſt. conjug. c. 9. n. 5. Meno-
chius de art. jud. quæſt. cent. 5. caſ. 414. n. 3. Delrio Lib. 6. diſquiſ.
mag. cap. 1. ſect. 2. tom. 3. fol. 910. ſeq.
Beſoldus in theſ. pract.
voce
Beicht. Maſcardus de probat. concluſ. 377. n. 2. Cardina-
lis
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[339/0358] Geheimhaltung der Beichte. §. XXVIII. Wenn aber alles und jedes behoͤrig er- wieſen/ ſo muß man auch wiſſen/ was der Ubelthaͤter vor eine Straffe zu gewarten. Man muß auf die Groͤſſe des Vrbrechens ſehen/ und nach dieſem wird die Straffe ge- hoͤhert oder gemildert. Unter denen der Geiſtlichkeit ge- woͤhnlichen Straffen/ ſtehet die Abſetzung oben an. Dieſe geſchiehet bey denen Papiſten von dem Biſchoff. Die Ur- ſache/ warum jemand abgeſetzet werden ſoll/ muß in denen Rechten ausgedrucket/ oder das Verbrechen ziemlich groß ſeyn. Da man nun die Verletzung des Beicht-Siegels un- ter die vornehmſten Verbrechen ſetzet/ ſo iſt denen Verbre- chern auch die Abſetzung dictiret worden a). Dieſe Straf- fe kommet einigen zu hart vor. Allein man weiß/ das ſol- che auch unter denen Proteſtirenden in dieſem Stuͤck bey- behal- (b) Stꝛaffe des verletzten Beicht- Siegels. _) Die Ab- ſetzung. a) C. 2. de pœnit. diſt. 6. c. 12. X. de pœnit. & remiſſ. add. gloſſ. in C. di- lectus verb. reuelare X. de exceſſ. prælat. Felinus in C. teſtimonium n. 35. X. de teſtib. Pekius Lib. I. de teſt. conjug. c. 9. n. 5. Meno- chius de art. jud. quæſt. cent. 5. caſ. 414. n. 3. Delrio Lib. 6. diſquiſ. mag. cap. 1. ſect. 2. tom. 3. fol. 910. ſeq. Beſoldus in theſ. pract. voce Beicht. Maſcardus de probat. concluſ. 377. n. 2. Cardina- lis (b) men, ſo in der Beichte entdecket worden, und das Beicht-Kind klaget, der Beicht-Vater habe aus der Beichte geſchwatzet, ſo kan dieſer Beweiß fuͤhren, daß nicht er, ſondern andere die Sa- che ausgebracht. Wenn aber ein Prieſter geſtehet, daß er von der Sache geredet, ſie ſey ihm aber nicht vertraut geweſen, ſo entſtuͤnde einiger Verdacht wider den Beicht-Vater. Er muͤ- ſte alſo beweiſen, daß er die Sache anderweit erfahren. Es fragen auch einige, ob man ſagen koͤnne, daß die Beichte geof- fenbahret worden, wenn der Beicht-Vater ſagte: Es hat mir jemand ſeine Suͤnden gebeichtet. Dieſes verneinen ſie Wenn aber jemand ſpraͤche: Dieſer hat mir viel groſſe Suͤnden ge- beichtet, ſo waͤre allerdings das Siegel der Beichte gebrochen. vid. Beyer cit. l. ſect. 1. cap. 4. §. 5. u u 2

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/358>, abgerufen am 26.04.2024.