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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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Geheimhaltung der Beichte.
kommen a). Bißweilen stösset man sie auch in ein Kloster,3) Verstos-
sung in ein
Kloster.

um daselbst lebenslang Busse zu thun. Wenn man mei-
net/ daß sie davon fliehen dürfften/ werden sie eingeschlos-
sen
b). Bißweilen erlaubet man ihnen nicht einmahl in ei-
nem Kloster beständig zu bleiben. Sie werden gezwungen
von einem Kloster in das andere zu wandern. Man nen-
net es: Brieffe in ein ander Kloster bekommen. Ob aber
dieses nach denen Lehrsätzen der Papisten eine Straffe seyn
könne/ mögen andere beurtheilen.

§. XXX.

Weil aber bey Offenbahrung der Beichte4) Ausseror-
dentliche
Straffe.

einer mehr als der andere zu Schulden kommen läst/ so
wird auch in der Bestraffung ein Unterscheid gehalten.
Einer wird leidlich, der andere scharff bestraffet. Es sind
viele Fälle/ da denen Beicht-Vätern eine ausserordentliche
Straffe
dictiret wird. Denn offtmahls lässet einer aus
Unvorsichtigkeit etwas von demjenigen/ so ihm in der Beich-
te anvertrauet worden/ unter die Leute kommen. Ein an-
derer/ thut es mit Willen, und aus Boßheit. Er wird
Geld dazu erkaufft. Man muß derowegen alle Umstän-
de und Ursachen erwägen/ warum jemand die Beichte
verrathen a).

§. XXXI.
a) Man nennet dieses: eine ewige Wallfahrt. Dieses ist kei-Anmerckung
von der ewigen
Wallfahrt.

ne suspension auf eine Zeit, von dem geistlichen Amt, seinen
Früchten und Einkünfften, sondern eine rechte Landes-Verwei-
sung. vid. Petr. Gregor. Tholosanus Part. III. Syntagm. jur. vni-
uers. Lib. 31. Cap. 6. n. 5.
b) C. 12. X. de poenit. & remiss. Menochius de arb. jud. quaest. cas. 474.
n. r.
Barbosa de offic. & potest. paroch. part. 2. cap. 19. n. 55.
a) Einige meinen, die ausserordentliche Straffe hätte sodann auchWenn dieselbe
statt hat.

statt, wenn das Beicht-Kind dem Beicht-Vater Schuld giebt,
daß er aus der Beichte geschwatzet, dieser aber saget, wie er die
Sache anderweit erfahren. Der Beicht-Vater hätte in die-
sem
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Geheimhaltung der Beichte.
kommen a). Bißweilen ſtoͤſſet man ſie auch in ein Kloſter,3) Verſtoſ-
ſung in ein
Kloſter.

um daſelbſt lebenslang Buſſe zu thun. Wenn man mei-
net/ daß ſie davon fliehen duͤrfften/ werden ſie eingeſchloſ-
ſen
b). Bißweilen erlaubet man ihnen nicht einmahl in ei-
nem Kloſter beſtaͤndig zu bleiben. Sie werden gezwungen
von einem Kloſter in das andere zu wandern. Man nen-
net es: Brieffe in ein ander Kloſter bekommen. Ob aber
dieſes nach denen Lehrſaͤtzen der Papiſten eine Straffe ſeyn
koͤnne/ moͤgen andere beurtheilen.

§. XXX.

Weil aber bey Offenbahrung der Beichte4) Auſſeror-
dentliche
Straffe.

einer mehr als der andere zu Schulden kommen laͤſt/ ſo
wird auch in der Beſtraffung ein Unterſcheid gehalten.
Einer wird leidlich, der andere ſcharff beſtraffet. Es ſind
viele Faͤlle/ da denen Beicht-Vaͤtern eine auſſerordentliche
Straffe
dictiret wird. Denn offtmahls laͤſſet einer aus
Unvorſichtigkeit etwas von demjenigen/ ſo ihm in der Beich-
te anvertrauet worden/ unter die Leute kommen. Ein an-
derer/ thut es mit Willen, und aus Boßheit. Er wird
Geld dazu erkaufft. Man muß derowegen alle Umſtaͤn-
de und Urſachen erwaͤgen/ warum jemand die Beichte
verrathen a).

§. XXXI.
a) Man nennet dieſes: eine ewige Wallfahrt. Dieſes iſt kei-Anmerckung
von der ewigen
Wallfahrt.

ne ſuſpenſion auf eine Zeit, von dem geiſtlichen Amt, ſeinen
Fruͤchten und Einkuͤnfften, ſondern eine rechte Landes-Verwei-
ſung. vid. Petr. Gregor. Tholoſanus Part. III. Syntagm. jur. vni-
uerſ. Lib. 31. Cap. 6. n. 5.
b) C. 12. X. de pœnit. & remiſſ. Menochius de arb. jud. quæſt. caſ. 474.
n. r.
Barboſa de offic. & poteſt. paroch. part. 2. cap. 19. n. 55.
a) Einige meinen, die auſſerordentliche Straffe haͤtte ſodann auchWenn dieſelbe
ſtatt hat.

ſtatt, wenn das Beicht-Kind dem Beicht-Vater Schuld giebt,
daß er aus der Beichte geſchwatzet, dieſer aber ſaget, wie er die
Sache anderweit erfahren. Der Beicht-Vater haͤtte in die-
ſem
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[341/0360] Geheimhaltung der Beichte. kommen a). Bißweilen ſtoͤſſet man ſie auch in ein Kloſter, um daſelbſt lebenslang Buſſe zu thun. Wenn man mei- net/ daß ſie davon fliehen duͤrfften/ werden ſie eingeſchloſ- ſen b). Bißweilen erlaubet man ihnen nicht einmahl in ei- nem Kloſter beſtaͤndig zu bleiben. Sie werden gezwungen von einem Kloſter in das andere zu wandern. Man nen- net es: Brieffe in ein ander Kloſter bekommen. Ob aber dieſes nach denen Lehrſaͤtzen der Papiſten eine Straffe ſeyn koͤnne/ moͤgen andere beurtheilen. 3) Verſtoſ- ſung in ein Kloſter. §. XXX. Weil aber bey Offenbahrung der Beichte einer mehr als der andere zu Schulden kommen laͤſt/ ſo wird auch in der Beſtraffung ein Unterſcheid gehalten. Einer wird leidlich, der andere ſcharff beſtraffet. Es ſind viele Faͤlle/ da denen Beicht-Vaͤtern eine auſſerordentliche Straffe dictiret wird. Denn offtmahls laͤſſet einer aus Unvorſichtigkeit etwas von demjenigen/ ſo ihm in der Beich- te anvertrauet worden/ unter die Leute kommen. Ein an- derer/ thut es mit Willen, und aus Boßheit. Er wird Geld dazu erkaufft. Man muß derowegen alle Umſtaͤn- de und Urſachen erwaͤgen/ warum jemand die Beichte verrathen a). 4) Auſſeror- dentliche Straffe. §. XXXI. a) Man nennet dieſes: eine ewige Wallfahrt. Dieſes iſt kei- ne ſuſpenſion auf eine Zeit, von dem geiſtlichen Amt, ſeinen Fruͤchten und Einkuͤnfften, ſondern eine rechte Landes-Verwei- ſung. vid. Petr. Gregor. Tholoſanus Part. III. Syntagm. jur. vni- uerſ. Lib. 31. Cap. 6. n. 5. b) C. 12. X. de pœnit. & remiſſ. Menochius de arb. jud. quæſt. caſ. 474. n. r. Barboſa de offic. & poteſt. paroch. part. 2. cap. 19. n. 55. a) Einige meinen, die auſſerordentliche Straffe haͤtte ſodann auch ſtatt, wenn das Beicht-Kind dem Beicht-Vater Schuld giebt, daß er aus der Beichte geſchwatzet, dieſer aber ſaget, wie er die Sache anderweit erfahren. Der Beicht-Vater haͤtte in die- ſem u u 3

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/360>, abgerufen am 26.04.2024.