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Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874.

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Die Zone der Religionsstifter.
rechte epische und eine weniger als dürftige dramatische Literatur
besessen, da für solche Erzeugnisse ihnen die arische Gestaltungs-
kraft fehlte. Ueberhaupt würde es auf Irrwege führen, wenn man
alle inneren Erzeugnisse der Völker nur aus physischen Vor-
bedingungen ableiten wollte. Gewiss sind auch sie einem gesetz-
lichen Entwickelungsgang unterworfen und nichts anderes als der
nothwendige Ausdruck einer Kette von Ursachen. Zu diesen Ur-
sachen gehören aber auch ganz sicher die geschichtlichen Ver-
hängnisse der Völker. "Es ist ein alter Satz", äussert in diesem
Sinne Delbrück1), "dass die Erfahrungen des Lebens jeden Ein-
zelnen seinen Gott finden oder verlieren lassen".


1) Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft. Bd. 3. S. 488.

Die Zone der Religionsstifter.
rechte epische und eine weniger als dürftige dramatische Literatur
besessen, da für solche Erzeugnisse ihnen die arische Gestaltungs-
kraft fehlte. Ueberhaupt würde es auf Irrwege führen, wenn man
alle inneren Erzeugnisse der Völker nur aus physischen Vor-
bedingungen ableiten wollte. Gewiss sind auch sie einem gesetz-
lichen Entwickelungsgang unterworfen und nichts anderes als der
nothwendige Ausdruck einer Kette von Ursachen. Zu diesen Ur-
sachen gehören aber auch ganz sicher die geschichtlichen Ver-
hängnisse der Völker. „Es ist ein alter Satz“, äussert in diesem
Sinne Delbrück1), „dass die Erfahrungen des Lebens jeden Ein-
zelnen seinen Gott finden oder verlieren lassen“.


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[336/0354] Die Zone der Religionsstifter. rechte epische und eine weniger als dürftige dramatische Literatur besessen, da für solche Erzeugnisse ihnen die arische Gestaltungs- kraft fehlte. Ueberhaupt würde es auf Irrwege führen, wenn man alle inneren Erzeugnisse der Völker nur aus physischen Vor- bedingungen ableiten wollte. Gewiss sind auch sie einem gesetz- lichen Entwickelungsgang unterworfen und nichts anderes als der nothwendige Ausdruck einer Kette von Ursachen. Zu diesen Ur- sachen gehören aber auch ganz sicher die geschichtlichen Ver- hängnisse der Völker. „Es ist ein alter Satz“, äussert in diesem Sinne Delbrück 1), „dass die Erfahrungen des Lebens jeden Ein- zelnen seinen Gott finden oder verlieren lassen“. 1) Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft. Bd. 3. S. 488.

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Zitationshilfe: Peschel, Oscar: Völkerkunde. Leipzig, 1874, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/peschel_voelkerkunde_1874/354>, abgerufen am 26.04.2024.