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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781.

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Und der Vogt; Daran liegt viel.

Christen. Ja, recht viel, ich denk's auch.

Vogt. Doch möcht ich gern wissen, was sie
jezt mit einander schwätzen und rathen. Christen
geh und suche noch mehr Flaschen.

Christen. Es sind keine mehr da.

Vogt. Du Narr, das ist gleich viel. Geh
nur und suche. Wenn du nichts find'st, so laß
dich scheeren oder laß zu Ader, und wart und
horch auf alles, was sie erzählen: Ueberbringst du
mir vieles, so sauf ich mit dir bis an den Mor-
gen.

Und du Lölj, du must zu des Mäurers ältern
Gesellen -- dem Joseph gehn; aber sieh daß dich
Niemand merke. Du must ihm sagen, daß er zu
mir komme in der Mittagsstunde.

Noch ein Glas Wein auf den Weg. Mich
dürstet -- sagt Lölj -- ich will dann laufen wie
ein Jagdhund, und im Blitz wieder da seyn.

Gut, sagte der Vogt, und gab ihnen noch ei-
nen auf den Weg.

Da giengen diese, und die Vögtin stellte den
zween andern auch Wein dar zum trinken.



§. 11.

Und der Vogt; Daran liegt viel.

Chriſten. Ja, recht viel, ich denk’s auch.

Vogt. Doch moͤcht ich gern wiſſen, was ſie
jezt mit einander ſchwaͤtzen und rathen. Chriſten
geh und ſuche noch mehr Flaſchen.

Chriſten. Es ſind keine mehr da.

Vogt. Du Narr, das iſt gleich viel. Geh
nur und ſuche. Wenn du nichts find’ſt, ſo laß
dich ſcheeren oder laß zu Ader, und wart und
horch auf alles, was ſie erzaͤhlen: Ueberbringſt du
mir vieles, ſo ſauf ich mit dir bis an den Mor-
gen.

Und du Loͤlj, du muſt zu des Maͤurers aͤltern
Geſellen — dem Joſeph gehn; aber ſieh daß dich
Niemand merke. Du muſt ihm ſagen, daß er zu
mir komme in der Mittagsſtunde.

Noch ein Glas Wein auf den Weg. Mich
duͤrſtet — ſagt Loͤlj — ich will dann laufen wie
ein Jagdhund, und im Blitz wieder da ſeyn.

Gut, ſagte der Vogt, und gab ihnen noch ei-
nen auf den Weg.

Da giengen dieſe, und die Voͤgtin ſtellte den
zween andern auch Wein dar zum trinken.



§. 11.
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[63/0086] Und der Vogt; Daran liegt viel. Chriſten. Ja, recht viel, ich denk’s auch. Vogt. Doch moͤcht ich gern wiſſen, was ſie jezt mit einander ſchwaͤtzen und rathen. Chriſten geh und ſuche noch mehr Flaſchen. Chriſten. Es ſind keine mehr da. Vogt. Du Narr, das iſt gleich viel. Geh nur und ſuche. Wenn du nichts find’ſt, ſo laß dich ſcheeren oder laß zu Ader, und wart und horch auf alles, was ſie erzaͤhlen: Ueberbringſt du mir vieles, ſo ſauf ich mit dir bis an den Mor- gen. Und du Loͤlj, du muſt zu des Maͤurers aͤltern Geſellen — dem Joſeph gehn; aber ſieh daß dich Niemand merke. Du muſt ihm ſagen, daß er zu mir komme in der Mittagsſtunde. Noch ein Glas Wein auf den Weg. Mich duͤrſtet — ſagt Loͤlj — ich will dann laufen wie ein Jagdhund, und im Blitz wieder da ſeyn. Gut, ſagte der Vogt, und gab ihnen noch ei- nen auf den Weg. Da giengen dieſe, und die Voͤgtin ſtellte den zween andern auch Wein dar zum trinken. §. 11.

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. [Bd. 1]. Berlin u. a., 1781, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard01_1781/86>, abgerufen am 04.05.2024.