Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

auch nicht im besten Zustande, doch hinlänglich erhalten, um daraus zu sehen, daß bei ihrer Entstehung die Bildhauerkunst gerade nicht auf dem höchsten Glanzpunkte gestanden hatte. Die Sphynxe gehörten zu den kleinen und hatten leider von der Zerstörung noch mehr gelitten als die Stiergötter.

Ein Obelisk von unbedeutender Höhe, eine kleine unbeschädigte Sphynx nebst andern Gegenständen waren kurz vor meiner Ankunft nach England geschickt worden.

Die Nachgrabungen bei Tel-Nimrod sind schon seit einem Jahre eingestellt und Herr Layard ist nach London zurückberufen worden. In der Folge kam sogar der Befehl, die aufgegrabenen Plätze wieder zu verschütten, da die herumstreifenden Araber anfingen, vieles zu beschädigen. Als ich ankam, war schon manches verschüttet, der größte Theil stand aber noch offen.

Bei dem Dörfchen Nebi-junus wird mit den Ausgrabungen noch fortgefahren, -- man bewilligt dafür jährlich hundert Pfund Sterling.

Der englische Resident zu Bagdad, Herr Rawlinson, hat sich mit dem Studium der Keilschrift ganz besonders vertraut gemacht. Er liest sie ganz vollkommen, und seinem Fleiße verdankt man viele der Uebersetzungen.

Die Rückkehr nach Mossul machten wir zu Pferde in fünf und einer halben Stunde. Es ist unglaublich, was arabische Pferde aushalten können. Man gestattete ihnen in Mossul nur eine Viertelstunde Rast, gab ihnen nichts als Wasser, und während der größten Tageshitze mußten sie die achtzehn Meilen wieder zurück machen.

Herr Roß erzählte mir, daß dies noch nicht mit den

auch nicht im besten Zustande, doch hinlänglich erhalten, um daraus zu sehen, daß bei ihrer Entstehung die Bildhauerkunst gerade nicht auf dem höchsten Glanzpunkte gestanden hatte. Die Sphynxe gehörten zu den kleinen und hatten leider von der Zerstörung noch mehr gelitten als die Stiergötter.

Ein Obelisk von unbedeutender Höhe, eine kleine unbeschädigte Sphynx nebst andern Gegenständen waren kurz vor meiner Ankunft nach England geschickt worden.

Die Nachgrabungen bei Tel-Nimrod sind schon seit einem Jahre eingestellt und Herr Layard ist nach London zurückberufen worden. In der Folge kam sogar der Befehl, die aufgegrabenen Plätze wieder zu verschütten, da die herumstreifenden Araber anfingen, vieles zu beschädigen. Als ich ankam, war schon manches verschüttet, der größte Theil stand aber noch offen.

Bei dem Dörfchen Nebi-junus wird mit den Ausgrabungen noch fortgefahren, — man bewilligt dafür jährlich hundert Pfund Sterling.

Der englische Resident zu Bagdad, Herr Rawlinson, hat sich mit dem Studium der Keilschrift ganz besonders vertraut gemacht. Er liest sie ganz vollkommen, und seinem Fleiße verdankt man viele der Uebersetzungen.

Die Rückkehr nach Mossul machten wir zu Pferde in fünf und einer halben Stunde. Es ist unglaublich, was arabische Pferde aushalten können. Man gestattete ihnen in Mossul nur eine Viertelstunde Rast, gab ihnen nichts als Wasser, und während der größten Tageshitze mußten sie die achtzehn Meilen wieder zurück machen.

Herr Roß erzählte mir, daß dies noch nicht mit den

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0179" n="171"/>
auch nicht im besten Zustande, doch hinlänglich erhalten, um daraus zu sehen, daß bei ihrer Entstehung die Bildhauerkunst gerade nicht auf dem höchsten Glanzpunkte gestanden hatte. Die Sphynxe gehörten zu den kleinen und hatten leider von der Zerstörung noch mehr gelitten als die Stiergötter.</p>
        <p>Ein Obelisk von unbedeutender Höhe, eine kleine unbeschädigte Sphynx nebst andern Gegenständen waren kurz vor meiner Ankunft nach England geschickt worden.</p>
        <p>Die Nachgrabungen bei <hi rendition="#aq">Tel-Nimrod</hi> sind schon seit einem Jahre eingestellt und Herr Layard ist nach London zurückberufen worden. In der Folge kam sogar der Befehl, die aufgegrabenen Plätze wieder zu verschütten, da die herumstreifenden Araber anfingen, vieles zu beschädigen. Als ich ankam, war schon manches verschüttet, der größte Theil stand aber noch offen.</p>
        <p>Bei dem Dörfchen <hi rendition="#aq">Nebi-junus</hi> wird mit den Ausgrabungen noch fortgefahren, &#x2014; man bewilligt dafür jährlich hundert Pfund Sterling.</p>
        <p>Der englische Resident zu <hi rendition="#aq">Bagdad</hi>, Herr Rawlinson, hat sich mit dem Studium der Keilschrift ganz besonders vertraut gemacht. Er liest sie ganz vollkommen, und seinem Fleiße verdankt man viele der Uebersetzungen.</p>
        <p>Die Rückkehr nach <hi rendition="#aq">Mossul</hi> machten wir zu Pferde in fünf und einer halben Stunde. Es ist unglaublich, was arabische Pferde aushalten können. Man gestattete ihnen in <hi rendition="#aq">Mossul</hi> nur eine Viertelstunde Rast, gab ihnen nichts als Wasser, und während der größten Tageshitze mußten sie die achtzehn Meilen wieder zurück machen.</p>
        <p>Herr Roß erzählte mir, daß dies noch nicht mit den
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[171/0179] auch nicht im besten Zustande, doch hinlänglich erhalten, um daraus zu sehen, daß bei ihrer Entstehung die Bildhauerkunst gerade nicht auf dem höchsten Glanzpunkte gestanden hatte. Die Sphynxe gehörten zu den kleinen und hatten leider von der Zerstörung noch mehr gelitten als die Stiergötter. Ein Obelisk von unbedeutender Höhe, eine kleine unbeschädigte Sphynx nebst andern Gegenständen waren kurz vor meiner Ankunft nach England geschickt worden. Die Nachgrabungen bei Tel-Nimrod sind schon seit einem Jahre eingestellt und Herr Layard ist nach London zurückberufen worden. In der Folge kam sogar der Befehl, die aufgegrabenen Plätze wieder zu verschütten, da die herumstreifenden Araber anfingen, vieles zu beschädigen. Als ich ankam, war schon manches verschüttet, der größte Theil stand aber noch offen. Bei dem Dörfchen Nebi-junus wird mit den Ausgrabungen noch fortgefahren, — man bewilligt dafür jährlich hundert Pfund Sterling. Der englische Resident zu Bagdad, Herr Rawlinson, hat sich mit dem Studium der Keilschrift ganz besonders vertraut gemacht. Er liest sie ganz vollkommen, und seinem Fleiße verdankt man viele der Uebersetzungen. Die Rückkehr nach Mossul machten wir zu Pferde in fünf und einer halben Stunde. Es ist unglaublich, was arabische Pferde aushalten können. Man gestattete ihnen in Mossul nur eine Viertelstunde Rast, gab ihnen nichts als Wasser, und während der größten Tageshitze mußten sie die achtzehn Meilen wieder zurück machen. Herr Roß erzählte mir, daß dies noch nicht mit den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/179
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/179>, abgerufen am 26.04.2024.