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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

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Zirkel von Bergen: hohe Wände lagen uns zur Seite, vor- und rückwärts drängten sich Hügel und Berge übereinander, und weit im Hintergrunde schloß ein gewaltiger Riese mit schneeigen Furchen das romantische Bild. -- Dieser Gebirgspaß heißt Ali-Bag. Wir stiegen drei und eine halbe Stunde unausgesetzt aufwärts.

Eine kurze Strecke vor Erreichung des Plateaus bemerkten wir an mehreren Stellen kleine Blutflecken, worauf Anfangs niemand sehr achtete, da ein Pferd oder Maulthier sich an einem Steine geritzt und diese Spur hinterlassen haben konnte. Bald aber kamen wir auf einen Platz, der ganz mit großen Blutflecken überdeckt war. Dieser Anblick erfüllte uns alle mit großem Schrecken. Wir suchten mit ängstlichem Blicke nach der Ursache dieser Blutspur und gewahrten in der Tiefe -- - zwei menschliche Körper. Der eine hing kaum hundert Fuß tief am Abhange der Felswand, der andere war tiefer hinabgerollt und halb von einem Felsen verborgen. Wir eilten so schnell wir vermochten, dieser häßlichen Mordscene zu entfliehen; ich brachte sie mehrere Tage nicht aus dem Gedächtnisse.

Auf dem Plateau waren die Steine alle durchlöchert, wie wenn andere Steine darinnen gesessen hätten. Als wir wieder hinabstiegen, hörte diese Erscheinung auf.

Im Thale, auf der andern Seite des Plateaus gab es Weinreben, die sich aber wenig über die Erde erhoben, da sie nicht gestützt waren.

Unser Weg ging beständig im Gebirge fort. Wir stiegen viel in die Tiefe, doch auch wieder manche Höhe empor und kamen endlich auf eine kleine Hochebene, die an beiden Seiten in schroffen Wänden abfiel. Ein Dorf

Zirkel von Bergen: hohe Wände lagen uns zur Seite, vor- und rückwärts drängten sich Hügel und Berge übereinander, und weit im Hintergrunde schloß ein gewaltiger Riese mit schneeigen Furchen das romantische Bild. — Dieser Gebirgspaß heißt Ali-Bag. Wir stiegen drei und eine halbe Stunde unausgesetzt aufwärts.

Eine kurze Strecke vor Erreichung des Plateaus bemerkten wir an mehreren Stellen kleine Blutflecken, worauf Anfangs niemand sehr achtete, da ein Pferd oder Maulthier sich an einem Steine geritzt und diese Spur hinterlassen haben konnte. Bald aber kamen wir auf einen Platz, der ganz mit großen Blutflecken überdeckt war. Dieser Anblick erfüllte uns alle mit großem Schrecken. Wir suchten mit ängstlichem Blicke nach der Ursache dieser Blutspur und gewahrten in der Tiefe — - zwei menschliche Körper. Der eine hing kaum hundert Fuß tief am Abhange der Felswand, der andere war tiefer hinabgerollt und halb von einem Felsen verborgen. Wir eilten so schnell wir vermochten, dieser häßlichen Mordscene zu entfliehen; ich brachte sie mehrere Tage nicht aus dem Gedächtnisse.

Auf dem Plateau waren die Steine alle durchlöchert, wie wenn andere Steine darinnen gesessen hätten. Als wir wieder hinabstiegen, hörte diese Erscheinung auf.

Im Thale, auf der andern Seite des Plateaus gab es Weinreben, die sich aber wenig über die Erde erhoben, da sie nicht gestützt waren.

Unser Weg ging beständig im Gebirge fort. Wir stiegen viel in die Tiefe, doch auch wieder manche Höhe empor und kamen endlich auf eine kleine Hochebene, die an beiden Seiten in schroffen Wänden abfiel. Ein Dorf

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[182/0190] Zirkel von Bergen: hohe Wände lagen uns zur Seite, vor- und rückwärts drängten sich Hügel und Berge übereinander, und weit im Hintergrunde schloß ein gewaltiger Riese mit schneeigen Furchen das romantische Bild. — Dieser Gebirgspaß heißt Ali-Bag. Wir stiegen drei und eine halbe Stunde unausgesetzt aufwärts. Eine kurze Strecke vor Erreichung des Plateaus bemerkten wir an mehreren Stellen kleine Blutflecken, worauf Anfangs niemand sehr achtete, da ein Pferd oder Maulthier sich an einem Steine geritzt und diese Spur hinterlassen haben konnte. Bald aber kamen wir auf einen Platz, der ganz mit großen Blutflecken überdeckt war. Dieser Anblick erfüllte uns alle mit großem Schrecken. Wir suchten mit ängstlichem Blicke nach der Ursache dieser Blutspur und gewahrten in der Tiefe — - zwei menschliche Körper. Der eine hing kaum hundert Fuß tief am Abhange der Felswand, der andere war tiefer hinabgerollt und halb von einem Felsen verborgen. Wir eilten so schnell wir vermochten, dieser häßlichen Mordscene zu entfliehen; ich brachte sie mehrere Tage nicht aus dem Gedächtnisse. Auf dem Plateau waren die Steine alle durchlöchert, wie wenn andere Steine darinnen gesessen hätten. Als wir wieder hinabstiegen, hörte diese Erscheinung auf. Im Thale, auf der andern Seite des Plateaus gab es Weinreben, die sich aber wenig über die Erde erhoben, da sie nicht gestützt waren. Unser Weg ging beständig im Gebirge fort. Wir stiegen viel in die Tiefe, doch auch wieder manche Höhe empor und kamen endlich auf eine kleine Hochebene, die an beiden Seiten in schroffen Wänden abfiel. Ein Dorf

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/190>, abgerufen am 26.04.2024.