Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

diesem ein Kosak mit einem Gewehre saßen auf dem offenen Karren. Als der Wagen vorüber gefahren war, wandte ich mich ruhig um, hörte aber zu meinem Erstaunen den Wagen halten und fühlte mich beinahe im selben Augenblicke kräftig am Arme gefaßt. Es war der Kosak, der mich zum Wagen hinschleppen wollte. Ich suchte mich loszureißen, wies mit der freien Hand nach der Karavane und schrie, daß ich dazu gehöre. Der Kerl verhielt mir alsogleich mit der andern Hand den Mund und warf mich auf den Wagen, wo mich der Herr festpackte. Der Kosak sprang schnell auf und der Kutscher mußte fahren, so schnell die Pferde laufen konnten. Dies alles ging so eilig, daß ich eigentlich nicht wußte was mit mir geschah. Die Männer hielten mich an den Armen fest, und der Mund wurde mir erst wieder freigelassen, als wir von der Karavane so weit entfernt waren, daß man mein Geschrei nicht mehr gehört hätte.

Furcht befiel mich zum Glück nicht -- ich dachte gleich, daß mich diese beiden liebenswürdigen Russen in ihrem Eifer für eine sehr gefährliche Person gehalten und gemeint haben mögen, einen gar wichtigen Fang an mir zu machen. Als man mir den Mund frei ließ, begann das Register der klugen Fragen nach Namen, Vaterland u. s. w. Ich verstand zwar genug russisch, um ihnen darüber Auskunft zu geben; allein sie waren damit nicht zufrieden und verlangten meinen Paß zu sehen; ich sagte ihnen, sie sollten nach meinem Koffer schicken, dann werde ich mich zu ihrer vollsten Zufriedenheit legitimiren.

Wir kamen endlich nach dem Posthause, wo man mich in eine Stube brachte, -- der Kosak setzte sich mit

diesem ein Kosak mit einem Gewehre saßen auf dem offenen Karren. Als der Wagen vorüber gefahren war, wandte ich mich ruhig um, hörte aber zu meinem Erstaunen den Wagen halten und fühlte mich beinahe im selben Augenblicke kräftig am Arme gefaßt. Es war der Kosak, der mich zum Wagen hinschleppen wollte. Ich suchte mich loszureißen, wies mit der freien Hand nach der Karavane und schrie, daß ich dazu gehöre. Der Kerl verhielt mir alsogleich mit der andern Hand den Mund und warf mich auf den Wagen, wo mich der Herr festpackte. Der Kosak sprang schnell auf und der Kutscher mußte fahren, so schnell die Pferde laufen konnten. Dies alles ging so eilig, daß ich eigentlich nicht wußte was mit mir geschah. Die Männer hielten mich an den Armen fest, und der Mund wurde mir erst wieder freigelassen, als wir von der Karavane so weit entfernt waren, daß man mein Geschrei nicht mehr gehört hätte.

Furcht befiel mich zum Glück nicht — ich dachte gleich, daß mich diese beiden liebenswürdigen Russen in ihrem Eifer für eine sehr gefährliche Person gehalten und gemeint haben mögen, einen gar wichtigen Fang an mir zu machen. Als man mir den Mund frei ließ, begann das Register der klugen Fragen nach Namen, Vaterland u. s. w. Ich verstand zwar genug russisch, um ihnen darüber Auskunft zu geben; allein sie waren damit nicht zufrieden und verlangten meinen Paß zu sehen; ich sagte ihnen, sie sollten nach meinem Koffer schicken, dann werde ich mich zu ihrer vollsten Zufriedenheit legitimiren.

Wir kamen endlich nach dem Posthause, wo man mich in eine Stube brachte, — der Kosak setzte sich mit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0257" n="249"/>
diesem ein Kosak mit einem Gewehre saßen auf dem offenen Karren. Als der Wagen vorüber gefahren war, wandte ich mich ruhig um, hörte aber zu meinem Erstaunen den Wagen halten und fühlte mich beinahe im selben Augenblicke kräftig am Arme gefaßt. Es war der Kosak, der mich zum Wagen hinschleppen wollte. Ich suchte mich loszureißen, wies mit der freien Hand nach der Karavane und schrie, daß ich dazu gehöre. Der Kerl verhielt mir alsogleich mit der andern Hand den Mund und warf mich auf den Wagen, wo mich der Herr festpackte. Der Kosak sprang schnell auf und der Kutscher mußte fahren, so schnell die Pferde laufen konnten. Dies alles ging so eilig, daß ich eigentlich nicht wußte was mit mir geschah. Die Männer hielten mich an den Armen fest, und der Mund wurde mir erst wieder freigelassen, als wir von der Karavane so weit entfernt waren, daß man mein Geschrei nicht mehr gehört hätte.</p>
        <p>Furcht befiel mich zum Glück nicht &#x2014; ich dachte gleich, daß mich diese beiden liebenswürdigen Russen in ihrem Eifer für eine sehr gefährliche Person gehalten und gemeint haben mögen, einen gar wichtigen Fang an mir zu machen. Als man mir den Mund frei ließ, begann das Register der klugen Fragen nach Namen, Vaterland u. s. w. Ich verstand zwar genug russisch, um ihnen darüber Auskunft zu geben; allein sie waren damit nicht zufrieden und verlangten meinen Paß zu sehen; ich sagte ihnen, sie sollten nach meinem Koffer schicken, dann werde ich mich zu ihrer vollsten Zufriedenheit legitimiren.</p>
        <p>Wir kamen endlich nach dem Posthause, wo man mich in eine Stube brachte, &#x2014; der Kosak setzte sich mit
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[249/0257] diesem ein Kosak mit einem Gewehre saßen auf dem offenen Karren. Als der Wagen vorüber gefahren war, wandte ich mich ruhig um, hörte aber zu meinem Erstaunen den Wagen halten und fühlte mich beinahe im selben Augenblicke kräftig am Arme gefaßt. Es war der Kosak, der mich zum Wagen hinschleppen wollte. Ich suchte mich loszureißen, wies mit der freien Hand nach der Karavane und schrie, daß ich dazu gehöre. Der Kerl verhielt mir alsogleich mit der andern Hand den Mund und warf mich auf den Wagen, wo mich der Herr festpackte. Der Kosak sprang schnell auf und der Kutscher mußte fahren, so schnell die Pferde laufen konnten. Dies alles ging so eilig, daß ich eigentlich nicht wußte was mit mir geschah. Die Männer hielten mich an den Armen fest, und der Mund wurde mir erst wieder freigelassen, als wir von der Karavane so weit entfernt waren, daß man mein Geschrei nicht mehr gehört hätte. Furcht befiel mich zum Glück nicht — ich dachte gleich, daß mich diese beiden liebenswürdigen Russen in ihrem Eifer für eine sehr gefährliche Person gehalten und gemeint haben mögen, einen gar wichtigen Fang an mir zu machen. Als man mir den Mund frei ließ, begann das Register der klugen Fragen nach Namen, Vaterland u. s. w. Ich verstand zwar genug russisch, um ihnen darüber Auskunft zu geben; allein sie waren damit nicht zufrieden und verlangten meinen Paß zu sehen; ich sagte ihnen, sie sollten nach meinem Koffer schicken, dann werde ich mich zu ihrer vollsten Zufriedenheit legitimiren. Wir kamen endlich nach dem Posthause, wo man mich in eine Stube brachte, — der Kosak setzte sich mit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/257
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/257>, abgerufen am 26.04.2024.