Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

6. März. Früh Morgens bestieg ich ein Pferd, um die nicht minder berühmten Felstempel von Elora (zwei Meilen von Roja) zu besuchen. Wie es aber manchmal im Leben geht nach dem Sprichworte: "Der Mensch denkt und Gott lenkt!" so ging es auch hier, -- statt der Tempel sah ich eine Tigerjagd.

Kaum hatte ich nämlich das Stadtthor im Rücken, als ich mehrere Europäer auf Elephanten sitzend von dem Bongolo kommen sah. Wir fließen zusammen, hielten beiderseits an und begannen ein Gespräch. Die Herren waren auf dem Wege, einem Tigerlager nachzuspüren, von dem sie Kunde bekommen hatten und luden mich ein, wenn mich eine solche Jagd nicht zu sehr erschrecke, Theil daran zu nehmen. Ich war über diese Einladung sehr erfreut und saß bald auf einem der Elephanten in einem großen, zwei Fuß hohen Kasten, in welchem sich bereits zwei Herren und ein Eingeborner befanden, -- letzterer war zum Laden der Gewehre bestimmt. Mir reichte man ein großes Messer, um mich, im Falle das Thier zu hoch aufspränge und den Rand des Kastens erreichte, vertheidigen zu können.

So ausgerüstet zogen wir der Hügelkette zu, und waren nach einigen Stunden dem Lager des Tigerpaares schon ziemlich nahe gekommen, als plötzlich unser Diener ganz leise "Bach, Bach!" rief und mit dem Finger nach einem Gesträuche wies. Glühende Augen leuchteten aus einem der Gebüsche hervor; doch hatte ich sie kaum gewahrt, als auch schon mehrere Schüsse fielen. Bald war das Thier von mehreren Kugeln getroffen und stürzte nun wuthentbrannt auf uns los. Es machte so gewaltige Sätze,

6. März. Früh Morgens bestieg ich ein Pferd, um die nicht minder berühmten Felstempel von Elora (zwei Meilen von Roja) zu besuchen. Wie es aber manchmal im Leben geht nach dem Sprichworte: „Der Mensch denkt und Gott lenkt!“ so ging es auch hier, — statt der Tempel sah ich eine Tigerjagd.

Kaum hatte ich nämlich das Stadtthor im Rücken, als ich mehrere Europäer auf Elephanten sitzend von dem Bongolo kommen sah. Wir fließen zusammen, hielten beiderseits an und begannen ein Gespräch. Die Herren waren auf dem Wege, einem Tigerlager nachzuspüren, von dem sie Kunde bekommen hatten und luden mich ein, wenn mich eine solche Jagd nicht zu sehr erschrecke, Theil daran zu nehmen. Ich war über diese Einladung sehr erfreut und saß bald auf einem der Elephanten in einem großen, zwei Fuß hohen Kasten, in welchem sich bereits zwei Herren und ein Eingeborner befanden, — letzterer war zum Laden der Gewehre bestimmt. Mir reichte man ein großes Messer, um mich, im Falle das Thier zu hoch aufspränge und den Rand des Kastens erreichte, vertheidigen zu können.

So ausgerüstet zogen wir der Hügelkette zu, und waren nach einigen Stunden dem Lager des Tigerpaares schon ziemlich nahe gekommen, als plötzlich unser Diener ganz leise „Bach, Bach!“ rief und mit dem Finger nach einem Gesträuche wies. Glühende Augen leuchteten aus einem der Gebüsche hervor; doch hatte ich sie kaum gewahrt, als auch schon mehrere Schüsse fielen. Bald war das Thier von mehreren Kugeln getroffen und stürzte nun wuthentbrannt auf uns los. Es machte so gewaltige Sätze,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0065" n="57"/>
        <p>6. März. Früh Morgens bestieg ich ein Pferd, um die nicht minder berühmten Felstempel von <hi rendition="#aq">Elora</hi> (zwei Meilen von <hi rendition="#aq">Roja</hi>) zu besuchen. Wie es aber manchmal im Leben geht nach dem Sprichworte: &#x201E;Der Mensch denkt und Gott lenkt!&#x201C; so ging es auch hier, &#x2014; statt der Tempel sah ich eine Tigerjagd.</p>
        <p>Kaum hatte ich nämlich das Stadtthor im Rücken, als ich mehrere Europäer auf Elephanten sitzend von dem Bongolo kommen sah. Wir fließen zusammen, hielten beiderseits an und begannen ein Gespräch. Die Herren waren auf dem Wege, einem Tigerlager nachzuspüren, von dem sie Kunde bekommen hatten und luden mich ein, wenn mich eine solche Jagd nicht zu sehr erschrecke, Theil daran zu nehmen. Ich war über diese Einladung sehr erfreut und saß bald auf einem der Elephanten in einem großen, zwei Fuß hohen Kasten, in welchem sich bereits zwei Herren und ein Eingeborner befanden, &#x2014; letzterer war zum Laden der Gewehre bestimmt. Mir reichte man ein großes Messer, um mich, im Falle das Thier zu hoch aufspränge und den Rand des Kastens erreichte, vertheidigen zu können.</p>
        <p>So ausgerüstet zogen wir der Hügelkette zu, und waren nach einigen Stunden dem Lager des Tigerpaares schon ziemlich nahe gekommen, als plötzlich unser Diener ganz leise &#x201E;<hi rendition="#aq">Bach, Bach</hi>!&#x201C; rief und mit dem Finger nach einem Gesträuche wies. Glühende Augen leuchteten aus einem der Gebüsche hervor; doch hatte ich sie kaum gewahrt, als auch schon mehrere Schüsse fielen. Bald war das Thier von mehreren Kugeln getroffen und stürzte nun wuthentbrannt auf uns los. Es machte so gewaltige Sätze,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[57/0065] 6. März. Früh Morgens bestieg ich ein Pferd, um die nicht minder berühmten Felstempel von Elora (zwei Meilen von Roja) zu besuchen. Wie es aber manchmal im Leben geht nach dem Sprichworte: „Der Mensch denkt und Gott lenkt!“ so ging es auch hier, — statt der Tempel sah ich eine Tigerjagd. Kaum hatte ich nämlich das Stadtthor im Rücken, als ich mehrere Europäer auf Elephanten sitzend von dem Bongolo kommen sah. Wir fließen zusammen, hielten beiderseits an und begannen ein Gespräch. Die Herren waren auf dem Wege, einem Tigerlager nachzuspüren, von dem sie Kunde bekommen hatten und luden mich ein, wenn mich eine solche Jagd nicht zu sehr erschrecke, Theil daran zu nehmen. Ich war über diese Einladung sehr erfreut und saß bald auf einem der Elephanten in einem großen, zwei Fuß hohen Kasten, in welchem sich bereits zwei Herren und ein Eingeborner befanden, — letzterer war zum Laden der Gewehre bestimmt. Mir reichte man ein großes Messer, um mich, im Falle das Thier zu hoch aufspränge und den Rand des Kastens erreichte, vertheidigen zu können. So ausgerüstet zogen wir der Hügelkette zu, und waren nach einigen Stunden dem Lager des Tigerpaares schon ziemlich nahe gekommen, als plötzlich unser Diener ganz leise „Bach, Bach!“ rief und mit dem Finger nach einem Gesträuche wies. Glühende Augen leuchteten aus einem der Gebüsche hervor; doch hatte ich sie kaum gewahrt, als auch schon mehrere Schüsse fielen. Bald war das Thier von mehreren Kugeln getroffen und stürzte nun wuthentbrannt auf uns los. Es machte so gewaltige Sätze,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/65
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/65>, abgerufen am 26.04.2024.