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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

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vier Stunden täglichen Gebetes zu viel sind, der verständigt sich mit den Priestern; diese sind menschlich und gütig, gleich den Priestern anderer Religionen, und entheben gerne für milde Gaben den schwer Bedrängten seiner Sorgen.

Am liebsten verrichten die Parsi ihre Gebete des Morgens im Angesichte der Sonne, die sie als größtes und heiligstes Feuer am meisten verehren. Die Verehrung des Feuers geht bei ihnen so weit, daß sie keine Handwerke betreiben, die mit Feuer zu schaffen haben, kein Gewehr abfeuern und kein Licht auslöschen. Das Feuer in der Küche lassen sie ausbrennen. Manche Reisende behaupten sogar, daß sie den Feuersbrünsten keinen Einhalt thäten; dem ist jedoch nicht so, -- man versicherte mir, bei einem großen Brande, der vor einigen Jahren in Bombay statt hatte, viele Parsi mit Löschen beschäftigt gesehen zu haben.

Herr Manuckjee war so gütig, mich in sein Haus einzuladen, damit ich das Leben parsischer Familien einiger maßen kennen lerne, und führte mich auch in mehrere Häuser seiner Freunde ein.

Die Zimmer fand ich auf europäischen Art eingerichtet, mit Stühlen, Tischen, Kanapee's, Betten, Bildern, Spiegeln u. s. w. Der Anzug der Frauen war wenig verschieden von jenem der reichen Hindostanerinnen; nur war er sittiger, da er nicht aus durchsichtigem Musselin, sondern aus Seidenstoffen bestand, überdies hatten sie noch Beinkleider hinzugefügt. Die Seidenstoffe waren reich mit Gold durchwirkt, welcher Luxus sich bis auf die dreijährigen Kinder erstreckte. Die Kleineren, selbst

vier Stunden täglichen Gebetes zu viel sind, der verständigt sich mit den Priestern; diese sind menschlich und gütig, gleich den Priestern anderer Religionen, und entheben gerne für milde Gaben den schwer Bedrängten seiner Sorgen.

Am liebsten verrichten die Parsi ihre Gebete des Morgens im Angesichte der Sonne, die sie als größtes und heiligstes Feuer am meisten verehren. Die Verehrung des Feuers geht bei ihnen so weit, daß sie keine Handwerke betreiben, die mit Feuer zu schaffen haben, kein Gewehr abfeuern und kein Licht auslöschen. Das Feuer in der Küche lassen sie ausbrennen. Manche Reisende behaupten sogar, daß sie den Feuersbrünsten keinen Einhalt thäten; dem ist jedoch nicht so, — man versicherte mir, bei einem großen Brande, der vor einigen Jahren in Bombay statt hatte, viele Parsi mit Löschen beschäftigt gesehen zu haben.

Herr Manuckjee war so gütig, mich in sein Haus einzuladen, damit ich das Leben parsischer Familien einiger maßen kennen lerne, und führte mich auch in mehrere Häuser seiner Freunde ein.

Die Zimmer fand ich auf europäischen Art eingerichtet, mit Stühlen, Tischen, Kanapee’s, Betten, Bildern, Spiegeln u. s. w. Der Anzug der Frauen war wenig verschieden von jenem der reichen Hindostanerinnen; nur war er sittiger, da er nicht aus durchsichtigem Musselin, sondern aus Seidenstoffen bestand, überdies hatten sie noch Beinkleider hinzugefügt. Die Seidenstoffe waren reich mit Gold durchwirkt, welcher Luxus sich bis auf die dreijährigen Kinder erstreckte. Die Kleineren, selbst

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[80/0088] vier Stunden täglichen Gebetes zu viel sind, der verständigt sich mit den Priestern; diese sind menschlich und gütig, gleich den Priestern anderer Religionen, und entheben gerne für milde Gaben den schwer Bedrängten seiner Sorgen. Am liebsten verrichten die Parsi ihre Gebete des Morgens im Angesichte der Sonne, die sie als größtes und heiligstes Feuer am meisten verehren. Die Verehrung des Feuers geht bei ihnen so weit, daß sie keine Handwerke betreiben, die mit Feuer zu schaffen haben, kein Gewehr abfeuern und kein Licht auslöschen. Das Feuer in der Küche lassen sie ausbrennen. Manche Reisende behaupten sogar, daß sie den Feuersbrünsten keinen Einhalt thäten; dem ist jedoch nicht so, — man versicherte mir, bei einem großen Brande, der vor einigen Jahren in Bombay statt hatte, viele Parsi mit Löschen beschäftigt gesehen zu haben. Herr Manuckjee war so gütig, mich in sein Haus einzuladen, damit ich das Leben parsischer Familien einiger maßen kennen lerne, und führte mich auch in mehrere Häuser seiner Freunde ein. Die Zimmer fand ich auf europäischen Art eingerichtet, mit Stühlen, Tischen, Kanapee’s, Betten, Bildern, Spiegeln u. s. w. Der Anzug der Frauen war wenig verschieden von jenem der reichen Hindostanerinnen; nur war er sittiger, da er nicht aus durchsichtigem Musselin, sondern aus Seidenstoffen bestand, überdies hatten sie noch Beinkleider hinzugefügt. Die Seidenstoffe waren reich mit Gold durchwirkt, welcher Luxus sich bis auf die dreijährigen Kinder erstreckte. Die Kleineren, selbst

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/88>, abgerufen am 26.04.2024.