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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

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Die Neugeborenen waren in einfache Seidenstoffe gewickelt. Die Kinder alle hatten gold- und silbergestickte Käppchen auf. An Goldschmuck, Perlen und Edelgestein darf es einer Parsin eben so wenig fehlen als einer Hindostanerin; schon im Hause tragen sie viel; bei Besuchen oder festlichen Gelegenheiten aber soll der Schmuck einer reichen Parsin oft den Werth von 100,000 Rupien übersteigen. Kinder von sieben bis acht Monaten tragen bereits Fingerringe und Armbänder mit Edelsteinen oder Perlen.

Der Anzug der Männer besteht aus weiten Beinkleidern, Hemden und langen Kaftanen, -- Hemden und Beinkleider sind häufig von weißer Seide, die Kaftane von weißem Perkal. Der Turban unterscheidet sich sehr von jenem der Mohamedaner: es ist eine zehn bis zwölf Zoll hohe Mütze von Pappdeckel mit farbigem Stoffe oder Wachstuche überzogen.

Männer und Weiber tragen um die Mitte des Leibes über das Hemde, eine doppelt gewickelte Schnur, die sie beim Gebete loslösen und in der Hand halten; außerdem darf sie nie am Leibe fehlen. In diesem Punkte ist das Gesetz so strenge, daß, wer sie nicht trägt, aus der Gemeinschaft gestoßen wird. Kein Vertrag, kein Geschäft ist gültig, wenn die Schnur dabei fehlt. Dem Kinde wird sie mit dem neunten Jahre umgegeben. Vor diesem Akte gehören sie nicht der Gemeinschaft an; sie dürfen sogar Gerichte, von Christen bereitet, essen, die Mädchen können den Vater an öffentliche Orte begleiten. Die Schnur ändert alles, -- der Sohn speiset an des Vaters Tische, die Mädchen bleiben zu Hause u. s. w.

Ein zweites Religionsstück ist das Hemd: dieses muß

Die Neugeborenen waren in einfache Seidenstoffe gewickelt. Die Kinder alle hatten gold- und silbergestickte Käppchen auf. An Goldschmuck, Perlen und Edelgestein darf es einer Parsin eben so wenig fehlen als einer Hindostanerin; schon im Hause tragen sie viel; bei Besuchen oder festlichen Gelegenheiten aber soll der Schmuck einer reichen Parsin oft den Werth von 100,000 Rupien übersteigen. Kinder von sieben bis acht Monaten tragen bereits Fingerringe und Armbänder mit Edelsteinen oder Perlen.

Der Anzug der Männer besteht aus weiten Beinkleidern, Hemden und langen Kaftanen, — Hemden und Beinkleider sind häufig von weißer Seide, die Kaftane von weißem Perkal. Der Turban unterscheidet sich sehr von jenem der Mohamedaner: es ist eine zehn bis zwölf Zoll hohe Mütze von Pappdeckel mit farbigem Stoffe oder Wachstuche überzogen.

Männer und Weiber tragen um die Mitte des Leibes über das Hemde, eine doppelt gewickelte Schnur, die sie beim Gebete loslösen und in der Hand halten; außerdem darf sie nie am Leibe fehlen. In diesem Punkte ist das Gesetz so strenge, daß, wer sie nicht trägt, aus der Gemeinschaft gestoßen wird. Kein Vertrag, kein Geschäft ist gültig, wenn die Schnur dabei fehlt. Dem Kinde wird sie mit dem neunten Jahre umgegeben. Vor diesem Akte gehören sie nicht der Gemeinschaft an; sie dürfen sogar Gerichte, von Christen bereitet, essen, die Mädchen können den Vater an öffentliche Orte begleiten. Die Schnur ändert alles, — der Sohn speiset an des Vaters Tische, die Mädchen bleiben zu Hause u. s. w.

Ein zweites Religionsstück ist das Hemd: dieses muß

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Die Neugeborenen waren in einfache Seidenstoffe gewickelt. Die Kinder alle hatten gold- und silbergestickte Käppchen auf. An Goldschmuck, Perlen und Edelgestein darf es einer Parsin eben so wenig fehlen als einer Hindostanerin; schon im Hause tragen sie viel; bei Besuchen oder festlichen Gelegenheiten aber soll der Schmuck einer reichen Parsin oft den Werth von 100,000 Rupien übersteigen. Kinder von sieben bis acht Monaten tragen bereits Fingerringe und Armbänder mit Edelsteinen oder Perlen.</p>
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[81/0089] Die Neugeborenen waren in einfache Seidenstoffe gewickelt. Die Kinder alle hatten gold- und silbergestickte Käppchen auf. An Goldschmuck, Perlen und Edelgestein darf es einer Parsin eben so wenig fehlen als einer Hindostanerin; schon im Hause tragen sie viel; bei Besuchen oder festlichen Gelegenheiten aber soll der Schmuck einer reichen Parsin oft den Werth von 100,000 Rupien übersteigen. Kinder von sieben bis acht Monaten tragen bereits Fingerringe und Armbänder mit Edelsteinen oder Perlen. Der Anzug der Männer besteht aus weiten Beinkleidern, Hemden und langen Kaftanen, — Hemden und Beinkleider sind häufig von weißer Seide, die Kaftane von weißem Perkal. Der Turban unterscheidet sich sehr von jenem der Mohamedaner: es ist eine zehn bis zwölf Zoll hohe Mütze von Pappdeckel mit farbigem Stoffe oder Wachstuche überzogen. Männer und Weiber tragen um die Mitte des Leibes über das Hemde, eine doppelt gewickelte Schnur, die sie beim Gebete loslösen und in der Hand halten; außerdem darf sie nie am Leibe fehlen. In diesem Punkte ist das Gesetz so strenge, daß, wer sie nicht trägt, aus der Gemeinschaft gestoßen wird. Kein Vertrag, kein Geschäft ist gültig, wenn die Schnur dabei fehlt. Dem Kinde wird sie mit dem neunten Jahre umgegeben. Vor diesem Akte gehören sie nicht der Gemeinschaft an; sie dürfen sogar Gerichte, von Christen bereitet, essen, die Mädchen können den Vater an öffentliche Orte begleiten. Die Schnur ändert alles, — der Sohn speiset an des Vaters Tische, die Mädchen bleiben zu Hause u. s. w. Ein zweites Religionsstück ist das Hemd: dieses muß

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/89>, abgerufen am 27.04.2024.