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Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688.

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Pferde-Schatz.
[Spaltenumbruch] nen Mitteln vermengen/ die aus den Pferden schwe-
ren/ durch vielerley Kranckheiten kaum überwinden/ o-
der das Leben drüber lassen müssen/ deren siesich auch in
der Arbeit gebrauchen/ so bey theils/ aus einer Ambi-
tion geschicht/ daß sie ihrer Herrschafft desto angeneh-
mer seyn/ und für die besten Knechte gehalten werden/
die man auch ohne Gefahr/ (daß die Pferde bey einem
andern verderben) nicht wol ändern darff/ wodurch
sie sich nicht allein an dem Herrn/ sondern offt an den
folgenden Knechten rächen wollen. Jst demnach
bey dem Gebrauch und Erhaltung der Pferde nicht
der geringste/ sondern fast der gröste Wohlstand der-
selben bey demjenigen zusuchen/ welcher denselben
vorstehen und warten solle: und wird dessen Fleiß
und Treu neben andern auch aus der guten und rich-
tigen Stall-Ordnung leichtlich zuspüren seyn.
Solche aber wird seine beste
Richtigkeit und Nutzen haben/ wann

in einem wohlbestellten Reit-
Stall

Die Arbeit des Sommers um 4. Uhr/ im Winter
ein oder zwey Stunden später angetreten wird/ und
zwar in nachfolgender Ordnung.

Stall-Arbeit.

1. Daß man zu erst die Streu auffhebet.

Streu abnehmen.

Etliche lassen dieselbe gar aus dem Stand weg-
bringen/ und denselben gantz rein machen/ und zwar
dieselbe/ die nicht gern wollen/ daß die Pferde bey Tag
viel oder wenig ligen/ also desto munterer bleiben sol-
len.

Andere lassen die Streu unter die Krippen schie-
ben/ damit dieselbe nicht sehr zerstreuet werde/ und de-
sto leichter wieder unter zu machen/ sonderlich wo das-
selbe unter Tags ein oder zweymahl geschehen/ und
die Pferde nach der Arbeit oder Futter etwas darauff
ruhen sollen/ damit sie sich nicht auff die blosse Erde
legen und unrein machen dörfen: Es muß aber auff
solche Weise die Streu desto säuberer ausgezettelt
werden/ denn ausser demselben würde dem Pferde
nicht allein viel Unreinigkeit und Mist/ sondern von
der mit dem Urin genetzten Streu an den Leib kom-
men/ welches ihme an der Gesundheit sehr schädlich
wäre/ ausser daß ihme davon so viel Gestanck in die
Nasen kommet/ welches ihm mehr schaden als nutzen
kan/ sonderlich wo sie aus Vorwitz davon naschen
solten.

Streu ändern.

Ob gleich an etlichen Orten das reine Rockenstroh
nicht so leicht zu haben/ daß man dasselbe täglich
wegnehmen und verändern/ und neues an die Stelle
nehmen möge/ welches die Reinigkeit der Pferde sehr
erhalten würde/ wo solcher Ubersluß vorhanden ist;
So ist doch dasselbe nicht lang und oftmahls unter zu
streuen/ sondern zum wenigsten das beste und so noch
trucken ist allein wieder zugebrauchen/ das faule und
nasse aber jederzeit abzusondern und wegzuthun.

[Spaltenumbruch]

Je zärter die Pferde von Haut und Haar/ je gelin-
der Stroh soll man darzu gebrauchen/ denn auf dem
groben werden solche Roß nicht ligen oder glat blei-
ben können/ dahero solches für die gemeine Pferde
auszusuchen/ und das gelindeste für die zarten Pferde
zuerwehlen/ es mag auch von welcher Art Getreydes
herkommen/ darunter das Gersten- und Haber-Stroh
das gelindeste/ das Erbes-Stroh das rauheste/ die
andern mittelmässig seyn.

Welche nun ihren Pferden unter Tages eine Ru-
he gönnen/ lassen ihnen die frische Streu gegen 10.
Uhr/ and ere um Mittag/ etliche um 2. Uhr unter ma-
chen/ und wieder auffheben/ welches aber desto mehr
Arbeit verursachet.

Jm Winter aber wird die Streu am morgen
frisch gemachet/ daß die Pferde den gantzen Tag desto
wärmer stehen.

Stall-Reinigung.

Nachdem der gantze Stand/ nach Auffhebung der
Streu/ mit einem Besem wol gefeget/ wird das Pferd
in demselben umgekehret/ und in die Höhe gehefftet/
vom Kopff an/ biß unten ausgestriegelt/ und des
Staubs befreyet/ welcher die zarten Pferde nicht al-
lein sehr beisset/ sondern auch in ander weg schädlich
ist/ also ist ihnen das striegeln nicht allein zur Reinig-
keit/ sondern auch in ander Weg zu der Gesundheit
nöthig und nützlich/ wie hernach bey dem Wischen ge-
dacht ist.

Wo man Gelegenheit darzu haben kan/ ist es sehr
gut/ daß die Pferde ausser dem Stand gestriegelt wer-
den/ davon sie nicht allein lustiger/ sondern auch versi-
chert werden/ daß der alte Staub nicht wieder an sie
kommet/ welches in der alten Streu (wann dieselbe
nicht vorhero beyseits geschaffet ist/) am meisten ge-
schicht/ wann sie über derselben gestriegelt und gewi-
schet werden/ wann sie auch in dem Stall oder Stand
ligen bleibet/ und sich die Pferde mit oder ohne Decke
darauff niederlegen: so ist auch der Staub an der
Sonnen leichter als im Stall abzubringen.

Striegeln.

Wie vielerley unterschiedliche Pferde/ von kurtzen
oder langen Haaren vorhanden/ so vielerley Art Strie-
geln soll man darzu gebrauchen/ dennn bey zarten
kurtz-haarigen Pferden werden Striegel mit langen
scharffen Zähnen/ das Pferd über den gantzen Leib
verwunden/ und damit so viel Beschwerung machen/
daß es das Striegeln nicht gern mehr vertragen/ son-
dern dabey schlagen und beissen lernen wird/ und kön-
nen die allerzartesten gar keinen Striegel leyden/ daß
man den Staub mit Bürsten anderthalb Spannen
lang/ einer zwerch Hand breit/ nicht fest zusammen ge-
bundenen Borsten abziehen muß/ und so offt solche
voller Staub/ über einen Striegel ziehen/ und des
Staubs befreyen/ diese Art nimmet allen Staub von
zarten Pferden besser/ als alle andere rein ab.

Die Türcken haben zu ihren zarten Rossen ein
Art Striegel von Bümsenstein/ welche den Staub
auch wol abnehmen. Solcher Art Striegeln eine

oder
F 2
Pferde-Schatz.
[Spaltenumbruch] nen Mitteln vermengen/ die aus den Pferden ſchwe-
ren/ durch vielerley Kranckheiten kaum uͤberwindẽ/ o-
der das Leben druͤber laſſen muͤſſen/ deren ſieſich auch in
der Arbeit gebrauchen/ ſo bey theils/ aus einer Ambi-
tion geſchicht/ daß ſie ihrer Herrſchafft deſto angeneh-
mer ſeyn/ und fuͤr die beſten Knechte gehalten werden/
die man auch ohne Gefahr/ (daß die Pferde bey einem
andern verderben) nicht wol aͤndern darff/ wodurch
ſie ſich nicht allein an dem Herrn/ ſondern offt an den
folgenden Knechten raͤchen wollen. Jſt demnach
bey dem Gebrauch und Erhaltung der Pferde nicht
der geringſte/ ſondern faſt der groͤſte Wohlſtand der-
ſelben bey demjenigen zuſuchen/ welcher denſelben
vorſtehen und warten ſolle: und wird deſſen Fleiß
und Treu neben andern auch aus der guten und rich-
tigen Stall-Ordnung leichtlich zuſpuͤren ſeyn.
Solche aber wird ſeine beſte
Richtigkeit und Nutzen haben/ wann

in einem wohlbeſtellten Reit-
Stall

Die Arbeit des Sommers um 4. Uhr/ im Winter
ein oder zwey Stunden ſpaͤter angetreten wird/ und
zwar in nachfolgender Ordnung.

Stall-Arbeit.

1. Daß man zu erſt die Streu auffhebet.

Streu abnehmen.

Etliche laſſen dieſelbe gar aus dem Stand weg-
bringen/ und denſelben gantz rein machen/ und zwar
dieſelbe/ die nicht gern wollen/ daß die Pferde bey Tag
viel oder wenig ligen/ alſo deſto munterer bleiben ſol-
len.

Andere laſſen die Streu unter die Krippen ſchie-
ben/ damit dieſelbe nicht ſehr zerſtreuet werde/ und de-
ſto leichter wieder unter zu machen/ ſonderlich wo daſ-
ſelbe unter Tags ein oder zweymahl geſchehen/ und
die Pferde nach der Arbeit oder Futter etwas darauff
ruhen ſollen/ damit ſie ſich nicht auff die bloſſe Erde
legen und unrein machen doͤrfen: Es muß aber auff
ſolche Weiſe die Streu deſto ſaͤuberer ausgezettelt
werden/ denn auſſer demſelben wuͤrde dem Pferde
nicht allein viel Unreinigkeit und Miſt/ ſondern von
der mit dem Urin genetzten Streu an den Leib kom-
men/ welches ihme an der Geſundheit ſehr ſchaͤdlich
waͤre/ auſſer daß ihme davon ſo viel Geſtanck in die
Naſen kommet/ welches ihm mehr ſchaden als nutzen
kan/ ſonderlich wo ſie aus Vorwitz davon naſchen
ſolten.

Streu aͤndern.

Ob gleich an etlichen Orten das reine Rockenſtroh
nicht ſo leicht zu haben/ daß man daſſelbe taͤglich
wegnehmen und veraͤndern/ und neues an die Stelle
nehmen moͤge/ welches die Reinigkeit der Pferde ſehr
erhalten wuͤrde/ wo ſolcher Uberſluß vorhanden iſt;
So iſt doch daſſelbe nicht lang und oftmahls unter zu
ſtreuen/ ſondern zum wenigſten das beſte und ſo noch
trucken iſt allein wieder zugebrauchen/ das faule und
naſſe aber jederzeit abzuſondern und wegzuthun.

[Spaltenumbruch]

Je zaͤrter die Pferde von Haut und Haar/ je gelin-
der Stroh ſoll man darzu gebrauchen/ denn auf dem
groben werden ſolche Roß nicht ligen oder glat blei-
ben koͤnnen/ dahero ſolches fuͤr die gemeine Pferde
auszuſuchen/ und das gelindeſte fuͤr die zarten Pferde
zuerwehlen/ es mag auch von welcher Art Getreydes
herkommen/ darunter das Gerſten- uñ Haber-Stroh
das gelindeſte/ das Erbes-Stroh das rauheſte/ die
andern mittelmaͤſſig ſeyn.

Welche nun ihren Pferden unter Tages eine Ru-
he goͤnnen/ laſſen ihnen die friſche Streu gegen 10.
Uhr/ and ere um Mittag/ etliche um 2. Uhr unter ma-
chen/ und wieder auffheben/ welches aber deſto mehr
Arbeit verurſachet.

Jm Winter aber wird die Streu am morgen
friſch gemachet/ daß die Pferde den gantzen Tag deſto
waͤrmer ſtehen.

Stall-Reinigung.

Nachdem der gantze Stand/ nach Auffhebung der
Streu/ mit einem Beſem wol gefeget/ wird das Pferd
in demſelben umgekehret/ und in die Hoͤhe gehefftet/
vom Kopff an/ biß unten ausgeſtriegelt/ und des
Staubs befreyet/ welcher die zarten Pferde nicht al-
lein ſehr beiſſet/ ſondern auch in ander weg ſchaͤdlich
iſt/ alſo iſt ihnen das ſtriegeln nicht allein zur Reinig-
keit/ ſondern auch in ander Weg zu der Geſundheit
noͤthig und nuͤtzlich/ wie hernach bey dem Wiſchen ge-
dacht iſt.

Wo man Gelegenheit darzu haben kan/ iſt es ſehr
gut/ daß die Pferde auſſer dem Stand geſtriegelt wer-
den/ davon ſie nicht allein luſtiger/ ſondern auch verſi-
chert werden/ daß der alte Staub nicht wieder an ſie
kommet/ welches in der alten Streu (wann dieſelbe
nicht vorhero beyſeits geſchaffet iſt/) am meiſten ge-
ſchicht/ wann ſie uͤber derſelben geſtriegelt und gewi-
ſchet werden/ wann ſie auch in dem Stall oder Stand
ligen bleibet/ und ſich die Pferde mit oder ohne Decke
darauff niederlegen: ſo iſt auch der Staub an der
Sonnen leichter als im Stall abzubringen.

Striegeln.

Wie vielerley unterſchiedliche Pferde/ von kurtzen
oder langen Haaren vorhanden/ ſo vielerley Art Strie-
geln ſoll man darzu gebrauchen/ dennn bey zarten
kurtz-haarigen Pferden werden Striegel mit langen
ſcharffen Zaͤhnen/ das Pferd uͤber den gantzen Leib
verwunden/ und damit ſo viel Beſchwerung machen/
daß es das Striegeln nicht gern mehr vertragen/ ſon-
dern dabey ſchlagen und beiſſen lernen wird/ und koͤn-
nen die allerzarteſten gar keinen Striegel leyden/ daß
man den Staub mit Buͤrſten anderthalb Spannen
lang/ einer zwerch Hand breit/ nicht feſt zuſammen ge-
bundenen Borſten abziehen muß/ und ſo offt ſolche
voller Staub/ uͤber einen Striegel ziehen/ und des
Staubs befreyen/ dieſe Art nimmet allen Staub von
zarten Pferden beſſer/ als alle andere rein ab.

Die Tuͤrcken haben zu ihren zarten Roſſen ein
Art Striegel von Buͤmſenſtein/ welche den Staub
auch wol abnehmen. Solcher Art Striegeln eine

oder
F 2
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[43/0049] Pferde-Schatz. nen Mitteln vermengen/ die aus den Pferden ſchwe- ren/ durch vielerley Kranckheiten kaum uͤberwindẽ/ o- der das Leben druͤber laſſen muͤſſen/ deren ſieſich auch in der Arbeit gebrauchen/ ſo bey theils/ aus einer Ambi- tion geſchicht/ daß ſie ihrer Herrſchafft deſto angeneh- mer ſeyn/ und fuͤr die beſten Knechte gehalten werden/ die man auch ohne Gefahr/ (daß die Pferde bey einem andern verderben) nicht wol aͤndern darff/ wodurch ſie ſich nicht allein an dem Herrn/ ſondern offt an den folgenden Knechten raͤchen wollen. Jſt demnach bey dem Gebrauch und Erhaltung der Pferde nicht der geringſte/ ſondern faſt der groͤſte Wohlſtand der- ſelben bey demjenigen zuſuchen/ welcher denſelben vorſtehen und warten ſolle: und wird deſſen Fleiß und Treu neben andern auch aus der guten und rich- tigen Stall-Ordnung leichtlich zuſpuͤren ſeyn. Solche aber wird ſeine beſte Richtigkeit und Nutzen haben/ wann in einem wohlbeſtellten Reit- Stall Die Arbeit des Sommers um 4. Uhr/ im Winter ein oder zwey Stunden ſpaͤter angetreten wird/ und zwar in nachfolgender Ordnung. Stall-Arbeit. 1. Daß man zu erſt die Streu auffhebet. Streu abnehmen. Etliche laſſen dieſelbe gar aus dem Stand weg- bringen/ und denſelben gantz rein machen/ und zwar dieſelbe/ die nicht gern wollen/ daß die Pferde bey Tag viel oder wenig ligen/ alſo deſto munterer bleiben ſol- len. Andere laſſen die Streu unter die Krippen ſchie- ben/ damit dieſelbe nicht ſehr zerſtreuet werde/ und de- ſto leichter wieder unter zu machen/ ſonderlich wo daſ- ſelbe unter Tags ein oder zweymahl geſchehen/ und die Pferde nach der Arbeit oder Futter etwas darauff ruhen ſollen/ damit ſie ſich nicht auff die bloſſe Erde legen und unrein machen doͤrfen: Es muß aber auff ſolche Weiſe die Streu deſto ſaͤuberer ausgezettelt werden/ denn auſſer demſelben wuͤrde dem Pferde nicht allein viel Unreinigkeit und Miſt/ ſondern von der mit dem Urin genetzten Streu an den Leib kom- men/ welches ihme an der Geſundheit ſehr ſchaͤdlich waͤre/ auſſer daß ihme davon ſo viel Geſtanck in die Naſen kommet/ welches ihm mehr ſchaden als nutzen kan/ ſonderlich wo ſie aus Vorwitz davon naſchen ſolten. Streu aͤndern. Ob gleich an etlichen Orten das reine Rockenſtroh nicht ſo leicht zu haben/ daß man daſſelbe taͤglich wegnehmen und veraͤndern/ und neues an die Stelle nehmen moͤge/ welches die Reinigkeit der Pferde ſehr erhalten wuͤrde/ wo ſolcher Uberſluß vorhanden iſt; So iſt doch daſſelbe nicht lang und oftmahls unter zu ſtreuen/ ſondern zum wenigſten das beſte und ſo noch trucken iſt allein wieder zugebrauchen/ das faule und naſſe aber jederzeit abzuſondern und wegzuthun. Je zaͤrter die Pferde von Haut und Haar/ je gelin- der Stroh ſoll man darzu gebrauchen/ denn auf dem groben werden ſolche Roß nicht ligen oder glat blei- ben koͤnnen/ dahero ſolches fuͤr die gemeine Pferde auszuſuchen/ und das gelindeſte fuͤr die zarten Pferde zuerwehlen/ es mag auch von welcher Art Getreydes herkommen/ darunter das Gerſten- uñ Haber-Stroh das gelindeſte/ das Erbes-Stroh das rauheſte/ die andern mittelmaͤſſig ſeyn. Welche nun ihren Pferden unter Tages eine Ru- he goͤnnen/ laſſen ihnen die friſche Streu gegen 10. Uhr/ and ere um Mittag/ etliche um 2. Uhr unter ma- chen/ und wieder auffheben/ welches aber deſto mehr Arbeit verurſachet. Jm Winter aber wird die Streu am morgen friſch gemachet/ daß die Pferde den gantzen Tag deſto waͤrmer ſtehen. Stall-Reinigung. Nachdem der gantze Stand/ nach Auffhebung der Streu/ mit einem Beſem wol gefeget/ wird das Pferd in demſelben umgekehret/ und in die Hoͤhe gehefftet/ vom Kopff an/ biß unten ausgeſtriegelt/ und des Staubs befreyet/ welcher die zarten Pferde nicht al- lein ſehr beiſſet/ ſondern auch in ander weg ſchaͤdlich iſt/ alſo iſt ihnen das ſtriegeln nicht allein zur Reinig- keit/ ſondern auch in ander Weg zu der Geſundheit noͤthig und nuͤtzlich/ wie hernach bey dem Wiſchen ge- dacht iſt. Wo man Gelegenheit darzu haben kan/ iſt es ſehr gut/ daß die Pferde auſſer dem Stand geſtriegelt wer- den/ davon ſie nicht allein luſtiger/ ſondern auch verſi- chert werden/ daß der alte Staub nicht wieder an ſie kommet/ welches in der alten Streu (wann dieſelbe nicht vorhero beyſeits geſchaffet iſt/) am meiſten ge- ſchicht/ wann ſie uͤber derſelben geſtriegelt und gewi- ſchet werden/ wann ſie auch in dem Stall oder Stand ligen bleibet/ und ſich die Pferde mit oder ohne Decke darauff niederlegen: ſo iſt auch der Staub an der Sonnen leichter als im Stall abzubringen. Striegeln. Wie vielerley unterſchiedliche Pferde/ von kurtzen oder langen Haaren vorhanden/ ſo vielerley Art Strie- geln ſoll man darzu gebrauchen/ dennn bey zarten kurtz-haarigen Pferden werden Striegel mit langen ſcharffen Zaͤhnen/ das Pferd uͤber den gantzen Leib verwunden/ und damit ſo viel Beſchwerung machen/ daß es das Striegeln nicht gern mehr vertragen/ ſon- dern dabey ſchlagen und beiſſen lernen wird/ und koͤn- nen die allerzarteſten gar keinen Striegel leyden/ daß man den Staub mit Buͤrſten anderthalb Spannen lang/ einer zwerch Hand breit/ nicht feſt zuſammen ge- bundenen Borſten abziehen muß/ und ſo offt ſolche voller Staub/ uͤber einen Striegel ziehen/ und des Staubs befreyen/ dieſe Art nimmet allen Staub von zarten Pferden beſſer/ als alle andere rein ab. Die Tuͤrcken haben zu ihren zarten Roſſen ein Art Striegel von Buͤmſenſtein/ welche den Staub auch wol abnehmen. Solcher Art Striegeln eine oder F 2

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Zitationshilfe: Pinter von der Au, Johann Christoph: Neuer, vollkommener, verbesserter und ergänzter Pferd-Schatz. Frankfurt (Main), 1688, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pinter_pferdschatz_1688/49>, abgerufen am 26.04.2024.