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Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895.

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entfaltung der Rassenhygiene in die Reihe der Entwicke-
lungsfactoren aufzunehmen. Ich werde in den späteren
Erörterungen die beiden Momente daher nicht berück-
sichtigen.

Variation.

Variation *) bedeutet im Allgemeinen nichts weiter
als das Abändern eines Organismus von anderen Organis-
men. Die Fähigkeit dazu nennt man Variabilität oder
Veränderlichkeit. Dieses Abändern kann sowohl auf die
Eltern eines Individuums bezogen werden, als auf die
gleichzeitig vorhandenen gleichaltrigen Individuen der Art,
der es angehört, als auf den sich aus längeren Zeiträumen
ergebenden Durchschnitts-Typus der Art. Man versteht
unter dem Wort Variation nicht nur den Vorgang des
Abänderns, sondern auch sein Resultat, die hervorge-
brachten Unterschiede selbst, ja schliesslich auch die ganzen
Organismen, die die Träger dieser Unterschiede sind.
Für unsere Betrachtungen ist es zweckmässig, wenigstens
eine kleine Spezialisirung vorzunehmen.

Wir wollen das Wort Variation beschränken auf
den Vorgang des Abänderns und auf den hervorgebrachten
Unterschied. Die Träger der Variationen wollen wir mit
zwei Namen belegen, nämlich Convarianten, sobald das

*) Vergleiche über Variation ausser den bereits früher zum Studium
der Vererbung empfohlenen Schriften: Ammon O. Die natürliche
Auslese beim Menschen. Jena 1893. -- Brooks, W. K. The Law
of Heredity. Baltimore 1883. -- Darwin, Ch. Entstehung der Arten
VI. Stuttgart 1876, besond. Cap. I, II, V. -- Eimer, G. H. Die
Entstehung der Arten. I. Theil. Jena 1888. -- Häckel, E. Natür-
liche Schöpfungsgeschichte. VII. Aufl. Berlin 1879. IX und X. Vor-
trag. -- Hauptmann, K. a. a. O. Fünfter Theil. -- Lucas, Prosper.
Traite philosophique et physiologique de l'heredite naturelle. Paris
1850. -- Wallace, A. R. Der Darwinismus. Braunschweig 1891.
bes. Cap. III. u. IV. -- Wiedersheim, R. Der Bau des Menschen
als Zeugniss für seine Vergangenheit. Freiburg 1887. -- Ziegler,
Ernst a. a. O. S. 34 bis Schluss.

entfaltung der Rassenhygiene in die Reihe der Entwicke-
lungsfactoren aufzunehmen. Ich werde in den späteren
Erörterungen die beiden Momente daher nicht berück-
sichtigen.

Variation.

Variation *) bedeutet im Allgemeinen nichts weiter
als das Abändern eines Organismus von anderen Organis-
men. Die Fähigkeit dazu nennt man Variabilität oder
Veränderlichkeit. Dieses Abändern kann sowohl auf die
Eltern eines Individuums bezogen werden, als auf die
gleichzeitig vorhandenen gleichaltrigen Individuen der Art,
der es angehört, als auf den sich aus längeren Zeiträumen
ergebenden Durchschnitts-Typus der Art. Man versteht
unter dem Wort Variation nicht nur den Vorgang des
Abänderns, sondern auch sein Resultat, die hervorge-
brachten Unterschiede selbst, ja schliesslich auch die ganzen
Organismen, die die Träger dieser Unterschiede sind.
Für unsere Betrachtungen ist es zweckmässig, wenigstens
eine kleine Spezialisirung vorzunehmen.

Wir wollen das Wort Variation beschränken auf
den Vorgang des Abänderns und auf den hervorgebrachten
Unterschied. Die Träger der Variationen wollen wir mit
zwei Namen belegen, nämlich Convarianten, sobald das

*) Vergleiche über Variation ausser den bereits früher zum Studium
der Vererbung empfohlenen Schriften: Ammon O. Die natürliche
Auslese beim Menschen. Jena 1893. — Brooks, W. K. The Law
of Heredity. Baltimore 1883. — Darwin, Ch. Entstehung der Arten
VI. Stuttgart 1876, besond. Cap. I, II, V. — Eimer, G. H. Die
Entstehung der Arten. I. Theil. Jena 1888. — Häckel, E. Natür-
liche Schöpfungsgeschichte. VII. Aufl. Berlin 1879. IX und X. Vor-
trag. — Hauptmann, K. a. a. O. Fünfter Theil. — Lucas, Prosper.
Traité philosophique et physiologique de l’hérédité naturelle. Paris
1850. — Wallace, A. R. Der Darwinismus. Braunschweig 1891.
bes. Cap. III. u. IV. — Wiedersheim, R. Der Bau des Menschen
als Zeugniss für seine Vergangenheit. Freiburg 1887. — Ziegler,
Ernst a. a. O. S. 34 bis Schluss.
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[31/0051] entfaltung der Rassenhygiene in die Reihe der Entwicke- lungsfactoren aufzunehmen. Ich werde in den späteren Erörterungen die beiden Momente daher nicht berück- sichtigen. Variation. Variation *) bedeutet im Allgemeinen nichts weiter als das Abändern eines Organismus von anderen Organis- men. Die Fähigkeit dazu nennt man Variabilität oder Veränderlichkeit. Dieses Abändern kann sowohl auf die Eltern eines Individuums bezogen werden, als auf die gleichzeitig vorhandenen gleichaltrigen Individuen der Art, der es angehört, als auf den sich aus längeren Zeiträumen ergebenden Durchschnitts-Typus der Art. Man versteht unter dem Wort Variation nicht nur den Vorgang des Abänderns, sondern auch sein Resultat, die hervorge- brachten Unterschiede selbst, ja schliesslich auch die ganzen Organismen, die die Träger dieser Unterschiede sind. Für unsere Betrachtungen ist es zweckmässig, wenigstens eine kleine Spezialisirung vorzunehmen. Wir wollen das Wort Variation beschränken auf den Vorgang des Abänderns und auf den hervorgebrachten Unterschied. Die Träger der Variationen wollen wir mit zwei Namen belegen, nämlich Convarianten, sobald das *) Vergleiche über Variation ausser den bereits früher zum Studium der Vererbung empfohlenen Schriften: Ammon O. Die natürliche Auslese beim Menschen. Jena 1893. — Brooks, W. K. The Law of Heredity. Baltimore 1883. — Darwin, Ch. Entstehung der Arten VI. Stuttgart 1876, besond. Cap. I, II, V. — Eimer, G. H. Die Entstehung der Arten. I. Theil. Jena 1888. — Häckel, E. Natür- liche Schöpfungsgeschichte. VII. Aufl. Berlin 1879. IX und X. Vor- trag. — Hauptmann, K. a. a. O. Fünfter Theil. — Lucas, Prosper. Traité philosophique et physiologique de l’hérédité naturelle. Paris 1850. — Wallace, A. R. Der Darwinismus. Braunschweig 1891. bes. Cap. III. u. IV. — Wiedersheim, R. Der Bau des Menschen als Zeugniss für seine Vergangenheit. Freiburg 1887. — Ziegler, Ernst a. a. O. S. 34 bis Schluss.

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Zitationshilfe: Ploetz, Alfred: Grundlinien einer Rassenhygiene. Berlin: Fischer, 1895, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ploetz_rassenhygiene_1895/51>, abgerufen am 26.04.2024.