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Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871.

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I. Aufzug.
Burgruine im Mondenschein. Der Wind heult. Kauzen-
veit sitzt in Gestalt einer großen Eule auf Mauertrümmern.
Casperl
(mit Wandersack tritt ein.)
Uh, Uh! das ist eine schauerliche Nacht. Mich
gruselt's und beutelt's vor lauter Furcht. Wo bin
ich jetzt eigentlich? Mir scheint, der Weg ist mir
unter meine Füß davongelaufen; statt in ein Wirths-
haus zu kommen, bin ich an dieß Nest gerathen,
wo Ei'm die Mauern über'n Buckel zusammenstürzen
möchten. Meine Schulden, die mich aus der Stadt
vertrieben haben, die hab' ich freilich zu Haus ge-
lassen und nur meinen leeren Ranzen mitgenommen;
allein diese Leerheit ist fürchterlich. Meine Taschen
leer, mein Magen leer, mein Beutel leer -- Alles
ist leer. Schauerliche Einsamkeit! Was fang' ich
jetzt an?
(Die Eule ächzt und schlägt mit den Flügeln.) Oho! was
ist denn da wieder? Was für ein unbekanntes
Wesen sitzt dort auf der Mauer? Pfui Teufel!
I. Aufzug.
Burgruine im Mondenſchein. Der Wind heult. Kauzen-
veit ſitzt in Geſtalt einer großen Eule auf Mauertrümmern.
Casperl
(mit Wanderſack tritt ein.)
Uh, Uh! das iſt eine ſchauerliche Nacht. Mich
gruſelt’s und beutelt’s vor lauter Furcht. Wo bin
ich jetzt eigentlich? Mir ſcheint, der Weg iſt mir
unter meine Füß davongelaufen; ſtatt in ein Wirths-
haus zu kommen, bin ich an dieß Neſt gerathen,
wo Ei’m die Mauern über’n Buckel zuſammenſtürzen
möchten. Meine Schulden, die mich aus der Stadt
vertrieben haben, die hab’ ich freilich zu Haus ge-
laſſen und nur meinen leeren Ranzen mitgenommen;
allein dieſe Leerheit iſt fürchterlich. Meine Taſchen
leer, mein Magen leer, mein Beutel leer — Alles
iſt leer. Schauerliche Einſamkeit! Was fang’ ich
jetzt an?
(Die Eule ächzt und ſchlägt mit den Flügeln.) Oho! was
iſt denn da wieder? Was für ein unbekanntes
Weſen ſitzt dort auf der Mauer? Pfui Teufel!
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[235/0241] I. Aufzug. Burgruine im Mondenſchein. Der Wind heult. Kauzen- veit ſitzt in Geſtalt einer großen Eule auf Mauertrümmern. Casperl (mit Wanderſack tritt ein.) Uh, Uh! das iſt eine ſchauerliche Nacht. Mich gruſelt’s und beutelt’s vor lauter Furcht. Wo bin ich jetzt eigentlich? Mir ſcheint, der Weg iſt mir unter meine Füß davongelaufen; ſtatt in ein Wirths- haus zu kommen, bin ich an dieß Neſt gerathen, wo Ei’m die Mauern über’n Buckel zuſammenſtürzen möchten. Meine Schulden, die mich aus der Stadt vertrieben haben, die hab’ ich freilich zu Haus ge- laſſen und nur meinen leeren Ranzen mitgenommen; allein dieſe Leerheit iſt fürchterlich. Meine Taſchen leer, mein Magen leer, mein Beutel leer — Alles iſt leer. Schauerliche Einſamkeit! Was fang’ ich jetzt an? (Die Eule ächzt und ſchlägt mit den Flügeln.) Oho! was iſt denn da wieder? Was für ein unbekanntes Weſen ſitzt dort auf der Mauer? Pfui Teufel!

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Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871/241>, abgerufen am 26.04.2024.