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Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830.

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folglich von grob aufgetragenen Farben, leichter Ar-
beit und Theater-Coups die Rede seyn kann, so
überlasse ich Dir doch zu entscheiden, ob der klas-
sischen oder melodramatischen Vorstellung der Vor-
zug zu geben sey. Ich fange mit dem Melodram
der Gaite an, und bemerke nur im Allgemeinen
voraus, daß die Schauspieler gewandt, die Kostume
zweckmäßig, Dekorationen, so wie alle scenischen An-
ordnungen, sehr gut, und das Ensemble, (wie fast
auf den meisten Pariser-Theatern, ausgenommen
dem Theatre francais) vortrefflich waren.

Das Stück beginnt mit Tanz und Fröhlichkeit.
Matrosen und Fabrikarbeiter feiern ein Fest im Gar-
ten ihres Prinzipals, des Herren Vandryk, eines
sehr reichen Partikuliers, der seit sechs Jahren, wo
er aus der neuen Welt hier angekommen, der Wohl-
thäter der holländischen Landstadt geworden ist, in
der er sich niedergelassen. Man hört jedoch, daß er
sich dadurch auch die Eifersucht und den Neid der
Regierung zugezogen, deren erster Justiz-Beamter
namentlich, verschiedner Demüthigungen wegen die
ihm die Liebe des Volks zu Vandryk zugezogen, sein
Todfeind geworden sey. Während der Belustigungen
erscheint Vandryk selbst mit seiner lieblichen Tochter,
welche vom Sohne des Senators und Barons von
Steewens, dem jungen Friedrich, geführt wird.
Jubel und Vivatrufen empfängt sie, Vandryk theilt
Geschenke unter die Verdientesten aus, und trägt
einer Tochter mit dem jungen Baron auf, seine

folglich von grob aufgetragenen Farben, leichter Ar-
beit und Theater-Coups die Rede ſeyn kann, ſo
überlaſſe ich Dir doch zu entſcheiden, ob der klaſ-
ſiſchen oder melodramatiſchen Vorſtellung der Vor-
zug zu geben ſey. Ich fange mit dem Melodram
der Gaité an, und bemerke nur im Allgemeinen
voraus, daß die Schauſpieler gewandt, die Koſtume
zweckmäßig, Dekorationen, ſo wie alle ſceniſchen An-
ordnungen, ſehr gut, und das Enſemble, (wie faſt
auf den meiſten Pariſer-Theatern, ausgenommen
dem Théâtre français) vortrefflich waren.

Das Stück beginnt mit Tanz und Fröhlichkeit.
Matroſen und Fabrikarbeiter feiern ein Feſt im Gar-
ten ihres Prinzipals, des Herren Vandryk, eines
ſehr reichen Partikuliers, der ſeit ſechs Jahren, wo
er aus der neuen Welt hier angekommen, der Wohl-
thäter der holländiſchen Landſtadt geworden iſt, in
der er ſich niedergelaſſen. Man hört jedoch, daß er
ſich dadurch auch die Eiferſucht und den Neid der
Regierung zugezogen, deren erſter Juſtiz-Beamter
namentlich, verſchiedner Demüthigungen wegen die
ihm die Liebe des Volks zu Vandryk zugezogen, ſein
Todfeind geworden ſey. Während der Beluſtigungen
erſcheint Vandryk ſelbſt mit ſeiner lieblichen Tochter,
welche vom Sohne des Senators und Barons von
Steewens, dem jungen Friedrich, geführt wird.
Jubel und Vivatrufen empfängt ſie, Vandryk theilt
Geſchenke unter die Verdienteſten aus, und trägt
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[361/0383] folglich von grob aufgetragenen Farben, leichter Ar- beit und Theater-Coups die Rede ſeyn kann, ſo überlaſſe ich Dir doch zu entſcheiden, ob der klaſ- ſiſchen oder melodramatiſchen Vorſtellung der Vor- zug zu geben ſey. Ich fange mit dem Melodram der Gaité an, und bemerke nur im Allgemeinen voraus, daß die Schauſpieler gewandt, die Koſtume zweckmäßig, Dekorationen, ſo wie alle ſceniſchen An- ordnungen, ſehr gut, und das Enſemble, (wie faſt auf den meiſten Pariſer-Theatern, ausgenommen dem Théâtre français) vortrefflich waren. Das Stück beginnt mit Tanz und Fröhlichkeit. Matroſen und Fabrikarbeiter feiern ein Feſt im Gar- ten ihres Prinzipals, des Herren Vandryk, eines ſehr reichen Partikuliers, der ſeit ſechs Jahren, wo er aus der neuen Welt hier angekommen, der Wohl- thäter der holländiſchen Landſtadt geworden iſt, in der er ſich niedergelaſſen. Man hört jedoch, daß er ſich dadurch auch die Eiferſucht und den Neid der Regierung zugezogen, deren erſter Juſtiz-Beamter namentlich, verſchiedner Demüthigungen wegen die ihm die Liebe des Volks zu Vandryk zugezogen, ſein Todfeind geworden ſey. Während der Beluſtigungen erſcheint Vandryk ſelbſt mit ſeiner lieblichen Tochter, welche vom Sohne des Senators und Barons von Steewens, dem jungen Friedrich, geführt wird. Jubel und Vivatrufen empfängt ſie, Vandryk theilt Geſchenke unter die Verdienteſten aus, und trägt einer Tochter mit dem jungen Baron auf, ſeine

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Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 2. München, 1830, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe02_1830/383>, abgerufen am 26.04.2024.