Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

Gefühle gleicher Unenthaltsamkeit in anderem Sinne
erwecken.

Frogmore bietet wenig Sehenswerthes dar. Die
große Wasserparthie ist noch jetzt nur ein Froschsumpf,
obgleich von Taxus und Rosenhecken umgeben. Ein
ganzes Lager beweglicher, leichter Zelte auf dem Ra-
sen nahm sich gut aus.



Ich habe mich überreden lassen, bei der schönen
Lady G ..., einer nahen Verwandtin Cannings,
einige Tage dem speciellen Landleben zu widmen.

Beim Frühstück erzählte sie mir, daß sie vor drei
Monaten noch gegenwärtig war, als Canning von
seiner Mutter, beide in bester Gesundheit, mit den
Worten Abschied nahm: "Adieu, liebe Mutter, im
August sehen wir uns gewiß wieder." Im Juli starb
die Mutter sehr plötzlich, und Anfang August folgte
ihr der Sohn. -- Welch' seltsames Zusammentreffen,
denn zur bestimmten Zeit waren sie ja, wie abgere-
det, wieder vereint!

Gestern und vorgestern fuhren wir zu den Races
nach Egham, die auf einer von Hügeln umgebenen
großen Wiese statt fanden. Ich traf viele Bekannte,
ward vom Herzog von Clarence der Königin von

Gefühle gleicher Unenthaltſamkeit in anderem Sinne
erwecken.

Frogmore bietet wenig Sehenswerthes dar. Die
große Waſſerparthie iſt noch jetzt nur ein Froſchſumpf,
obgleich von Taxus und Roſenhecken umgeben. Ein
ganzes Lager beweglicher, leichter Zelte auf dem Ra-
ſen nahm ſich gut aus.



Ich habe mich überreden laſſen, bei der ſchönen
Lady G …, einer nahen Verwandtin Cannings,
einige Tage dem ſpeciellen Landleben zu widmen.

Beim Frühſtück erzählte ſie mir, daß ſie vor drei
Monaten noch gegenwärtig war, als Canning von
ſeiner Mutter, beide in beſter Geſundheit, mit den
Worten Abſchied nahm: „Adieu, liebe Mutter, im
Auguſt ſehen wir uns gewiß wieder.“ Im Juli ſtarb
die Mutter ſehr plötzlich, und Anfang Auguſt folgte
ihr der Sohn. — Welch’ ſeltſames Zuſammentreffen,
denn zur beſtimmten Zeit waren ſie ja, wie abgere-
det, wieder vereint!

Geſtern und vorgeſtern fuhren wir zu den Races
nach Egham, die auf einer von Hügeln umgebenen
großen Wieſe ſtatt fanden. Ich traf viele Bekannte,
ward vom Herzog von Clarence der Königin von

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0176" n="160"/>
Gefühle gleicher Unenthalt&#x017F;amkeit in anderem Sinne<lb/>
erwecken.</p><lb/>
          <p>Frogmore bietet wenig Sehenswerthes dar. Die<lb/>
große Wa&#x017F;&#x017F;erparthie i&#x017F;t noch jetzt nur ein Fro&#x017F;ch&#x017F;umpf,<lb/>
obgleich von Taxus und Ro&#x017F;enhecken umgeben. Ein<lb/>
ganzes Lager beweglicher, leichter Zelte auf dem Ra-<lb/>
&#x017F;en nahm &#x017F;ich gut aus.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <opener>
            <dateline> <hi rendition="#et">Den 3ten.</hi> </dateline>
          </opener><lb/>
          <p>Ich habe mich überreden la&#x017F;&#x017F;en, bei der &#x017F;chönen<lb/>
Lady G &#x2026;, einer nahen Verwandtin Cannings,<lb/>
einige Tage dem &#x017F;peciellen Landleben zu widmen.</p><lb/>
          <p>Beim Früh&#x017F;tück erzählte &#x017F;ie mir, daß &#x017F;ie vor drei<lb/>
Monaten noch gegenwärtig war, als Canning von<lb/>
&#x017F;einer Mutter, beide in be&#x017F;ter Ge&#x017F;undheit, mit den<lb/>
Worten Ab&#x017F;chied nahm: &#x201E;Adieu, liebe Mutter, im<lb/>
Augu&#x017F;t &#x017F;ehen wir uns gewiß wieder.&#x201C; Im Juli &#x017F;tarb<lb/>
die Mutter &#x017F;ehr plötzlich, und Anfang Augu&#x017F;t folgte<lb/>
ihr der Sohn. &#x2014; Welch&#x2019; &#x017F;elt&#x017F;ames Zu&#x017F;ammentreffen,<lb/>
denn zur be&#x017F;timmten Zeit waren &#x017F;ie ja, wie abgere-<lb/>
det, wieder vereint!</p><lb/>
          <p>Ge&#x017F;tern und vorge&#x017F;tern fuhren wir zu den Races<lb/>
nach Egham, die auf einer von Hügeln umgebenen<lb/>
großen Wie&#x017F;e &#x017F;tatt fanden. Ich traf viele Bekannte,<lb/>
ward vom Herzog von Clarence der Königin von<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[160/0176] Gefühle gleicher Unenthaltſamkeit in anderem Sinne erwecken. Frogmore bietet wenig Sehenswerthes dar. Die große Waſſerparthie iſt noch jetzt nur ein Froſchſumpf, obgleich von Taxus und Roſenhecken umgeben. Ein ganzes Lager beweglicher, leichter Zelte auf dem Ra- ſen nahm ſich gut aus. Den 3ten. Ich habe mich überreden laſſen, bei der ſchönen Lady G …, einer nahen Verwandtin Cannings, einige Tage dem ſpeciellen Landleben zu widmen. Beim Frühſtück erzählte ſie mir, daß ſie vor drei Monaten noch gegenwärtig war, als Canning von ſeiner Mutter, beide in beſter Geſundheit, mit den Worten Abſchied nahm: „Adieu, liebe Mutter, im Auguſt ſehen wir uns gewiß wieder.“ Im Juli ſtarb die Mutter ſehr plötzlich, und Anfang Auguſt folgte ihr der Sohn. — Welch’ ſeltſames Zuſammentreffen, denn zur beſtimmten Zeit waren ſie ja, wie abgere- det, wieder vereint! Geſtern und vorgeſtern fuhren wir zu den Races nach Egham, die auf einer von Hügeln umgebenen großen Wieſe ſtatt fanden. Ich traf viele Bekannte, ward vom Herzog von Clarence der Königin von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/176
Zitationshilfe: Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/176>, abgerufen am 27.04.2024.