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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786.

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V. Neuere Zeit. Carl V. 1519-1558.
sich zusammen geschworen, vereidet und verbunden,
so weit ihr Gut und Blut, Leib und Leben, Land
und Leute wändten, bey einander zu setzen, um
Luthers Lehre auszurotten." Die Absicht, den
Churfürsten wankend zu machen, wurde jedoch
nicht damit erreicht. Er blieb der Standhafte, und
erwarb dadurch mit Recht diesen Beynamen in der
Geschichte.


II.

Die Umstände wurden noch bedenklicher, als
Carl der V. unmittelbar nach dem Reichstage zu
Augsburg die Römische Königswahl seines Bru-
ders Ferdinands (zu Cölln 1531. Jan 5.) durch-
setzte, womit das bisherige Reichsregiment ein
Ende nahm, und als auf der andern Seite nach
der mit vieler Staatsklugheit bewirkten Erlöschung
des Schwäbischen Bundes der Landgraf Philipp im
Jahre 1533. die rechte Zeit absah, den Herzog
Ulrich von Würtenberg wieder in Besitz seines
Landes zu setzen. Nur die fortwährende Kette von
Kriegen mit den Türken und Franzosen verschaffte
den Protestanten noch einen Religionsvertrag im
Jahre 1532. zu Nürnberg, und 1534. einen Frie-
den zu Cadan in Böhmen.


III.

Den Vertrag zu Nürnberg konnte man schon
als einen vorläufigen Religionsfrieden ansehen.
Die Cammergerichtsprocesse sollten suspendirt, und
am Cammergerichte selbst evangelische Beysitzer nicht
ausgeschlossen werden. Ueber die Ausgburgische Con-
fession sollten aber die Evangelischen bis auf ein zu hal-
tendes Concilium keine Neuerung vornehmen, auch
den Zwinglischen nicht anhangen, und der andern Par-
they Unterthanen in Glaubenssachen nicht schützen.


Im

V. Neuere Zeit. Carl V. 1519-1558.
ſich zuſammen geſchworen, vereidet und verbunden,
ſo weit ihr Gut und Blut, Leib und Leben, Land
und Leute waͤndten, bey einander zu ſetzen, um
Luthers Lehre auszurotten.” Die Abſicht, den
Churfuͤrſten wankend zu machen, wurde jedoch
nicht damit erreicht. Er blieb der Standhafte, und
erwarb dadurch mit Recht dieſen Beynamen in der
Geſchichte.


II.

Die Umſtaͤnde wurden noch bedenklicher, als
Carl der V. unmittelbar nach dem Reichstage zu
Augsburg die Roͤmiſche Koͤnigswahl ſeines Bru-
ders Ferdinands (zu Coͤlln 1531. Jan 5.) durch-
ſetzte, womit das bisherige Reichsregiment ein
Ende nahm, und als auf der andern Seite nach
der mit vieler Staatsklugheit bewirkten Erloͤſchung
des Schwaͤbiſchen Bundes der Landgraf Philipp im
Jahre 1533. die rechte Zeit abſah, den Herzog
Ulrich von Wuͤrtenberg wieder in Beſitz ſeines
Landes zu ſetzen. Nur die fortwaͤhrende Kette von
Kriegen mit den Tuͤrken und Franzoſen verſchaffte
den Proteſtanten noch einen Religionsvertrag im
Jahre 1532. zu Nuͤrnberg, und 1534. einen Frie-
den zu Cadan in Boͤhmen.


III.

Den Vertrag zu Nuͤrnberg konnte man ſchon
als einen vorlaͤufigen Religionsfrieden anſehen.
Die Cammergerichtsproceſſe ſollten ſuspendirt, und
am Cammergerichte ſelbſt evangeliſche Beyſitzer nicht
ausgeſchloſſen werden. Ueber die Ausgburgiſche Con-
feſſion ſollten aber die Evangeliſchen bis auf ein zu hal-
tendes Concilium keine Neuerung vornehmen, auch
den Zwingliſchen nicht anhangen, und der andern Par-
they Unterthanen in Glaubensſachen nicht ſchuͤtzen.


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[396/0430] V. Neuere Zeit. Carl V. 1519-1558. ſich zuſammen geſchworen, vereidet und verbunden, ſo weit ihr Gut und Blut, Leib und Leben, Land und Leute waͤndten, bey einander zu ſetzen, um Luthers Lehre auszurotten.” Die Abſicht, den Churfuͤrſten wankend zu machen, wurde jedoch nicht damit erreicht. Er blieb der Standhafte, und erwarb dadurch mit Recht dieſen Beynamen in der Geſchichte. Die Umſtaͤnde wurden noch bedenklicher, als Carl der V. unmittelbar nach dem Reichstage zu Augsburg die Roͤmiſche Koͤnigswahl ſeines Bru- ders Ferdinands (zu Coͤlln 1531. Jan 5.) durch- ſetzte, womit das bisherige Reichsregiment ein Ende nahm, und als auf der andern Seite nach der mit vieler Staatsklugheit bewirkten Erloͤſchung des Schwaͤbiſchen Bundes der Landgraf Philipp im Jahre 1533. die rechte Zeit abſah, den Herzog Ulrich von Wuͤrtenberg wieder in Beſitz ſeines Landes zu ſetzen. Nur die fortwaͤhrende Kette von Kriegen mit den Tuͤrken und Franzoſen verſchaffte den Proteſtanten noch einen Religionsvertrag im Jahre 1532. zu Nuͤrnberg, und 1534. einen Frie- den zu Cadan in Boͤhmen. Den Vertrag zu Nuͤrnberg konnte man ſchon als einen vorlaͤufigen Religionsfrieden anſehen. Die Cammergerichtsproceſſe ſollten ſuspendirt, und am Cammergerichte ſelbſt evangeliſche Beyſitzer nicht ausgeſchloſſen werden. Ueber die Ausgburgiſche Con- feſſion ſollten aber die Evangeliſchen bis auf ein zu hal- tendes Concilium keine Neuerung vornehmen, auch den Zwingliſchen nicht anhangen, und der andern Par- they Unterthanen in Glaubensſachen nicht ſchuͤtzen. Im

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 1: Bis 1558. Göttingen, 1786, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung01_1786/430>, abgerufen am 26.04.2024.