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Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.

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des Teutschen Reichs.
Tractat, de origine juris Germanici,
den Weg gebahnet/ welchem wir allhie fast
nachfolgen. Der jetzt gerühmte Conring
aber ist etwas weitläufftigtig in der wider-
legung der gemeinen meynung/ als wenn
das Römische Recht auff befehl Lotharii
zu Sachsen umb das Jahr Christi 1130.
zugleich in Schulen und Cantzeleyen sey
auffgenommen; Und weiset/ daß die Ge-
richte in Teutschlaud biß auff das 13. Se-
culum
nicht so wol aus dem geschriebenen
Recht/ als aus den angenommenen Ge-
bräuchen herrühren; oder daß sie nach
frömm- und billigkeit Recht gesprochen/ und
das zu privat Sachen keine gelahrte Rich-
ter erwehlet seyn/ sondern die so wegen ih-
res alten Verstandes/ Gottesfurcht und
Gerechtigkeit berühmet waren/ da die mei-
sten von dem gemeinen Volcke weder lesen
noch schreiben kunten. Ferner ist im 13-
Seculo das jus canonicum oder geistli-
che Recht in Teutschland eingeschlichen/
und seyn darnach nicht allein die Geistliche

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J

des Teutſchen Reichs.
Tractat, de origine juris Germanici,
den Weg gebahnet/ welchem wir allhie faſt
nachfolgen. Der jetzt geruͤhmte Conring
aber iſt etwas weitlaͤufftigtig in der wider-
legung der gemeinen meynung/ als wenn
das Roͤmiſche Recht auff befehl Lotharii
zu Sachſen umb das Jahr Chriſti 1130.
zugleich in Schulen und Cantzeleyen ſey
auffgenommen; Und weiſet/ daß die Ge-
richte in Teutſchlaud biß auff das 13. Se-
culum
nicht ſo wol aus dem geſchriebenen
Recht/ als aus den angenommenen Ge-
braͤuchen herruͤhren; oder daß ſie nach
froͤm̃- und billigkeit Recht geſprochen/ und
das zu privat Sachen keine gelahrte Rich-
ter erwehlet ſeyn/ ſondern die ſo wegen ih-
res alten Verſtandes/ Gottesfurcht und
Gerechtigkeit beruͤhmet waren/ da die mei-
ſten von dem gemeinen Volcke weder leſen
noch ſchreiben kunten. Ferner iſt im 13-
Seculo das jus canonicum oder geiſtli-
che Recht in Teutſchland eingeſchlichen/
und ſeyn darnach nicht allein die Geiſtliche

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[169/0191] des Teutſchen Reichs. Tractat, de origine juris Germanici, den Weg gebahnet/ welchem wir allhie faſt nachfolgen. Der jetzt geruͤhmte Conring aber iſt etwas weitlaͤufftigtig in der wider- legung der gemeinen meynung/ als wenn das Roͤmiſche Recht auff befehl Lotharii zu Sachſen umb das Jahr Chriſti 1130. zugleich in Schulen und Cantzeleyen ſey auffgenommen; Und weiſet/ daß die Ge- richte in Teutſchlaud biß auff das 13. Se- culum nicht ſo wol aus dem geſchriebenen Recht/ als aus den angenommenen Ge- braͤuchen herruͤhren; oder daß ſie nach froͤm̃- und billigkeit Recht geſprochen/ und das zu privat Sachen keine gelahrte Rich- ter erwehlet ſeyn/ ſondern die ſo wegen ih- res alten Verſtandes/ Gottesfurcht und Gerechtigkeit beruͤhmet waren/ da die mei- ſten von dem gemeinen Volcke weder leſen noch ſchreiben kunten. Ferner iſt im 13- Seculo das jus canonicum oder geiſtli- che Recht in Teutſchland eingeſchlichen/ und ſeyn darnach nicht allein die Geiſtliche ſon- J

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/191>, abgerufen am 26.04.2024.