Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

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Das XII. Capitel

sie ins gemein Läyen nennen. Die er-
sten kan man vergleichen mit der bestän-
digen Milice eines Potentaten/ der gros-
se Conquesten gemacht hat/ dadurch er
diese im Zaum halte. Die andern sind
schlechte Unterthanen und Tributarii, die
sothane grosse Milice zu verpflegen von
dem ihrigen tapfer herlangen müssen.
Die erste Class hat dieses besonders/ daß
sie ingesammt der Ehe sich enthalten müs-
sen. Welches man zwar fürgiebet/ daß
es wegen sonderbarer Heiligkeit gesche-
hen soll/ und daß sie ihr Ammt desto füg-
licher ohne Verhindernüsse verrichten
können. Allein die eigentliche Ursachen
sind/ daß diese Leute nicht mehr auf ihr
Weib und Kind/ als der Kirchen Interes-
se trachteten/ und in Rücksicht derer sich
nicht an die hohe Obrigkeit/ in dero Ge-
biet sie leben/ hencketen/ auch nichts von
den Kirchen-Mitteln an die Jhrigen ver-
wendeten. Darüber desto bereiter wä-
ren des Pabsts Willen in allen Stücken/
sonderlich wider die Fürsten/ worunter
sie leben/ zu exequiren/ als die dero Zorn
leichtlich verachten können/ weil sie an die
Republicq so feste nicht gebunden/ und
für nichts als ihren eignen Leib zu sorgen
hätten/ weil Weib und Kind für das grö-
ste Pfand gehalten wird bey dem/ der sel-

bige

Das XII. Capitel

ſie ins gemein Laͤyen nennen. Die er-
ſten kan man vergleichen mit der beſtaͤn-
digen Milice eines Potentaten/ der groſ-
ſe Conqueſten gemacht hat/ dadurch er
dieſe im Zaum halte. Die andern ſind
ſchlechte Unterthanen und Tributarii, die
ſothane groſſe Milice zu verpflegen von
dem ihrigen tapfer herlangen muͤſſen.
Die erſte Claſſ hat dieſes beſonders/ daß
ſie ingeſammt der Ehe ſich enthalten muͤſ-
ſen. Welches man zwar fuͤrgiebet/ daß
es wegen ſonderbarer Heiligkeit geſche-
hen ſoll/ und daß ſie ihr Ammt deſto fuͤg-
licher ohne Verhindernuͤſſe verrichten
koͤnnen. Allein die eigentliche Urſachen
ſind/ daß dieſe Leute nicht mehr auf ihr
Weib und Kind/ als der Kirchen Intereſ-
ſe trachteten/ und in Ruͤckſicht derer ſich
nicht an die hohe Obrigkeit/ in dero Ge-
biet ſie leben/ hencketen/ auch nichts von
den Kirchen-Mitteln an die Jhrigen ver-
wendeten. Daruͤber deſto bereiter waͤ-
ren des Pabſts Willen in allen Stuͤcken/
ſonderlich wider die Fuͤrſten/ worunter
ſie leben/ zu exequiren/ als die dero Zorn
leichtlich verachten koͤnnen/ weil ſie an die
Republicq ſo feſte nicht gebunden/ und
fuͤr nichts als ihren eignen Leib zu ſorgen
haͤtten/ weil Weib und Kind fuͤr das groͤ-
ſte Pfand gehalten wird bey dem/ der ſel-

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[850/0880] Das XII. Capitel ſie ins gemein Laͤyen nennen. Die er- ſten kan man vergleichen mit der beſtaͤn- digen Milice eines Potentaten/ der groſ- ſe Conqueſten gemacht hat/ dadurch er dieſe im Zaum halte. Die andern ſind ſchlechte Unterthanen und Tributarii, die ſothane groſſe Milice zu verpflegen von dem ihrigen tapfer herlangen muͤſſen. Die erſte Claſſ hat dieſes beſonders/ daß ſie ingeſammt der Ehe ſich enthalten muͤſ- ſen. Welches man zwar fuͤrgiebet/ daß es wegen ſonderbarer Heiligkeit geſche- hen ſoll/ und daß ſie ihr Ammt deſto fuͤg- licher ohne Verhindernuͤſſe verrichten koͤnnen. Allein die eigentliche Urſachen ſind/ daß dieſe Leute nicht mehr auf ihr Weib und Kind/ als der Kirchen Intereſ- ſe trachteten/ und in Ruͤckſicht derer ſich nicht an die hohe Obrigkeit/ in dero Ge- biet ſie leben/ hencketen/ auch nichts von den Kirchen-Mitteln an die Jhrigen ver- wendeten. Daruͤber deſto bereiter waͤ- ren des Pabſts Willen in allen Stuͤcken/ ſonderlich wider die Fuͤrſten/ worunter ſie leben/ zu exequiren/ als die dero Zorn leichtlich verachten koͤnnen/ weil ſie an die Republicq ſo feſte nicht gebunden/ und fuͤr nichts als ihren eignen Leib zu ſorgen haͤtten/ weil Weib und Kind fuͤr das groͤ- ſte Pfand gehalten wird bey dem/ der ſel- bige

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Zitationshilfe:	Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 850. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/880>, abgerufen am 26.04.2024.

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