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Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

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Des ersten Buchs
§. 4.

Alleine/ so nützlich die men-
schen ein ander seyn können/ so feh-
let es ihnen doch auch hinwiederum
nicht an grosser Bosheit/ und an
sattsamen Vermogen/ einander
zu beschädigen/
welches beydes
denn verursachet/ daß man sich oh-
ne Gefahr nicht mit ihnen einlassen
kan/ und sich demnach sehr wohl
vorzusehen hat/ damit einen/ an statt
des verhoffeten Guten/ nicht was
Böses von ihnen zugefüget werde.
Denn anfänglich so findet man bey
den Menschen eine weit grössere Ge-
neigtheit
zur Beschädigung/ als
bey einigem andern Thiere; Jndem
die unvernünfftigen Bestien meh-
rentheils nur etwa aus Hunger/ oder
Brunst/ und Geiheit zu toben begin-
nen/ in welchen beyden sie sich doch
selbst bald wieder helffen können;
und wenn denn diese Begierden bey
ihnen gedämpffet/ so werden sie nicht

leicht
Des erſten Buchs
§. 4.

Alleine/ ſo nuͤtzlich die men-
ſchen ein ander ſeyn koͤnnen/ ſo feh-
let es ihnen doch auch hinwiederum
nicht an groſſer Bosheit/ und an
ſattſamen Vermōgen/ einander
zu beſchaͤdigen/
welches beydes
denn verurſachet/ daß man ſich oh-
ne Gefahr nicht mit ihnen einlaſſen
kan/ und ſich demnach ſehr wohl
vorzuſehen hat/ damit einen/ an ſtatt
des verhoffeten Guten/ nicht was
Boͤſes von ihnen zugefuͤget werde.
Denn anfaͤnglich ſo findet man bey
den Menſchen eine weit groͤſſere Ge-
neigtheit
zur Beſchaͤdigung/ als
bey einigem andern Thiere; Jndem
die unvernuͤnfftigen Beſtien meh-
rentheils nur etwa aus Hunger/ oder
Brunſt/ und Geiheit zu toben begin-
nen/ in welchen beyden ſie ſich doch
ſelbſt bald wieder helffen koͤnnen;
und wenn denn dieſe Begierden bey
ihnen gedaͤmpffet/ ſo werden ſie nicht

leicht
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[72/0136] Des erſten Buchs §. 4. Alleine/ ſo nuͤtzlich die men- ſchen ein ander ſeyn koͤnnen/ ſo feh- let es ihnen doch auch hinwiederum nicht an groſſer Bosheit/ und an ſattſamen Vermōgen/ einander zu beſchaͤdigen/ welches beydes denn verurſachet/ daß man ſich oh- ne Gefahr nicht mit ihnen einlaſſen kan/ und ſich demnach ſehr wohl vorzuſehen hat/ damit einen/ an ſtatt des verhoffeten Guten/ nicht was Boͤſes von ihnen zugefuͤget werde. Denn anfaͤnglich ſo findet man bey den Menſchen eine weit groͤſſere Ge- neigtheit zur Beſchaͤdigung/ als bey einigem andern Thiere; Jndem die unvernuͤnfftigen Beſtien meh- rentheils nur etwa aus Hunger/ oder Brunſt/ und Geiheit zu toben begin- nen/ in welchen beyden ſie ſich doch ſelbſt bald wieder helffen koͤnnen; und wenn denn dieſe Begierden bey ihnen gedaͤmpffet/ ſo werden ſie nicht leicht

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/136>, abgerufen am 26.04.2024.