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Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

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neuntes Capitel.
ebenfalls auch von denen Verheis-
sungen derer trunckenen Leute zu
urtheilen hat/ wenn es nemlich mit
der Trunckenheit so weit bey ihnen
gekommen/ daß die Vernunfft gantz
überschüttet/ und eingeschläffert ist.
Denn das kan vor einen wahren und
wohlbedächtigen Beyfall nicht passi-
ren/ wenn einer auch schon etwa au-
genblicklich/ und durch einen ohnbe-
dachtsamen Einfallzu etwas geneiget
wird/ oder etzliche Zeichen/ so sonst
einen Consens beweisen/ von sich
blicken lässet/ zumal zu der Zeit/ wenn
der Verstand/ gleich als durch eine
Verzauberung/ bey einen Men-
schen verrücket worden. So würde
es auch sehr unverschämt seyn/ wo-
fern der andere auf ein sothaniges
Versprechen dringen wolte/ und
sonderlich/ wenn es etwa mit einer
mercklichen Beschwerde behafftet.
Ja/ wenn einer mit Fleiß auf eine

sol-

neuntes Capitel.
ebenfalls auch von denen Verheiſ-
ſungen derer trunckenen Leute zu
urtheilen hat/ wenn es nemlich mit
der Trunckenheit ſo weit bey ihnen
gekommen/ daß die Vernunfft gantz
uͤberſchuͤttet/ und eingeſchlaͤffert iſt.
Denn das kan vor einen wahren und
wohlbedaͤchtigen Beyfall nicht paſſi-
ren/ wenn einer auch ſchon etwa au-
genblicklich/ und durch einen ohnbe-
dachtſamen Einfallzu etwas geneiget
wird/ oder etzliche Zeichen/ ſo ſonſt
einen Conſens beweiſen/ von ſich
blicken laͤſſet/ zumal zu der Zeit/ wenn
der Verſtand/ gleich als durch eine
Verzauberung/ bey einen Men-
ſchen verruͤcket worden. So wuͤrde
es auch ſehr unverſchaͤmt ſeyn/ wo-
fern der andere auf ein ſothaniges
Verſprechen dringen wolte/ und
ſonderlich/ wenn es etwa mit einer
mercklichen Beſchwerde behafftet.
Ja/ wenn einer mit Fleiß auf eine

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[227/0291] neuntes Capitel. ebenfalls auch von denen Verheiſ- ſungen derer trunckenen Leute zu urtheilen hat/ wenn es nemlich mit der Trunckenheit ſo weit bey ihnen gekommen/ daß die Vernunfft gantz uͤberſchuͤttet/ und eingeſchlaͤffert iſt. Denn das kan vor einen wahren und wohlbedaͤchtigen Beyfall nicht paſſi- ren/ wenn einer auch ſchon etwa au- genblicklich/ und durch einen ohnbe- dachtſamen Einfallzu etwas geneiget wird/ oder etzliche Zeichen/ ſo ſonſt einen Conſens beweiſen/ von ſich blicken laͤſſet/ zumal zu der Zeit/ wenn der Verſtand/ gleich als durch eine Verzauberung/ bey einen Men- ſchen verruͤcket worden. So wuͤrde es auch ſehr unverſchaͤmt ſeyn/ wo- fern der andere auf ein ſothaniges Verſprechen dringen wolte/ und ſonderlich/ wenn es etwa mit einer mercklichen Beſchwerde behafftet. Ja/ wenn einer mit Fleiß auf eine ſol-

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/291>, abgerufen am 27.04.2024.