Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Quantz, Johann Joachim: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Berlin, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite

Des XVII. Hauptstücks. I. Abschnitt. Von den Eig. etc.
Erfolg einer Musik, nicht weniger von einer in gehörigem Verhalte ste-
henden Besetzung der Jnstrumente, als von der guten Abspielung selbst,
abhängt. Manche Musik würde eine bessere Wirkung thun, wenn es
nicht an der gut eingetheilten Besetzung fehlete. Denn wie kann eine
Musik gut klingen, wo die Hauptstimmen von den Grundstimmen, oder
wohl gar von den Mittelstimmen übertäubet und unterdrücket werden; da
doch die erstern vor allen andern hervorragen, und die Mittelstimmen am
allerwenigsten gehöret werden sollten.

18. §.

Jst nun ein Anführer mit allen bisher angeführten Gaben ausge-
zieret; hat er die nöthige Geschiklichkeit, bey einem Orchester alle die gu-
ten Eigenschaften, so von demselben erfodert werden, nicht nur bedürfen-
den Falls einzuführen, sondern auch zu erhalten: so gereichet es dem
Orchester zwar zur Ehre; dem Anführer selbst aber, zu einem ganz be-
sondern Ruhme. Denn weil, wie oben schon gesaget worden, ein Or-
chester, unter des einen Anführung, bessere Wirkung hervorbringt, als
unter des andern seiner: so folget hieraus, daß nicht alle Tonkünstler
zum Anführen geschikt sind. Und weil verschiedene, welche, wenn sie gut
geführet werden, sehr braf sind, doch zum Anführen selbst nicht die ge-
ringste Fähigkeit haben: so kann man daraus die Rechnung machen, wie
viel an einem Manne, der alle zu dem Amte eines guten musikalischen
Anführers erfoderlichen Eigenschaften besitzt, gelegen sey; und was für
große Vorzüge ein solcher in der Musik verdiene.

Das

Des XVII. Hauptſtuͤcks. I. Abſchnitt. Von den Eig. ꝛc.
Erfolg einer Muſik, nicht weniger von einer in gehoͤrigem Verhalte ſte-
henden Beſetzung der Jnſtrumente, als von der guten Abſpielung ſelbſt,
abhaͤngt. Manche Muſik wuͤrde eine beſſere Wirkung thun, wenn es
nicht an der gut eingetheilten Beſetzung fehlete. Denn wie kann eine
Muſik gut klingen, wo die Hauptſtimmen von den Grundſtimmen, oder
wohl gar von den Mittelſtimmen uͤbertaͤubet und unterdruͤcket werden; da
doch die erſtern vor allen andern hervorragen, und die Mittelſtimmen am
allerwenigſten gehoͤret werden ſollten.

18. §.

Jſt nun ein Anfuͤhrer mit allen bisher angefuͤhrten Gaben ausge-
zieret; hat er die noͤthige Geſchiklichkeit, bey einem Orcheſter alle die gu-
ten Eigenſchaften, ſo von demſelben erfodert werden, nicht nur beduͤrfen-
den Falls einzufuͤhren, ſondern auch zu erhalten: ſo gereichet es dem
Orcheſter zwar zur Ehre; dem Anfuͤhrer ſelbſt aber, zu einem ganz be-
ſondern Ruhme. Denn weil, wie oben ſchon geſaget worden, ein Or-
cheſter, unter des einen Anfuͤhrung, beſſere Wirkung hervorbringt, als
unter des andern ſeiner: ſo folget hieraus, daß nicht alle Tonkuͤnſtler
zum Anfuͤhren geſchikt ſind. Und weil verſchiedene, welche, wenn ſie gut
gefuͤhret werden, ſehr braf ſind, doch zum Anfuͤhren ſelbſt nicht die ge-
ringſte Faͤhigkeit haben: ſo kann man daraus die Rechnung machen, wie
viel an einem Manne, der alle zu dem Amte eines guten muſikaliſchen
Anfuͤhrers erfoderlichen Eigenſchaften beſitzt, gelegen ſey; und was fuͤr
große Vorzuͤge ein ſolcher in der Muſik verdiene.

Das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0204" n="186"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des</hi><hi rendition="#aq">XVII.</hi><hi rendition="#b">Haupt&#x017F;tu&#x0364;cks.</hi><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#b">Ab&#x017F;chnitt. Von den Eig. &#xA75B;c.</hi></fw><lb/>
Erfolg einer Mu&#x017F;ik, nicht weniger von einer in geho&#x0364;rigem Verhalte &#x017F;te-<lb/>
henden Be&#x017F;etzung der Jn&#x017F;trumente, als von der guten Ab&#x017F;pielung &#x017F;elb&#x017F;t,<lb/>
abha&#x0364;ngt. Manche Mu&#x017F;ik wu&#x0364;rde eine be&#x017F;&#x017F;ere Wirkung thun, wenn es<lb/>
nicht an der gut eingetheilten Be&#x017F;etzung fehlete. Denn wie kann eine<lb/>
Mu&#x017F;ik gut klingen, wo die Haupt&#x017F;timmen von den Grund&#x017F;timmen, oder<lb/>
wohl gar von den Mittel&#x017F;timmen u&#x0364;berta&#x0364;ubet und unterdru&#x0364;cket werden; da<lb/>
doch die er&#x017F;tern vor allen andern hervorragen, und die Mittel&#x017F;timmen am<lb/>
allerwenig&#x017F;ten geho&#x0364;ret werden &#x017F;ollten.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>18. §.</head><lb/>
            <p>J&#x017F;t nun ein Anfu&#x0364;hrer mit allen bisher angefu&#x0364;hrten Gaben ausge-<lb/>
zieret; hat er die no&#x0364;thige Ge&#x017F;chiklichkeit, bey einem Orche&#x017F;ter alle die gu-<lb/>
ten Eigen&#x017F;chaften, &#x017F;o von dem&#x017F;elben erfodert werden, nicht nur bedu&#x0364;rfen-<lb/>
den Falls einzufu&#x0364;hren, &#x017F;ondern auch zu erhalten: &#x017F;o gereichet es dem<lb/>
Orche&#x017F;ter zwar zur Ehre; dem Anfu&#x0364;hrer &#x017F;elb&#x017F;t aber, zu einem ganz be-<lb/>
&#x017F;ondern Ruhme. Denn weil, wie oben &#x017F;chon ge&#x017F;aget worden, ein Or-<lb/>
che&#x017F;ter, unter des einen Anfu&#x0364;hrung, be&#x017F;&#x017F;ere Wirkung hervorbringt, als<lb/>
unter des andern &#x017F;einer: &#x017F;o folget hieraus, daß nicht alle Tonku&#x0364;n&#x017F;tler<lb/>
zum Anfu&#x0364;hren ge&#x017F;chikt &#x017F;ind. Und weil ver&#x017F;chiedene, welche, wenn &#x017F;ie gut<lb/>
gefu&#x0364;hret werden, &#x017F;ehr braf &#x017F;ind, doch zum Anfu&#x0364;hren &#x017F;elb&#x017F;t nicht die ge-<lb/>
ring&#x017F;te Fa&#x0364;higkeit haben: &#x017F;o kann man daraus die Rechnung machen, wie<lb/>
viel an einem Manne, der alle zu dem Amte eines guten mu&#x017F;ikali&#x017F;chen<lb/>
Anfu&#x0364;hrers erfoderlichen Eigen&#x017F;chaften be&#x017F;itzt, gelegen &#x017F;ey; und was fu&#x0364;r<lb/>
große Vorzu&#x0364;ge ein &#x017F;olcher in der Mu&#x017F;ik verdiene.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Das</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[186/0204] Des XVII. Hauptſtuͤcks. I. Abſchnitt. Von den Eig. ꝛc. Erfolg einer Muſik, nicht weniger von einer in gehoͤrigem Verhalte ſte- henden Beſetzung der Jnſtrumente, als von der guten Abſpielung ſelbſt, abhaͤngt. Manche Muſik wuͤrde eine beſſere Wirkung thun, wenn es nicht an der gut eingetheilten Beſetzung fehlete. Denn wie kann eine Muſik gut klingen, wo die Hauptſtimmen von den Grundſtimmen, oder wohl gar von den Mittelſtimmen uͤbertaͤubet und unterdruͤcket werden; da doch die erſtern vor allen andern hervorragen, und die Mittelſtimmen am allerwenigſten gehoͤret werden ſollten. 18. §. Jſt nun ein Anfuͤhrer mit allen bisher angefuͤhrten Gaben ausge- zieret; hat er die noͤthige Geſchiklichkeit, bey einem Orcheſter alle die gu- ten Eigenſchaften, ſo von demſelben erfodert werden, nicht nur beduͤrfen- den Falls einzufuͤhren, ſondern auch zu erhalten: ſo gereichet es dem Orcheſter zwar zur Ehre; dem Anfuͤhrer ſelbſt aber, zu einem ganz be- ſondern Ruhme. Denn weil, wie oben ſchon geſaget worden, ein Or- cheſter, unter des einen Anfuͤhrung, beſſere Wirkung hervorbringt, als unter des andern ſeiner: ſo folget hieraus, daß nicht alle Tonkuͤnſtler zum Anfuͤhren geſchikt ſind. Und weil verſchiedene, welche, wenn ſie gut gefuͤhret werden, ſehr braf ſind, doch zum Anfuͤhren ſelbſt nicht die ge- ringſte Faͤhigkeit haben: ſo kann man daraus die Rechnung machen, wie viel an einem Manne, der alle zu dem Amte eines guten muſikaliſchen Anfuͤhrers erfoderlichen Eigenſchaften beſitzt, gelegen ſey; und was fuͤr große Vorzuͤge ein ſolcher in der Muſik verdiene. Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/quantz_versuch_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/quantz_versuch_1752/204
Zitationshilfe: Quantz, Johann Joachim: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Berlin, 1752, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quantz_versuch_1752/204>, abgerufen am 26.04.2024.