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Quantz, Johann Joachim: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Berlin, 1752.

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Des XVII. Hauptstücks. IV. Abschnitt.


Des XVII. Hauptstücks.
IV. Abschnitt.
Von dem Violoncellisten insbesondere.
1. §.

Wer auf dem Violoncell nicht nur accompagniret, sondern auch Solo
spielet, thut sehr wohl, wenn er zwey besondere Jnstrumente hat;
eines zum Solo, das andere zum Ripienspielen, bey großen Musiken.
Das letztere muß größer, und mit dickern Seyten bezogen seyn, als das
erstere. Wollte man mit einem kleinen und schwach bezogenen Jnstru-
mente beydes verrichten; so würde das Accompagnement in einer zahlrei-
chen Musik gar keine Wirkung thun. Der zum Ripienspielen bestimmte
Bogen, muß auch stärker, und mit schwarzen Haaren, als von welchen
die Seyten schärfer, als von den weißen angegriffen werden, bezogen seyn.

2. §.

Der Bogenstrich muß nicht zu nahe beym Stege, sondern wohl drey
bis vier Finger breit davon abwärts geführet werden, s. den II. Abschnitt,
28. §. Einige streichen mit dem Bogen so, wie es bey der Viola da Gam-
ba üblich ist, nämlich: anstatt des Herunterstrichs, von der linken zur
rechten Hand, bey den Hauptnoten, machen sie den Hinaufstrich, von
der rechten zur linken, und fangen mit der Spitze des Bogens an. An-
dere hingegen machen es wie die Violinisten, und fangen denselben
Strich mit dem untersten Theil des Bogens an. Diese letztere Art ist
bey den Jtaliänern üblich, und thut nicht nur beym Solospielen, sondern
auch vornehmlich bey dem Accompagnement, bessere Wirkung als die erste:
weil die Hauptnoten mehr Stärke und Nachdruck erfodern, als die durch-
gehenden: welche ihnen aber, mit der Spitze nicht so, als mit dem unter-
sten Theile des Bogens, gegeben werden können. Ueberhaupt muß der
Violoncellist bemühet seyn, einen dicken, runden, und männlichen Ton

aus
Des XVII. Hauptſtuͤcks. IV. Abſchnitt.


Des XVII. Hauptſtuͤcks.
IV. Abſchnitt.
Von dem Violoncelliſten insbeſondere.
1. §.

Wer auf dem Violoncell nicht nur accompagniret, ſondern auch Solo
ſpielet, thut ſehr wohl, wenn er zwey beſondere Jnſtrumente hat;
eines zum Solo, das andere zum Ripienſpielen, bey großen Muſiken.
Das letztere muß groͤßer, und mit dickern Seyten bezogen ſeyn, als das
erſtere. Wollte man mit einem kleinen und ſchwach bezogenen Jnſtru-
mente beydes verrichten; ſo wuͤrde das Accompagnement in einer zahlrei-
chen Muſik gar keine Wirkung thun. Der zum Ripienſpielen beſtimmte
Bogen, muß auch ſtaͤrker, und mit ſchwarzen Haaren, als von welchen
die Seyten ſchaͤrfer, als von den weißen angegriffen werden, bezogen ſeyn.

2. §.

Der Bogenſtrich muß nicht zu nahe beym Stege, ſondern wohl drey
bis vier Finger breit davon abwaͤrts gefuͤhret werden, ſ. den II. Abſchnitt,
28. §. Einige ſtreichen mit dem Bogen ſo, wie es bey der Viola da Gam-
ba uͤblich iſt, naͤmlich: anſtatt des Herunterſtrichs, von der linken zur
rechten Hand, bey den Hauptnoten, machen ſie den Hinaufſtrich, von
der rechten zur linken, und fangen mit der Spitze des Bogens an. An-
dere hingegen machen es wie die Violiniſten, und fangen denſelben
Strich mit dem unterſten Theil des Bogens an. Dieſe letztere Art iſt
bey den Jtaliaͤnern uͤblich, und thut nicht nur beym Soloſpielen, ſondern
auch vornehmlich bey dem Accompagnement, beſſere Wirkung als die erſte:
weil die Hauptnoten mehr Staͤrke und Nachdruck erfodern, als die durch-
gehenden: welche ihnen aber, mit der Spitze nicht ſo, als mit dem unter-
ſten Theile des Bogens, gegeben werden koͤnnen. Ueberhaupt muß der
Violoncelliſt bemuͤhet ſeyn, einen dicken, runden, und maͤnnlichen Ton

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[212/0230] Des XVII. Hauptſtuͤcks. IV. Abſchnitt. Des XVII. Hauptſtuͤcks. IV. Abſchnitt. Von dem Violoncelliſten insbeſondere. 1. §. Wer auf dem Violoncell nicht nur accompagniret, ſondern auch Solo ſpielet, thut ſehr wohl, wenn er zwey beſondere Jnſtrumente hat; eines zum Solo, das andere zum Ripienſpielen, bey großen Muſiken. Das letztere muß groͤßer, und mit dickern Seyten bezogen ſeyn, als das erſtere. Wollte man mit einem kleinen und ſchwach bezogenen Jnſtru- mente beydes verrichten; ſo wuͤrde das Accompagnement in einer zahlrei- chen Muſik gar keine Wirkung thun. Der zum Ripienſpielen beſtimmte Bogen, muß auch ſtaͤrker, und mit ſchwarzen Haaren, als von welchen die Seyten ſchaͤrfer, als von den weißen angegriffen werden, bezogen ſeyn. 2. §. Der Bogenſtrich muß nicht zu nahe beym Stege, ſondern wohl drey bis vier Finger breit davon abwaͤrts gefuͤhret werden, ſ. den II. Abſchnitt, 28. §. Einige ſtreichen mit dem Bogen ſo, wie es bey der Viola da Gam- ba uͤblich iſt, naͤmlich: anſtatt des Herunterſtrichs, von der linken zur rechten Hand, bey den Hauptnoten, machen ſie den Hinaufſtrich, von der rechten zur linken, und fangen mit der Spitze des Bogens an. An- dere hingegen machen es wie die Violiniſten, und fangen denſelben Strich mit dem unterſten Theil des Bogens an. Dieſe letztere Art iſt bey den Jtaliaͤnern uͤblich, und thut nicht nur beym Soloſpielen, ſondern auch vornehmlich bey dem Accompagnement, beſſere Wirkung als die erſte: weil die Hauptnoten mehr Staͤrke und Nachdruck erfodern, als die durch- gehenden: welche ihnen aber, mit der Spitze nicht ſo, als mit dem unter- ſten Theile des Bogens, gegeben werden koͤnnen. Ueberhaupt muß der Violoncelliſt bemuͤhet ſeyn, einen dicken, runden, und maͤnnlichen Ton aus

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Zitationshilfe: Quantz, Johann Joachim: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Berlin, 1752, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quantz_versuch_1752/230>, abgerufen am 26.04.2024.