Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Quantz, Johann Joachim: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Berlin, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite

Des XVII. Hauptstücks. V. Abschnitt.
Das gute Accompagnement ist das vornehmste, so von diesem Jnstrumen-
te eigentlich erfodert wird. Wenn nicht das Accompagniren und Solo-
spielen in gleichem Grade der Vortrefflichkeit stehen; so thut ein guter Ac-
compagnist bey einem Orchester mehr Dienste, als ein mittelmäßiger
Solospieler. Die Kunst wohl zu begleiten aber, läßt sich weder für sich
allein, noch auch bloß in großen Musiken erlernen. Wer sich darinne
recht fest setzen will, muß viele geschikte Leute insbesondere accompagni-
ren: und wenn er sich nicht verdrüßen läßt, bisweilen Erinnerungen an-
zunehmen; so wird sein daraus zu hoffender Vortheil desto größer seyn.
Denn es wird doch kein Meister gebohren: sondern es muß immer einer
von dem andern lernen.



Des XVII. Hauptstücks
V. Abschnitt.
Von dem Contraviolonisten insbesondere.
1. §.

Mit dem großen Violon geht es, wie mit der Bratsche. Er wird
ebenfalls von Vielen, nicht in dem Werthe, und von der Noth-
wendigkeit gehalten, welche er doch, wenn er anders gut gespielet wird,
in einer großen Musik verdienet. Es kann seyn, daß die meisten, welche
zu diesem Jnstrumente gebrauchet werden, vielleicht nicht das gehörige
Talent haben, sich auf andern Jnstrumenten, die sowohl Fertigkeit als
Geschmack erfodern, hervor zu thun. Jndessen bleibt es doch eine aus-
gemachte Sache, daß der Contraviolonist, sollte er auch den feinen Ge-
schmack des Spielens nicht so gar nöthig haben, dennoch die Harmonie
verstehen, und kein schlechter Musikus seyn muß. Denn er ist nebst dem
Violoncellisten gleichsam das Gleichgewicht, um das Zeitmaaß, in einer

großen

Des XVII. Hauptſtuͤcks. V. Abſchnitt.
Das gute Accompagnement iſt das vornehmſte, ſo von dieſem Jnſtrumen-
te eigentlich erfodert wird. Wenn nicht das Accompagniren und Solo-
ſpielen in gleichem Grade der Vortrefflichkeit ſtehen; ſo thut ein guter Ac-
compagniſt bey einem Orcheſter mehr Dienſte, als ein mittelmaͤßiger
Soloſpieler. Die Kunſt wohl zu begleiten aber, laͤßt ſich weder fuͤr ſich
allein, noch auch bloß in großen Muſiken erlernen. Wer ſich darinne
recht feſt ſetzen will, muß viele geſchikte Leute insbeſondere accompagni-
ren: und wenn er ſich nicht verdruͤßen laͤßt, bisweilen Erinnerungen an-
zunehmen; ſo wird ſein daraus zu hoffender Vortheil deſto groͤßer ſeyn.
Denn es wird doch kein Meiſter gebohren: ſondern es muß immer einer
von dem andern lernen.



Des XVII. Hauptſtuͤcks
V. Abſchnitt.
Von dem Contravioloniſten insbeſondere.
1. §.

Mit dem großen Violon geht es, wie mit der Bratſche. Er wird
ebenfalls von Vielen, nicht in dem Werthe, und von der Noth-
wendigkeit gehalten, welche er doch, wenn er anders gut geſpielet wird,
in einer großen Muſik verdienet. Es kann ſeyn, daß die meiſten, welche
zu dieſem Jnſtrumente gebrauchet werden, vielleicht nicht das gehoͤrige
Talent haben, ſich auf andern Jnſtrumenten, die ſowohl Fertigkeit als
Geſchmack erfodern, hervor zu thun. Jndeſſen bleibt es doch eine aus-
gemachte Sache, daß der Contravioloniſt, ſollte er auch den feinen Ge-
ſchmack des Spielens nicht ſo gar noͤthig haben, dennoch die Harmonie
verſtehen, und kein ſchlechter Muſikus ſeyn muß. Denn er iſt nebſt dem
Violoncelliſten gleichſam das Gleichgewicht, um das Zeitmaaß, in einer

großen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0236" n="218"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des</hi><hi rendition="#aq">XVII.</hi><hi rendition="#b">Haupt&#x017F;tu&#x0364;cks.</hi><hi rendition="#aq">V.</hi><hi rendition="#b">Ab&#x017F;chnitt.</hi></fw><lb/>
Das gute Accompagnement i&#x017F;t das vornehm&#x017F;te, &#x017F;o von die&#x017F;em Jn&#x017F;trumen-<lb/>
te eigentlich erfodert wird. Wenn nicht das Accompagniren und Solo-<lb/>
&#x017F;pielen in gleichem Grade der Vortrefflichkeit &#x017F;tehen; &#x017F;o thut ein guter Ac-<lb/>
compagni&#x017F;t bey einem Orche&#x017F;ter mehr Dien&#x017F;te, als ein mittelma&#x0364;ßiger<lb/>
Solo&#x017F;pieler. Die Kun&#x017F;t wohl zu begleiten aber, la&#x0364;ßt &#x017F;ich weder fu&#x0364;r &#x017F;ich<lb/>
allein, noch auch bloß in großen Mu&#x017F;iken erlernen. Wer &#x017F;ich darinne<lb/>
recht fe&#x017F;t &#x017F;etzen will, muß viele ge&#x017F;chikte Leute insbe&#x017F;ondere accompagni-<lb/>
ren: und wenn er &#x017F;ich nicht verdru&#x0364;ßen la&#x0364;ßt, bisweilen Erinnerungen an-<lb/>
zunehmen; &#x017F;o wird &#x017F;ein daraus zu hoffender Vortheil de&#x017F;to gro&#x0364;ßer &#x017F;eyn.<lb/>
Denn es wird doch kein Mei&#x017F;ter gebohren: &#x017F;ondern es muß immer einer<lb/>
von dem andern lernen.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Des</hi> <hi rendition="#aq">XVII.</hi> <hi rendition="#b">Haupt&#x017F;tu&#x0364;cks</hi><lb/> <hi rendition="#aq">V.</hi> <hi rendition="#b">Ab&#x017F;chnitt.<lb/>
Von dem Contravioloni&#x017F;ten insbe&#x017F;ondere.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head>1. §.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">M</hi>it dem großen Violon geht es, wie mit der Brat&#x017F;che. Er wird<lb/>
ebenfalls von Vielen, nicht in dem Werthe, und von der Noth-<lb/>
wendigkeit gehalten, welche er doch, wenn er anders gut ge&#x017F;pielet wird,<lb/>
in einer großen Mu&#x017F;ik verdienet. Es kann &#x017F;eyn, daß die mei&#x017F;ten, welche<lb/>
zu die&#x017F;em Jn&#x017F;trumente gebrauchet werden, vielleicht nicht das geho&#x0364;rige<lb/>
Talent haben, &#x017F;ich auf andern Jn&#x017F;trumenten, die &#x017F;owohl Fertigkeit als<lb/>
Ge&#x017F;chmack erfodern, hervor zu thun. Jnde&#x017F;&#x017F;en bleibt es doch eine aus-<lb/>
gemachte Sache, daß der Contravioloni&#x017F;t, &#x017F;ollte er auch den feinen Ge-<lb/>
&#x017F;chmack des Spielens nicht &#x017F;o gar no&#x0364;thig haben, dennoch die Harmonie<lb/>
ver&#x017F;tehen, und kein &#x017F;chlechter Mu&#x017F;ikus &#x017F;eyn muß. Denn er i&#x017F;t neb&#x017F;t dem<lb/>
Violoncelli&#x017F;ten gleich&#x017F;am das Gleichgewicht, um das Zeitmaaß, in einer<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">großen</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[218/0236] Des XVII. Hauptſtuͤcks. V. Abſchnitt. Das gute Accompagnement iſt das vornehmſte, ſo von dieſem Jnſtrumen- te eigentlich erfodert wird. Wenn nicht das Accompagniren und Solo- ſpielen in gleichem Grade der Vortrefflichkeit ſtehen; ſo thut ein guter Ac- compagniſt bey einem Orcheſter mehr Dienſte, als ein mittelmaͤßiger Soloſpieler. Die Kunſt wohl zu begleiten aber, laͤßt ſich weder fuͤr ſich allein, noch auch bloß in großen Muſiken erlernen. Wer ſich darinne recht feſt ſetzen will, muß viele geſchikte Leute insbeſondere accompagni- ren: und wenn er ſich nicht verdruͤßen laͤßt, bisweilen Erinnerungen an- zunehmen; ſo wird ſein daraus zu hoffender Vortheil deſto groͤßer ſeyn. Denn es wird doch kein Meiſter gebohren: ſondern es muß immer einer von dem andern lernen. Des XVII. Hauptſtuͤcks V. Abſchnitt. Von dem Contravioloniſten insbeſondere. 1. §. Mit dem großen Violon geht es, wie mit der Bratſche. Er wird ebenfalls von Vielen, nicht in dem Werthe, und von der Noth- wendigkeit gehalten, welche er doch, wenn er anders gut geſpielet wird, in einer großen Muſik verdienet. Es kann ſeyn, daß die meiſten, welche zu dieſem Jnſtrumente gebrauchet werden, vielleicht nicht das gehoͤrige Talent haben, ſich auf andern Jnſtrumenten, die ſowohl Fertigkeit als Geſchmack erfodern, hervor zu thun. Jndeſſen bleibt es doch eine aus- gemachte Sache, daß der Contravioloniſt, ſollte er auch den feinen Ge- ſchmack des Spielens nicht ſo gar noͤthig haben, dennoch die Harmonie verſtehen, und kein ſchlechter Muſikus ſeyn muß. Denn er iſt nebſt dem Violoncelliſten gleichſam das Gleichgewicht, um das Zeitmaaß, in einer großen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/quantz_versuch_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/quantz_versuch_1752/236
Zitationshilfe: Quantz, Johann Joachim: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Berlin, 1752, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quantz_versuch_1752/236>, abgerufen am 26.04.2024.