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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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II. Cl. Salinische Steine: Borax.
tensiv gefärbt, Härte = 7, Gew. 3. Glasglanz. Die verwitterten werden
innen excentrisch strahlig, besonders bei matten Granatoedern. Diese
Strahlen sollen wasserhaltig sein, und werden von Volger (Pogg. Ann.
92. 86) Parasit genannt. Sie sind zugleich der Grund, daß die Kry-
stalle das Licht polarisiren.

Mg3 B4 mit 69,2 Borsäure, 30,7 Talkerde.
In der Pincette färbt er die Flamme deutlich grün. Auf Kohle kugelt
er sich unter Schäumen zu einer krystallinisch strahligen Masse.

Um und um krystallisirt im Gypse von Lüneburg (am Kalkberge und
Schildsteine) und des Seegeberges in Holstein, für Krystalle die einzigen
Fundorte. Strahlig fasrige Massen, seidenglänzend und rundlich gruppirt
im Keupergyps von Luneville. Bei Staßfurth (Provinz Sachsen) hat
sich in einem Bohrloche des Salzgebirges ein fast schneeweißes Lager von
derbem Borazit gefunden (Pogg. Ann. 70. 562).

Rhodizit G. Rose (Pogg. Ann. 33. 253), kleine weiße Granatoeder
mit Tetraeder auf rothem Lithionturmalin von Schaitansk und Sara-
pulsk am Ural, färben die Löthrohrflamme grün (B) und später roth (Li),
in Salzsäure gelöst und mit Ammoniak und Oralsäure versetzt, erfolgt
ein Niederschlag von Kalkerde. Härte 8, Gew. 3,4. (Rodixein rothfärben).
Sie sind auch thermoelektrisch (Pogg. Ann. 59. 382), daher ein Kalkboracit.

2. Borax.

Agricola 587, soll aus dem arabischen Wort Baurach entstanden
sein. Die Inder nennen es Tincal (Tincar Agricola 587), unter welchem
Namen es Wallerius aufführt. Ein uralter Handelsartikel aus Hochasien.
Soude boratee.

2 + 1gliedriges Krystallsystem von augitischem Habitus:
eine geschobene Säule T = a : b : infinityc, die vorn einen scharfen Winkel
von 87° hat, ein geringer Perlmutterglanz deutet blätt-
rigen Bruch an. Durch die etwas blättrige Abstum-
pfung der scharfen k = a : infinityb : infinityc und der stumpfen
Kante M = b : infinitya : infinityc, ebenfalls blättrig, wird die
Säule achtseitig, k herrscht in der achtseitigen Säule
stets vor. Am Ende auf der Hinterseite herrscht das
Augitpaar o = a' : c : 1/2b mit 122° 34' in der Me-
[Abbildung] diankante. Die vordere Schiefendfläche P = a : c : infinityb macht mit den
Säulenflächen T 101° 20' = P/T, mit o 139° 30' = P/o und ist daher
73° 25' gegen Hauptaxe c geneigt. Darnach finden sich die Axen
a : b : k = [Formel 1]
lga = 0,57328, lgb = 0,55053, lgk = 9,06009.

Wir setzen nämlich tg [Formel 2] , tg1 [Formel 3] , tg0 61 * 17 =
[Formel 4] . Daraus folgt, wenn wir a = tg1 (1 + k) setzen
[Formel 5] .

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II. Cl. Saliniſche Steine: Borax.
tenſiv gefärbt, Härte = 7, Gew. 3. Glasglanz. Die verwitterten werden
innen excentriſch ſtrahlig, beſonders bei matten Granatoedern. Dieſe
Strahlen ſollen waſſerhaltig ſein, und werden von Volger (Pogg. Ann.
92. 86) Paraſit genannt. Sie ſind zugleich der Grund, daß die Kry-
ſtalle das Licht polariſiren.

Ṁg3 B⃛4 mit 69,2 Borſäure, 30,7 Talkerde.
In der Pincette färbt er die Flamme deutlich grün. Auf Kohle kugelt
er ſich unter Schäumen zu einer kryſtalliniſch ſtrahligen Maſſe.

Um und um kryſtalliſirt im Gypſe von Lüneburg (am Kalkberge und
Schildſteine) und des Seegeberges in Holſtein, für Kryſtalle die einzigen
Fundorte. Strahlig faſrige Maſſen, ſeidenglänzend und rundlich gruppirt
im Keupergyps von Luneville. Bei Staßfurth (Provinz Sachſen) hat
ſich in einem Bohrloche des Salzgebirges ein faſt ſchneeweißes Lager von
derbem Borazit gefunden (Pogg. Ann. 70. 562).

Rhodizit G. Roſe (Pogg. Ann. 33. 253), kleine weiße Granatoeder
mit Tetraeder auf rothem Lithionturmalin von Schaitansk und Sara-
pulsk am Ural, färben die Löthrohrflamme grün (B⃛) und ſpäter roth (L̇i),
in Salzſäure gelöst und mit Ammoniak und Oralſäure verſetzt, erfolgt
ein Niederſchlag von Kalkerde. Härte 8, Gew. 3,4. (ῥοδίξειν rothfärben).
Sie ſind auch thermoelektriſch (Pogg. Ann. 59. 382), daher ein Kalkboracit.

2. Borax.

Agricola 587, ſoll aus dem arabiſchen Wort Baurach entſtanden
ſein. Die Inder nennen es Tincal (Tincar Agricola 587), unter welchem
Namen es Wallerius aufführt. Ein uralter Handelsartikel aus Hochaſien.
Soude boratée.

2 + 1gliedriges Kryſtallſyſtem von augitiſchem Habitus:
eine geſchobene Säule T = a : b : ∞c, die vorn einen ſcharfen Winkel
von 87° hat, ein geringer Perlmutterglanz deutet blätt-
rigen Bruch an. Durch die etwas blättrige Abſtum-
pfung der ſcharfen k = a : ∞b : ∞c und der ſtumpfen
Kante M = b : ∞a : ∞c, ebenfalls blättrig, wird die
Säule achtſeitig, k herrſcht in der achtſeitigen Säule
ſtets vor. Am Ende auf der Hinterſeite herrſcht das
Augitpaar o = a' : c : ½b mit 122° 34′ in der Me-
[Abbildung] diankante. Die vordere Schiefendfläche P = a : c : ∞b macht mit den
Säulenflächen T 101° 20′ = P/T, mit o 139° 30′ = P/o und iſt daher
73° 25′ gegen Hauptaxe c geneigt. Darnach finden ſich die Axen
a : b : k = [Formel 1]
lga = 0,57328, lgb = 0,55053, lgk = 9,06009.

Wir ſetzen nämlich tg [Formel 2] , tg1 [Formel 3] , tg0 61 • 17 =
[Formel 4] . Daraus folgt, wenn wir a = tg1 (1 + k) ſetzen
[Formel 5] .

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[419/0431] II. Cl. Saliniſche Steine: Borax. tenſiv gefärbt, Härte = 7, Gew. 3. Glasglanz. Die verwitterten werden innen excentriſch ſtrahlig, beſonders bei matten Granatoedern. Dieſe Strahlen ſollen waſſerhaltig ſein, und werden von Volger (Pogg. Ann. 92. 86) Paraſit genannt. Sie ſind zugleich der Grund, daß die Kry- ſtalle das Licht polariſiren. Ṁg3 B⃛4 mit 69,2 Borſäure, 30,7 Talkerde. In der Pincette färbt er die Flamme deutlich grün. Auf Kohle kugelt er ſich unter Schäumen zu einer kryſtalliniſch ſtrahligen Maſſe. Um und um kryſtalliſirt im Gypſe von Lüneburg (am Kalkberge und Schildſteine) und des Seegeberges in Holſtein, für Kryſtalle die einzigen Fundorte. Strahlig faſrige Maſſen, ſeidenglänzend und rundlich gruppirt im Keupergyps von Luneville. Bei Staßfurth (Provinz Sachſen) hat ſich in einem Bohrloche des Salzgebirges ein faſt ſchneeweißes Lager von derbem Borazit gefunden (Pogg. Ann. 70. 562). Rhodizit G. Roſe (Pogg. Ann. 33. 253), kleine weiße Granatoeder mit Tetraeder auf rothem Lithionturmalin von Schaitansk und Sara- pulsk am Ural, färben die Löthrohrflamme grün (B⃛) und ſpäter roth (L̇i), in Salzſäure gelöst und mit Ammoniak und Oralſäure verſetzt, erfolgt ein Niederſchlag von Kalkerde. Härte 8, Gew. 3,4. (ῥοδίξειν rothfärben). Sie ſind auch thermoelektriſch (Pogg. Ann. 59. 382), daher ein Kalkboracit. 2. Borax. Agricola 587, ſoll aus dem arabiſchen Wort Baurach entſtanden ſein. Die Inder nennen es Tincal (Tincar Agricola 587), unter welchem Namen es Wallerius aufführt. Ein uralter Handelsartikel aus Hochaſien. Soude boratée. 2 + 1gliedriges Kryſtallſyſtem von augitiſchem Habitus: eine geſchobene Säule T = a : b : ∞c, die vorn einen ſcharfen Winkel von 87° hat, ein geringer Perlmutterglanz deutet blätt- rigen Bruch an. Durch die etwas blättrige Abſtum- pfung der ſcharfen k = a : ∞b : ∞c und der ſtumpfen Kante M = b : ∞a : ∞c, ebenfalls blättrig, wird die Säule achtſeitig, k herrſcht in der achtſeitigen Säule ſtets vor. Am Ende auf der Hinterſeite herrſcht das Augitpaar o = a' : c : ½b mit 122° 34′ in der Me- [Abbildung] diankante. Die vordere Schiefendfläche P = a : c : ∞b macht mit den Säulenflächen T 101° 20′ = P/T, mit o 139° 30′ = P/o und iſt daher 73° 25′ gegen Hauptaxe c geneigt. Darnach finden ſich die Axen a : b : k = [FORMEL] lga = 0,57328, lgb = 0,55053, lgk = 9,06009. Wir ſetzen nämlich tg [FORMEL], tg1 [FORMEL], tg0 61 • 17 = [FORMEL]. Daraus folgt, wenn wir a = tg1 (1 + k) ſetzen [FORMEL]. 27*

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/431>, abgerufen am 26.04.2024.