Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Vaticanische Pallast.
soll. Dieses Hieroglyphische Zeichen scheint nicht
glücklich gewählt zu seyn, weil die Bedeutung weni-
gen verständlich seyn wird.


Saal des Heliodorus.

Raphael bekam den Auftrag, dieses Zimmer für
Julius II., den kecken Vertheidiger der Kirche, zu
mahlen, und darin mehrere Begebenheiten vorzu-
stellen, in denen der Himmel den besondern Schutz,
den er der Kirche und ihren Vorstehern angedeihen
läßt, deutlich an den Tag gelegt hat.

Heliodor.

+ Die Vertreibung Heliodors aus dem
Tempel den er plündern wollte,
ist das erste un-
ter den Gemählden, womit die Wände dieses Zim-
mers bedeckt sind.

Der Gedanke dieses Bildes ist folgender:

Auf eifriges Gebet des Hohenpriesters Onias läßt
sich Pabst Julius der Zweite in den Tempel zu Jeru-
salem tragen. Engel, Diener seines Zorns, gehen
vor ihm voraus: Einer derselben zu Pferde sprengt
den Kirchenräuber Heliodor nieder, und zerstreuet
seine Begleiter. Zwei andere schweben herzu, die
Entehrer der Gottheit mit Ruthen zu züchtigen. Un-
terdessen flüchten erschrockene Weiber zum Pabste,
und einige Zuschauer suchen höhere Plätze, ihre Neu-
gier zu befriedigen.

Es würde eine schaale Critik seyn, dem Künstler
einen Anachronismus vorzuwerfen, den zu vermeiden,
nicht in seiner Gewalt stand.

Was

Der Vaticaniſche Pallaſt.
ſoll. Dieſes Hieroglyphiſche Zeichen ſcheint nicht
gluͤcklich gewaͤhlt zu ſeyn, weil die Bedeutung weni-
gen verſtaͤndlich ſeyn wird.


Saal des Heliodorus.

Raphael bekam den Auftrag, dieſes Zimmer fuͤr
Julius II., den kecken Vertheidiger der Kirche, zu
mahlen, und darin mehrere Begebenheiten vorzu-
ſtellen, in denen der Himmel den beſondern Schutz,
den er der Kirche und ihren Vorſtehern angedeihen
laͤßt, deutlich an den Tag gelegt hat.

Heliodor.

Die Vertreibung Heliodors aus dem
Tempel den er pluͤndern wollte,
iſt das erſte un-
ter den Gemaͤhlden, womit die Waͤnde dieſes Zim-
mers bedeckt ſind.

Der Gedanke dieſes Bildes iſt folgender:

Auf eifriges Gebet des Hohenprieſters Onias laͤßt
ſich Pabſt Julius der Zweite in den Tempel zu Jeru-
ſalem tragen. Engel, Diener ſeines Zorns, gehēn
vor ihm voraus: Einer derſelben zu Pferde ſprengt
den Kirchenraͤuber Heliodor nieder, und zerſtreuet
ſeine Begleiter. Zwei andere ſchweben herzu, die
Entehrer der Gottheit mit Ruthen zu zuͤchtigen. Un-
terdeſſen fluͤchten erſchrockene Weiber zum Pabſte,
und einige Zuſchauer ſuchen hoͤhere Plaͤtze, ihre Neu-
gier zu befriedigen.

Es wuͤrde eine ſchaale Critik ſeyn, dem Kuͤnſtler
einen Anachroniſmus vorzuwerfen, den zu vermeiden,
nicht in ſeiner Gewalt ſtand.

Was
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0170" n="148"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Vaticani&#x017F;che Palla&#x017F;t.</hi></fw><lb/>
&#x017F;oll. Die&#x017F;es Hieroglyphi&#x017F;che Zeichen &#x017F;cheint nicht<lb/>
glu&#x0364;cklich gewa&#x0364;hlt zu &#x017F;eyn, weil die Bedeutung weni-<lb/>
gen ver&#x017F;ta&#x0364;ndlich &#x017F;eyn wird.</p>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Saal des Heliodorus</hi>.</hi> </head><lb/>
            <p>Raphael bekam den Auftrag, die&#x017F;es Zimmer fu&#x0364;r<lb/>
Julius <hi rendition="#aq">II.</hi>, den kecken Vertheidiger der Kirche, zu<lb/>
mahlen, und darin mehrere Begebenheiten vorzu-<lb/>
&#x017F;tellen, in denen der Himmel den be&#x017F;ondern Schutz,<lb/>
den er der Kirche und ihren Vor&#x017F;tehern angedeihen<lb/>
la&#x0364;ßt, deutlich an den Tag gelegt hat.</p><lb/>
            <note place="left">Heliodor.</note>
            <p>&#x2020; <hi rendition="#fr">Die Vertreibung Heliodors aus dem<lb/>
Tempel den er plu&#x0364;ndern wollte,</hi> i&#x017F;t das er&#x017F;te un-<lb/>
ter den Gema&#x0364;hlden, womit die Wa&#x0364;nde die&#x017F;es Zim-<lb/>
mers bedeckt &#x017F;ind.</p><lb/>
            <p>Der Gedanke die&#x017F;es Bildes i&#x017F;t folgender:</p><lb/>
            <p>Auf eifriges Gebet des Hohenprie&#x017F;ters Onias la&#x0364;ßt<lb/>
&#x017F;ich Pab&#x017F;t Julius der Zweite in den Tempel zu Jeru-<lb/>
&#x017F;alem tragen. Engel, Diener &#x017F;eines Zorns, geh&#x0113;n<lb/>
vor ihm voraus: Einer der&#x017F;elben zu Pferde &#x017F;prengt<lb/>
den Kirchenra&#x0364;uber Heliodor nieder, und zer&#x017F;treuet<lb/>
&#x017F;eine Begleiter. Zwei andere &#x017F;chweben herzu, die<lb/>
Entehrer der Gottheit mit Ruthen zu zu&#x0364;chtigen. Un-<lb/>
terde&#x017F;&#x017F;en flu&#x0364;chten er&#x017F;chrockene Weiber zum Pab&#x017F;te,<lb/>
und einige Zu&#x017F;chauer &#x017F;uchen ho&#x0364;here Pla&#x0364;tze, ihre Neu-<lb/>
gier zu befriedigen.</p><lb/>
            <p>Es wu&#x0364;rde eine &#x017F;chaale Critik &#x017F;eyn, dem Ku&#x0364;n&#x017F;tler<lb/>
einen Anachroni&#x017F;mus vorzuwerfen, den zu vermeiden,<lb/>
nicht in &#x017F;einer Gewalt &#x017F;tand.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Was</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[148/0170] Der Vaticaniſche Pallaſt. ſoll. Dieſes Hieroglyphiſche Zeichen ſcheint nicht gluͤcklich gewaͤhlt zu ſeyn, weil die Bedeutung weni- gen verſtaͤndlich ſeyn wird. Saal des Heliodorus. Raphael bekam den Auftrag, dieſes Zimmer fuͤr Julius II., den kecken Vertheidiger der Kirche, zu mahlen, und darin mehrere Begebenheiten vorzu- ſtellen, in denen der Himmel den beſondern Schutz, den er der Kirche und ihren Vorſtehern angedeihen laͤßt, deutlich an den Tag gelegt hat. † Die Vertreibung Heliodors aus dem Tempel den er pluͤndern wollte, iſt das erſte un- ter den Gemaͤhlden, womit die Waͤnde dieſes Zim- mers bedeckt ſind. Der Gedanke dieſes Bildes iſt folgender: Auf eifriges Gebet des Hohenprieſters Onias laͤßt ſich Pabſt Julius der Zweite in den Tempel zu Jeru- ſalem tragen. Engel, Diener ſeines Zorns, gehēn vor ihm voraus: Einer derſelben zu Pferde ſprengt den Kirchenraͤuber Heliodor nieder, und zerſtreuet ſeine Begleiter. Zwei andere ſchweben herzu, die Entehrer der Gottheit mit Ruthen zu zuͤchtigen. Un- terdeſſen fluͤchten erſchrockene Weiber zum Pabſte, und einige Zuſchauer ſuchen hoͤhere Plaͤtze, ihre Neu- gier zu befriedigen. Es wuͤrde eine ſchaale Critik ſeyn, dem Kuͤnſtler einen Anachroniſmus vorzuwerfen, den zu vermeiden, nicht in ſeiner Gewalt ſtand. Was

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/170
Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/170>, abgerufen am 27.04.2024.