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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787.

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Pallast Barberini.
nung ist sehr correkt und fein: Die Färbung wieder
etwas schwach.

Die vier Evangelisten von Guercino.

Der heilige Hieronymus, angeblich von
Spagnolet.


Drittes Zimmer.
Die Eitelkeit
und Beschei-
denheit von
Leonardo da
Vinci.

+ Die Eitelkeit und Bescheidenheit. Eins
der schönsten Gemählde von Leonardo da Vinci.
Man kann die Idee des Mahlers nicht recht begrei-
fen, also auch nicht den Ausdruck recht beurtheilen.
Inzwischen bleibt der Kopf der Eitelkeit immer etwas
zu manierirt. Die Zeichnung ist äußerst richtig,
und bestimmt bis zur Härte. Das Gewand und
die Haare sind mit äußerster Sorgfalt behandelt:
Man könnte sagen: mit Trockenheit. Der Ton fällt
in die Farbe des Weinhefens. Die Figuren haben
viel Ründung.

Charakteri-
stische Kenn-
zeichen des
Stils dieses
Meisters.

Leonardo da Vinci oder Vince ward 1445
in der Nähe von Florenz gebohren. Wir sind ihm
aus einem doppelten Grunde Achtung schuldig: Als
Künstler, und als Lehrer mehrerer Kenntnisse, wel-
che als Grundlagen zu der Vollkommenheit anzusehen
sind, zu der seine Nachfolger die Kunst gehoben ha-
ben. Er brachte zuerst die Linien-Perspektiv und die
Verhältnisse des menschlichen Körpers auf gewisse
Regeln: er schärfte zuerst die Nothwendigkeit ein, die
Anatomie zu studieren: Er wagte es zuerst andere
als bloße geistliche Süjets zu behandeln, und man
bemerkt in seinen Werken zuerst den Begriff von dem

höchsten

Pallaſt Barberini.
nung iſt ſehr correkt und fein: Die Faͤrbung wieder
etwas ſchwach.

Die vier Evangeliſten von Guercino.

Der heilige Hieronymus, angeblich von
Spagnolet.


Drittes Zimmer.
Die Eitelkeit
und Beſchei-
denheit von
Leonardo da
Vinci.

Die Eitelkeit und Beſcheidenheit. Eins
der ſchoͤnſten Gemaͤhlde von Leonardo da Vinci.
Man kann die Idee des Mahlers nicht recht begrei-
fen, alſo auch nicht den Ausdruck recht beurtheilen.
Inzwiſchen bleibt der Kopf der Eitelkeit immer etwas
zu manierirt. Die Zeichnung iſt aͤußerſt richtig,
und beſtimmt bis zur Haͤrte. Das Gewand und
die Haare ſind mit aͤußerſter Sorgfalt behandelt:
Man koͤnnte ſagen: mit Trockenheit. Der Ton faͤllt
in die Farbe des Weinhefens. Die Figuren haben
viel Ruͤndung.

Charakteri-
ſtiſche Kenn-
zeichen des
Stils dieſes
Meiſters.

Leonardo da Vinci oder Vince ward 1445
in der Naͤhe von Florenz gebohren. Wir ſind ihm
aus einem doppelten Grunde Achtung ſchuldig: Als
Kuͤnſtler, und als Lehrer mehrerer Kenntniſſe, wel-
che als Grundlagen zu der Vollkommenheit anzuſehen
ſind, zu der ſeine Nachfolger die Kunſt gehoben ha-
ben. Er brachte zuerſt die Linien-Perſpektiv und die
Verhaͤltniſſe des menſchlichen Koͤrpers auf gewiſſe
Regeln: er ſchaͤrfte zuerſt die Nothwendigkeit ein, die
Anatomie zu ſtudieren: Er wagte es zuerſt andere
als bloße geiſtliche Suͤjets zu behandeln, und man
bemerkt in ſeinen Werken zuerſt den Begriff von dem

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[310/0324] Pallaſt Barberini. nung iſt ſehr correkt und fein: Die Faͤrbung wieder etwas ſchwach. Die vier Evangeliſten von Guercino. Der heilige Hieronymus, angeblich von Spagnolet. Drittes Zimmer. † Die Eitelkeit und Beſcheidenheit. Eins der ſchoͤnſten Gemaͤhlde von Leonardo da Vinci. Man kann die Idee des Mahlers nicht recht begrei- fen, alſo auch nicht den Ausdruck recht beurtheilen. Inzwiſchen bleibt der Kopf der Eitelkeit immer etwas zu manierirt. Die Zeichnung iſt aͤußerſt richtig, und beſtimmt bis zur Haͤrte. Das Gewand und die Haare ſind mit aͤußerſter Sorgfalt behandelt: Man koͤnnte ſagen: mit Trockenheit. Der Ton faͤllt in die Farbe des Weinhefens. Die Figuren haben viel Ruͤndung. Leonardo da Vinci oder Vince ward 1445 in der Naͤhe von Florenz gebohren. Wir ſind ihm aus einem doppelten Grunde Achtung ſchuldig: Als Kuͤnſtler, und als Lehrer mehrerer Kenntniſſe, wel- che als Grundlagen zu der Vollkommenheit anzuſehen ſind, zu der ſeine Nachfolger die Kunſt gehoben ha- ben. Er brachte zuerſt die Linien-Perſpektiv und die Verhaͤltniſſe des menſchlichen Koͤrpers auf gewiſſe Regeln: er ſchaͤrfte zuerſt die Nothwendigkeit ein, die Anatomie zu ſtudieren: Er wagte es zuerſt andere als bloße geiſtliche Suͤjets zu behandeln, und man bemerkt in ſeinen Werken zuerſt den Begriff von dem hoͤchſten

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787/324>, abgerufen am 27.04.2024.