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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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1573--1590.
bestand, und ihre gemeinschaftlichen Schreiben durch den Secretär
Padavino abfassen ließ; endlich wegen der politischen Verwickelungen
des Jahres 1589 aufs neue Lunardo Donato. Die Depeschen des
letzten sind bei weitem die wichtigsten: hier ward einmal das Ver-
hältniß zwischen der Republik und dem Papst welthistorisch bedeutend;
sie finden sich glücklicher Weise auch in aller ihrer Ausführlichkeit
unter dem Titel: Registro delle lettere dell' illmo signor Lunardo
Donato Kr ambasciatore straordinario al sommo pontefice; co-
mincia a 13 ottobre 1589 e finisce a 19 decembre
1589.

Und auch hiemit kennen wir noch nicht den gesammten gesandt-
schaftlichen Verkehr. Es gab noch eine besondere geheime Correspon-
denz der Gesandten mit dem Rathe der Zehen, die sich sehr zierlich
auf Pergament geschrieben findet; der erste Band unter dem Titel:
Libro primo da Roma; secreto del consiglio di X sotto il se-
renissimo D. Aluise Mocenigo inclito duca di Venetia;
unter
entsprechenden Titeln die folgenden Bände.

Ich weiß recht wohl, was sich gegen die Benutzung gesandt-
schaftlicher Schreiben einwenden läßt. Es ist wahr, sie sind unter
den Eindrücken des Augenblicks abgefaßt: selten ganz unparteiisch:
häufig nur auf gewisse Gegenstände gerichtet, und keineswegs im-
mer geradehin zu adoptiren. Aber man nenne die Denkmäler, die
Schriften, denen so ganz ohne Weiteres Glauben beizumessen wäre.
Allenthalben ist das Körnchen Salz unentbehrlich. Auf jeden Fall
sind die Gesandten gleichzeitig, an Ort und Stelle anwesend, zur
Beobachtung verpflichtet; und sie müßten in der That ganz ohne
Geist seyn, wenn ihre Berichte, in einigem Umfange gelesen, nicht
das Gefühl der Gegenwart, gleichsam der unmittelbaren Wahrneh-
mung mittheilen sollten.

Unsere Venezianer waren nun sehr geübt, sehr gewandt: ich
finde diese Schreiben höchst unterrichtend.

Wohin wollte es aber führen, wenn ich aus dieser langen Reihe
von Bänden auch hier Auszüge mittheilen wollte?

Man wird mir wohl gestatten, daß ich meiner Regel treu
bleibe in diesem Anhange Auszüge aus Depeschen zu vermeiden.
Nur eine längere Reihenfolge könnte einigermaßen einen Begriff
ihres Inhaltes geben.

Dagegen will ich noch zwei wichtige Missionen berühren, die in
die Zeit Sixtus V. fallen.

61.

Relazione all' illmo e revmo cardinale Rusticucei segrio di
N. Sigre papa Sisto V delle cose di Polonia intorno alla reli-
gione e delle azioni del cardinale Bolognetto in quattro anni
ch' egli e stato nuntio in quella provincia, divisa in due parti:
nella prima si tratta de' danni che fanno le eresie in tutto quel
regno, del termine in che si trova il misero stato ecclesiastico,
e delle difficolta e speranze che si possono avere intorno a
rimedii: nella seconda si narrano li modi tenuti dal cardinale
Bolognetto per superare quelle difficolta, et il profitto che fece,

1573—1590.
beſtand, und ihre gemeinſchaftlichen Schreiben durch den Secretaͤr
Padavino abfaſſen ließ; endlich wegen der politiſchen Verwickelungen
des Jahres 1589 aufs neue Lunardo Donato. Die Depeſchen des
letzten ſind bei weitem die wichtigſten: hier ward einmal das Ver-
haͤltniß zwiſchen der Republik und dem Papſt welthiſtoriſch bedeutend;
ſie finden ſich gluͤcklicher Weiſe auch in aller ihrer Ausfuͤhrlichkeit
unter dem Titel: Registro delle lettere dell’ illmo signor Lunardo
Donato Kr ambasciatore straordinario al sommo pontefice; co-
mincia a 13 ottobre 1589 e finisce a 19 decembre
1589.

Und auch hiemit kennen wir noch nicht den geſammten geſandt-
ſchaftlichen Verkehr. Es gab noch eine beſondere geheime Correſpon-
denz der Geſandten mit dem Rathe der Zehen, die ſich ſehr zierlich
auf Pergament geſchrieben findet; der erſte Band unter dem Titel:
Libro primo da Roma; secreto del consiglio di X sotto il se-
renissimo D. Aluise Mocenigo inclito duca di Venetia;
unter
entſprechenden Titeln die folgenden Baͤnde.

Ich weiß recht wohl, was ſich gegen die Benutzung geſandt-
ſchaftlicher Schreiben einwenden laͤßt. Es iſt wahr, ſie ſind unter
den Eindruͤcken des Augenblicks abgefaßt: ſelten ganz unparteiiſch:
haͤufig nur auf gewiſſe Gegenſtaͤnde gerichtet, und keineswegs im-
mer geradehin zu adoptiren. Aber man nenne die Denkmaͤler, die
Schriften, denen ſo ganz ohne Weiteres Glauben beizumeſſen waͤre.
Allenthalben iſt das Koͤrnchen Salz unentbehrlich. Auf jeden Fall
ſind die Geſandten gleichzeitig, an Ort und Stelle anweſend, zur
Beobachtung verpflichtet; und ſie muͤßten in der That ganz ohne
Geiſt ſeyn, wenn ihre Berichte, in einigem Umfange geleſen, nicht
das Gefuͤhl der Gegenwart, gleichſam der unmittelbaren Wahrneh-
mung mittheilen ſollten.

Unſere Venezianer waren nun ſehr geuͤbt, ſehr gewandt: ich
finde dieſe Schreiben hoͤchſt unterrichtend.

Wohin wollte es aber fuͤhren, wenn ich aus dieſer langen Reihe
von Baͤnden auch hier Auszuͤge mittheilen wollte?

Man wird mir wohl geſtatten, daß ich meiner Regel treu
bleibe in dieſem Anhange Auszuͤge aus Depeſchen zu vermeiden.
Nur eine laͤngere Reihenfolge koͤnnte einigermaßen einen Begriff
ihres Inhaltes geben.

Dagegen will ich noch zwei wichtige Miſſionen beruͤhren, die in
die Zeit Sixtus V. fallen.

61.

Relazione all’ illmo e revmo cardinale Rusticucei segrio di
N. Sigre papa Sisto V delle cose di Polonia intorno alla reli-
gione e delle azioni del cardinale Bolognetto in quattro anni
ch’ egli è stato nuntio in quella provincia, divisa in due parti:
nella prima si tratta de’ danni che fanno le eresie in tutto quel
regno, del termine in che si trova il misero stato ecclesiastico,
e delle difficoltà e speranze che si possono avere intorno a
rimedii: nella seconda si narrano li modi tenuti dal cardinale
Bolognetto per superare quelle difficoltà, et il profitto che fece,

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[341/0353] 1573—1590. beſtand, und ihre gemeinſchaftlichen Schreiben durch den Secretaͤr Padavino abfaſſen ließ; endlich wegen der politiſchen Verwickelungen des Jahres 1589 aufs neue Lunardo Donato. Die Depeſchen des letzten ſind bei weitem die wichtigſten: hier ward einmal das Ver- haͤltniß zwiſchen der Republik und dem Papſt welthiſtoriſch bedeutend; ſie finden ſich gluͤcklicher Weiſe auch in aller ihrer Ausfuͤhrlichkeit unter dem Titel: Registro delle lettere dell’ illmo signor Lunardo Donato Kr ambasciatore straordinario al sommo pontefice; co- mincia a 13 ottobre 1589 e finisce a 19 decembre 1589. Und auch hiemit kennen wir noch nicht den geſammten geſandt- ſchaftlichen Verkehr. Es gab noch eine beſondere geheime Correſpon- denz der Geſandten mit dem Rathe der Zehen, die ſich ſehr zierlich auf Pergament geſchrieben findet; der erſte Band unter dem Titel: Libro primo da Roma; secreto del consiglio di X sotto il se- renissimo D. Aluise Mocenigo inclito duca di Venetia; unter entſprechenden Titeln die folgenden Baͤnde. Ich weiß recht wohl, was ſich gegen die Benutzung geſandt- ſchaftlicher Schreiben einwenden laͤßt. Es iſt wahr, ſie ſind unter den Eindruͤcken des Augenblicks abgefaßt: ſelten ganz unparteiiſch: haͤufig nur auf gewiſſe Gegenſtaͤnde gerichtet, und keineswegs im- mer geradehin zu adoptiren. Aber man nenne die Denkmaͤler, die Schriften, denen ſo ganz ohne Weiteres Glauben beizumeſſen waͤre. Allenthalben iſt das Koͤrnchen Salz unentbehrlich. Auf jeden Fall ſind die Geſandten gleichzeitig, an Ort und Stelle anweſend, zur Beobachtung verpflichtet; und ſie muͤßten in der That ganz ohne Geiſt ſeyn, wenn ihre Berichte, in einigem Umfange geleſen, nicht das Gefuͤhl der Gegenwart, gleichſam der unmittelbaren Wahrneh- mung mittheilen ſollten. Unſere Venezianer waren nun ſehr geuͤbt, ſehr gewandt: ich finde dieſe Schreiben hoͤchſt unterrichtend. Wohin wollte es aber fuͤhren, wenn ich aus dieſer langen Reihe von Baͤnden auch hier Auszuͤge mittheilen wollte? Man wird mir wohl geſtatten, daß ich meiner Regel treu bleibe in dieſem Anhange Auszuͤge aus Depeſchen zu vermeiden. Nur eine laͤngere Reihenfolge koͤnnte einigermaßen einen Begriff ihres Inhaltes geben. Dagegen will ich noch zwei wichtige Miſſionen beruͤhren, die in die Zeit Sixtus V. fallen. 61. Relazione all’ illmo e revmo cardinale Rusticucei segrio di N. Sigre papa Sisto V delle cose di Polonia intorno alla reli- gione e delle azioni del cardinale Bolognetto in quattro anni ch’ egli è stato nuntio in quella provincia, divisa in due parti: nella prima si tratta de’ danni che fanno le eresie in tutto quel regno, del termine in che si trova il misero stato ecclesiastico, e delle difficoltà e speranze che si possono avere intorno a rimedii: nella seconda si narrano li modi tenuti dal cardinale Bolognetto per superare quelle difficoltà, et il profitto che fece,

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/353>, abgerufen am 26.04.2024.