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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Instr. a Diotallevi dest. nuntio in Polonia 1614.

Noch immer glaubte er nur eine kurze Uebersicht des Wissens-
würdigen gegeben zu haben: so wenig läßt sich die Welt in Worten
wiedergeben.

Ich habe mich Bd II, p. 121 fg. der Notizen die sich hier finden,
nur zu meinem Zwecke bedient: das Uebrige zu erheben muß dem Fleiße
der Schweizer überlassen bleiben.

83.
Instruttione data a monsr Diotallevi vescovo di S. Andelo de-
stinato dalla Sta di Nro Sigre papa Paolo V nuntio al
re di Polonia 1614.

Allgemeine Anweisung, die katholische Religion, die Einführung
des tridentinischen Conciliums, die Anstellung gut katholischer Perso-
nen zu befördern, niemals etwas zu dulden was zum Vortheil der
Protestanten sey.

Es zeigen sich jedoch Spuren eines gewissen Mißverständnisses.

Der Papst hatte dem König verweigert, den Bischof von Reg-
gio, wie dieser vorschlug, zum Cardinal zu ernennen. Der Nuntius
soll den König darüber zu beruhigen suchen.

Besonders wird ihm eingeschärft, niemals Geld zu versprechen.

Perche o non intendendosi o non vedendosi le strettezze
pur troppo grandi della sede apostolica, sono facili i potentati
particolarmente oltramontani a cercar ajuto, e se si desse ogni
picciola speranza, si offenderebbero poi grandemente dell' es-
clusione.



Ueber die letzten Jahre Pauls V. finden sich weniger kirchliche
Denkmale. Benutzen wir diese Lücke um einige andere zu berühren,
die sich auf die Verwaltung des Staates in dieser Periode beziehen.

84.
Informatione di Bologna del 1595. (Ambros. Bibl. zu Mailand
F. D. 181.)

Die Stellung und Verfassung von Bologna, die Art von Un-
abhängigkeit die es behauptete, waren so merkwürdig und bedeutend,
daß man auch Papiere und Denkschriften, die sich auf diese Pro-
vinzialstadt bezogen, in die Sammlungen aufnahm.

Im 22sten Bande der Informationi finden wir eine Menge
Schreiben vom Jahre 1580 an Monsignor Cesi, Legaten von Bo-
logna, die auf seine Verwaltung Bezug haben.

Es sind fast alles Empfehlungen, hauptsächlich Intercessionen.

Großherzog und Großherzogin von Toscana bitten für den Grafen
Ercole Bentivoglio, dem man Feldfrüchte sequestrirt hatte; in kur-
zem dankt die Großherzogin, daß ihre Fürbitte berücksichtigt wor-
den; -- der Herzog von Ferrara empfiehlt eine Schauspielerin des
Namens Vittoria; der Cardinal San Sisto einige unruhige Stu-

Instr. a Diotallevi dest. nuntio in Polonia 1614.

Noch immer glaubte er nur eine kurze Ueberſicht des Wiſſens-
wuͤrdigen gegeben zu haben: ſo wenig laͤßt ſich die Welt in Worten
wiedergeben.

Ich habe mich Bd II, p. 121 fg. der Notizen die ſich hier finden,
nur zu meinem Zwecke bedient: das Uebrige zu erheben muß dem Fleiße
der Schweizer uͤberlaſſen bleiben.

83.
Instruttione data a monsr Diotallevi vescovo di S. Andelo de-
stinato dalla S di Nro Sigre papa Paolo V nuntio al
re di Polonia 1614.

Allgemeine Anweiſung, die katholiſche Religion, die Einfuͤhrung
des tridentiniſchen Conciliums, die Anſtellung gut katholiſcher Perſo-
nen zu befoͤrdern, niemals etwas zu dulden was zum Vortheil der
Proteſtanten ſey.

Es zeigen ſich jedoch Spuren eines gewiſſen Mißverſtaͤndniſſes.

Der Papſt hatte dem Koͤnig verweigert, den Biſchof von Reg-
gio, wie dieſer vorſchlug, zum Cardinal zu ernennen. Der Nuntius
ſoll den Koͤnig daruͤber zu beruhigen ſuchen.

Beſonders wird ihm eingeſchaͤrft, niemals Geld zu verſprechen.

Perche o non intendendosi o non vedendosi le strettezze
pur troppo grandi della sede apostolica, sono facili i potentati
particolarmente oltramontani a cercar ajuto, e se si desse ogni
picciola speranza, si offenderebbero poi grandemente dell’ es-
clusione.



Ueber die letzten Jahre Pauls V. finden ſich weniger kirchliche
Denkmale. Benutzen wir dieſe Luͤcke um einige andere zu beruͤhren,
die ſich auf die Verwaltung des Staates in dieſer Periode beziehen.

84.
Informatione di Bologna del 1595. (Ambros. Bibl. zu Mailand
F. D. 181.)

Die Stellung und Verfaſſung von Bologna, die Art von Un-
abhaͤngigkeit die es behauptete, waren ſo merkwuͤrdig und bedeutend,
daß man auch Papiere und Denkſchriften, die ſich auf dieſe Pro-
vinzialſtadt bezogen, in die Sammlungen aufnahm.

Im 22ſten Bande der Informationi finden wir eine Menge
Schreiben vom Jahre 1580 an Monſignor Ceſi, Legaten von Bo-
logna, die auf ſeine Verwaltung Bezug haben.

Es ſind faſt alles Empfehlungen, hauptſaͤchlich Interceſſionen.

Großherzog und Großherzogin von Toscana bitten fuͤr den Grafen
Ercole Bentivoglio, dem man Feldfruͤchte ſequeſtrirt hatte; in kur-
zem dankt die Großherzogin, daß ihre Fuͤrbitte beruͤckſichtigt wor-
den; — der Herzog von Ferrara empfiehlt eine Schauſpielerin des
Namens Vittoria; der Cardinal San Siſto einige unruhige Stu-

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[372/0384] Instr. a Diotallevi dest. nuntio in Polonia 1614. Noch immer glaubte er nur eine kurze Ueberſicht des Wiſſens- wuͤrdigen gegeben zu haben: ſo wenig laͤßt ſich die Welt in Worten wiedergeben. Ich habe mich Bd II, p. 121 fg. der Notizen die ſich hier finden, nur zu meinem Zwecke bedient: das Uebrige zu erheben muß dem Fleiße der Schweizer uͤberlaſſen bleiben. 83. Instruttione data a monsr Diotallevi vescovo di S. Andelo de- stinato dalla Stà di Nro Sigre papa Paolo V nuntio al re di Polonia 1614. Allgemeine Anweiſung, die katholiſche Religion, die Einfuͤhrung des tridentiniſchen Conciliums, die Anſtellung gut katholiſcher Perſo- nen zu befoͤrdern, niemals etwas zu dulden was zum Vortheil der Proteſtanten ſey. Es zeigen ſich jedoch Spuren eines gewiſſen Mißverſtaͤndniſſes. Der Papſt hatte dem Koͤnig verweigert, den Biſchof von Reg- gio, wie dieſer vorſchlug, zum Cardinal zu ernennen. Der Nuntius ſoll den Koͤnig daruͤber zu beruhigen ſuchen. Beſonders wird ihm eingeſchaͤrft, niemals Geld zu verſprechen. Perche o non intendendosi o non vedendosi le strettezze pur troppo grandi della sede apostolica, sono facili i potentati particolarmente oltramontani a cercar ajuto, e se si desse ogni picciola speranza, si offenderebbero poi grandemente dell’ es- clusione. Ueber die letzten Jahre Pauls V. finden ſich weniger kirchliche Denkmale. Benutzen wir dieſe Luͤcke um einige andere zu beruͤhren, die ſich auf die Verwaltung des Staates in dieſer Periode beziehen. 84. Informatione di Bologna del 1595. (Ambros. Bibl. zu Mailand F. D. 181.) Die Stellung und Verfaſſung von Bologna, die Art von Un- abhaͤngigkeit die es behauptete, waren ſo merkwuͤrdig und bedeutend, daß man auch Papiere und Denkſchriften, die ſich auf dieſe Pro- vinzialſtadt bezogen, in die Sammlungen aufnahm. Im 22ſten Bande der Informationi finden wir eine Menge Schreiben vom Jahre 1580 an Monſignor Ceſi, Legaten von Bo- logna, die auf ſeine Verwaltung Bezug haben. Es ſind faſt alles Empfehlungen, hauptſaͤchlich Interceſſionen. Großherzog und Großherzogin von Toscana bitten fuͤr den Grafen Ercole Bentivoglio, dem man Feldfruͤchte ſequeſtrirt hatte; in kur- zem dankt die Großherzogin, daß ihre Fuͤrbitte beruͤckſichtigt wor- den; — der Herzog von Ferrara empfiehlt eine Schauſpielerin des Namens Vittoria; der Cardinal San Siſto einige unruhige Stu-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/384>, abgerufen am 26.04.2024.