Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

eines Obst-Gartens.
lein, woraus dieselben entstehen, zeitig ansetzen,
und sich in etwas in der Erde anklammern und an-
wachsen können.

Hierbey wird mir zwar mancher widerspre-
chen und meynen, daß kein Baum zur Winter-
Zeit Würzelchen ansetzen, weil weniger anwach-
sen könne, indem die Witterung hierzu zu kalt
und rauh wäre. Allein wenn dieser Satz rich-
tig seyn solte, so dürfte auch der Saft im halben
Februar nicht eintreten, welches doch die Erfah-
rung beweiset. Eben zu solcher Zeit, da es noch
Winter und kalte Witterung ist, machet der
Baum die Ansätze zu seinen jungen Wurzeln.
Man muß also hier einen Unterschied zwischen
dem völligen Einwachsen, und zwischen dem An-
satz der jungen Wurzeln machen; jenes verursa-
chet in der Erden ein festes Anklammern; die-
ses aber machet nur hierzu den Anfang, und zwar
geschiehet das Letztere ganz zeitig den Winter über.
Jch habe solches gar öfters angemerket. Z. E.
Als einigemahl zur Herbst-Zeit meine Leute junge
Kern-Stämme, welche ordentlich in die Baum-
Schule haben sollen gesetzet werden, ausgehoben,
und der Regen und Schnee zu Ende des Herb-
stes das Versetzen aufgehalten, daß darüber der
Winter unvermuthet heran genahet, so bin ich ge-
nöthiget worden, die übrigen ausgehobenen Stäm-
me mitler weile bis auf das Frühjahr in die Erde
einschlagen zu lassen.

Jn dem Frühjahre, wenn ich diese Reiser
aus der Erden herausnehmen, und in die Baum-

Schu-
Abh. v. Bäum. G

eines Obſt-Gartens.
lein, woraus dieſelben entſtehen, zeitig anſetzen,
und ſich in etwas in der Erde anklammern und an-
wachſen koͤnnen.

Hierbey wird mir zwar mancher widerſpre-
chen und meynen, daß kein Baum zur Winter-
Zeit Wuͤrzelchen anſetzen, weil weniger anwach-
ſen koͤnne, indem die Witterung hierzu zu kalt
und rauh waͤre. Allein wenn dieſer Satz rich-
tig ſeyn ſolte, ſo duͤrfte auch der Saft im halben
Februar nicht eintreten, welches doch die Erfah-
rung beweiſet. Eben zu ſolcher Zeit, da es noch
Winter und kalte Witterung iſt, machet der
Baum die Anſaͤtze zu ſeinen jungen Wurzeln.
Man muß alſo hier einen Unterſchied zwiſchen
dem voͤlligen Einwachſen, und zwiſchen dem An-
ſatz der jungen Wurzeln machen; jenes verurſa-
chet in der Erden ein feſtes Anklammern; die-
ſes aber machet nur hierzu den Anfang, und zwar
geſchiehet das Letztere ganz zeitig den Winter uͤber.
Jch habe ſolches gar oͤfters angemerket. Z. E.
Als einigemahl zur Herbſt-Zeit meine Leute junge
Kern-Staͤmme, welche ordentlich in die Baum-
Schule haben ſollen geſetzet werden, ausgehoben,
und der Regen und Schnee zu Ende des Herb-
ſtes das Verſetzen aufgehalten, daß daruͤber der
Winter unvermuthet heran genahet, ſo bin ich ge-
noͤthiget worden, die uͤbrigen ausgehobenen Staͤm-
me mitler weile bis auf das Fruͤhjahr in die Erde
einſchlagen zu laſſen.

Jn dem Fruͤhjahre, wenn ich dieſe Reiſer
aus der Erden herausnehmen, und in die Baum-

Schu-
Abh. v. Baͤum. G
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0129" n="97"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">eines Ob&#x017F;t-Gartens.</hi></fw><lb/>
lein, woraus die&#x017F;elben ent&#x017F;tehen, zeitig an&#x017F;etzen,<lb/>
und &#x017F;ich in etwas in der Erde anklammern und an-<lb/>
wach&#x017F;en ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
          <p>Hierbey wird mir zwar mancher wider&#x017F;pre-<lb/>
chen und meynen, daß kein Baum zur Winter-<lb/>
Zeit Wu&#x0364;rzelchen an&#x017F;etzen, weil weniger anwach-<lb/>
&#x017F;en ko&#x0364;nne, indem die Witterung hierzu zu kalt<lb/>
und rauh wa&#x0364;re. Allein wenn die&#x017F;er Satz rich-<lb/>
tig &#x017F;eyn &#x017F;olte, &#x017F;o du&#x0364;rfte auch der Saft im halben<lb/>
Februar nicht eintreten, welches doch die Erfah-<lb/>
rung bewei&#x017F;et. Eben zu &#x017F;olcher Zeit, da es noch<lb/>
Winter und kalte Witterung i&#x017F;t, machet der<lb/>
Baum die An&#x017F;a&#x0364;tze zu &#x017F;einen jungen Wurzeln.<lb/>
Man muß al&#x017F;o hier einen Unter&#x017F;chied zwi&#x017F;chen<lb/>
dem vo&#x0364;lligen Einwach&#x017F;en, und zwi&#x017F;chen dem An-<lb/>
&#x017F;atz der jungen Wurzeln machen; jenes verur&#x017F;a-<lb/>
chet in der Erden ein fe&#x017F;tes Anklammern; die-<lb/>
&#x017F;es aber machet nur hierzu den Anfang, und zwar<lb/>
ge&#x017F;chiehet das Letztere ganz zeitig den Winter u&#x0364;ber.<lb/>
Jch habe &#x017F;olches gar o&#x0364;fters angemerket. Z. E.<lb/>
Als einigemahl zur Herb&#x017F;t-Zeit meine Leute junge<lb/>
Kern-Sta&#x0364;mme, welche ordentlich in die Baum-<lb/>
Schule haben &#x017F;ollen ge&#x017F;etzet werden, ausgehoben,<lb/>
und der Regen und Schnee zu Ende des Herb-<lb/>
&#x017F;tes das Ver&#x017F;etzen aufgehalten, daß daru&#x0364;ber der<lb/>
Winter unvermuthet heran genahet, &#x017F;o bin ich ge-<lb/>
no&#x0364;thiget worden, die u&#x0364;brigen ausgehobenen Sta&#x0364;m-<lb/>
me mitler weile bis auf das Fru&#x0364;hjahr in die Erde<lb/>
ein&#x017F;chlagen zu la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Jn dem Fru&#x0364;hjahre, wenn ich die&#x017F;e Rei&#x017F;er<lb/>
aus der Erden herausnehmen, und in die Baum-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">Abh. v. Ba&#x0364;um.</hi> G</fw><fw place="bottom" type="catch">Schu-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[97/0129] eines Obſt-Gartens. lein, woraus dieſelben entſtehen, zeitig anſetzen, und ſich in etwas in der Erde anklammern und an- wachſen koͤnnen. Hierbey wird mir zwar mancher widerſpre- chen und meynen, daß kein Baum zur Winter- Zeit Wuͤrzelchen anſetzen, weil weniger anwach- ſen koͤnne, indem die Witterung hierzu zu kalt und rauh waͤre. Allein wenn dieſer Satz rich- tig ſeyn ſolte, ſo duͤrfte auch der Saft im halben Februar nicht eintreten, welches doch die Erfah- rung beweiſet. Eben zu ſolcher Zeit, da es noch Winter und kalte Witterung iſt, machet der Baum die Anſaͤtze zu ſeinen jungen Wurzeln. Man muß alſo hier einen Unterſchied zwiſchen dem voͤlligen Einwachſen, und zwiſchen dem An- ſatz der jungen Wurzeln machen; jenes verurſa- chet in der Erden ein feſtes Anklammern; die- ſes aber machet nur hierzu den Anfang, und zwar geſchiehet das Letztere ganz zeitig den Winter uͤber. Jch habe ſolches gar oͤfters angemerket. Z. E. Als einigemahl zur Herbſt-Zeit meine Leute junge Kern-Staͤmme, welche ordentlich in die Baum- Schule haben ſollen geſetzet werden, ausgehoben, und der Regen und Schnee zu Ende des Herb- ſtes das Verſetzen aufgehalten, daß daruͤber der Winter unvermuthet heran genahet, ſo bin ich ge- noͤthiget worden, die uͤbrigen ausgehobenen Staͤm- me mitler weile bis auf das Fruͤhjahr in die Erde einſchlagen zu laſſen. Jn dem Fruͤhjahre, wenn ich dieſe Reiſer aus der Erden herausnehmen, und in die Baum- Schu- Abh. v. Baͤum. G

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/129
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/129>, abgerufen am 27.04.2024.