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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

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7. Cap. von Anlegung
Schule pflanzen lassen, so bin ich sehr deutlich
gewahr worden, daß solche in etwas angewach-
sen, und daß sich sehr viele kleine braungelblich-
te Knötlein, woraus die Wurzeln entstehen, an-
gesetzet hatten. Noch deutlicher aber habe ich
bey den Stachel- und Johannes-Beeren, welche
in dem Herbst eingeschlagen worden, gefunden,
daß die im Frühjahre aus der Erden zum Ver-
setzen herausgenommene Stauden stark einge-
wurzelt und sehr viele Knötlein angesetzet hatten.
Von diesem allen ist der Schluß zu machen, daß
die Versetzung der Bäume zur Herbst-Zeit am
besten vorzunehmen ist. Daß aber das Verstu-
tzen der Zelken bey Verpflanzung der Bäume im
Herbst auch für rathsam zu halten sey, hat ebenfals
seine Richtigkeit, indem bey dem Verschneiden im
Frühjahre ein junger Baum gar leicht los gerittelt,
und die albereit angesetzten subtilen Würzelgen
durch das Biegen verunruhiget werden können.
Wenn das Beschneiden auf eine erfahrne Art ge-
schiehet, und die Orte, wo Zelken weggenommen
worden, mit Baum-Wachse gehörig verwahret
werden; so hat man wegen der Fröste nicht den ge-
ringsten Schaden zu befürchten. Daß ich aber
die Versetzung der jungen Obst-Bäume im Früh-
jahre gänzlich verwerfen solte, ist meine Meinung
gar nicht; sondern ich habe nur alhier anzeigen
wollen, daß zur Herbst-Zeit die Versetzung besser sey.
Jnzwischen lehret sichs von sich selbsten, wenn im
Herbst durch alzufrühes Zuwintern oder anhal-
tenden Regen, oder auch durch Nachlässigkeit die

Zeit

7. Cap. von Anlegung
Schule pflanzen laſſen, ſo bin ich ſehr deutlich
gewahr worden, daß ſolche in etwas angewach-
ſen, und daß ſich ſehr viele kleine braungelblich-
te Knoͤtlein, woraus die Wurzeln entſtehen, an-
geſetzet hatten. Noch deutlicher aber habe ich
bey den Stachel- und Johannes-Beeren, welche
in dem Herbſt eingeſchlagen worden, gefunden,
daß die im Fruͤhjahre aus der Erden zum Ver-
ſetzen herausgenommene Stauden ſtark einge-
wurzelt und ſehr viele Knoͤtlein angeſetzet hatten.
Von dieſem allen iſt der Schluß zu machen, daß
die Verſetzung der Baͤume zur Herbſt-Zeit am
beſten vorzunehmen iſt. Daß aber das Verſtu-
tzen der Zelken bey Verpflanzung der Baͤume im
Herbſt auch fuͤr rathſam zu halten ſey, hat ebenfals
ſeine Richtigkeit, indem bey dem Verſchneiden im
Fruͤhjahre ein junger Baum gar leicht los gerittelt,
und die albereit angeſetzten ſubtilen Wuͤrzelgen
durch das Biegen verunruhiget werden koͤnnen.
Wenn das Beſchneiden auf eine erfahrne Art ge-
ſchiehet, und die Orte, wo Zelken weggenommen
worden, mit Baum-Wachſe gehoͤrig verwahret
werden; ſo hat man wegen der Froͤſte nicht den ge-
ringſten Schaden zu befuͤrchten. Daß ich aber
die Verſetzung der jungen Obſt-Baͤume im Fruͤh-
jahre gaͤnzlich verwerfen ſolte, iſt meine Meinung
gar nicht; ſondern ich habe nur alhier anzeigen
wollen, daß zur Herbſt-Zeit die Verſetzung beſſer ſey.
Jnzwiſchen lehret ſichs von ſich ſelbſten, wenn im
Herbſt durch alzufruͤhes Zuwintern oder anhal-
tenden Regen, oder auch durch Nachlaͤſſigkeit die

Zeit
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[98/0130] 7. Cap. von Anlegung Schule pflanzen laſſen, ſo bin ich ſehr deutlich gewahr worden, daß ſolche in etwas angewach- ſen, und daß ſich ſehr viele kleine braungelblich- te Knoͤtlein, woraus die Wurzeln entſtehen, an- geſetzet hatten. Noch deutlicher aber habe ich bey den Stachel- und Johannes-Beeren, welche in dem Herbſt eingeſchlagen worden, gefunden, daß die im Fruͤhjahre aus der Erden zum Ver- ſetzen herausgenommene Stauden ſtark einge- wurzelt und ſehr viele Knoͤtlein angeſetzet hatten. Von dieſem allen iſt der Schluß zu machen, daß die Verſetzung der Baͤume zur Herbſt-Zeit am beſten vorzunehmen iſt. Daß aber das Verſtu- tzen der Zelken bey Verpflanzung der Baͤume im Herbſt auch fuͤr rathſam zu halten ſey, hat ebenfals ſeine Richtigkeit, indem bey dem Verſchneiden im Fruͤhjahre ein junger Baum gar leicht los gerittelt, und die albereit angeſetzten ſubtilen Wuͤrzelgen durch das Biegen verunruhiget werden koͤnnen. Wenn das Beſchneiden auf eine erfahrne Art ge- ſchiehet, und die Orte, wo Zelken weggenommen worden, mit Baum-Wachſe gehoͤrig verwahret werden; ſo hat man wegen der Froͤſte nicht den ge- ringſten Schaden zu befuͤrchten. Daß ich aber die Verſetzung der jungen Obſt-Baͤume im Fruͤh- jahre gaͤnzlich verwerfen ſolte, iſt meine Meinung gar nicht; ſondern ich habe nur alhier anzeigen wollen, daß zur Herbſt-Zeit die Verſetzung beſſer ſey. Jnzwiſchen lehret ſichs von ſich ſelbſten, wenn im Herbſt durch alzufruͤhes Zuwintern oder anhal- tenden Regen, oder auch durch Nachlaͤſſigkeit die Zeit

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/130>, abgerufen am 26.04.2024.