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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

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9. Cap. Von der Wartung und etc.
Durchreisen der Dörfer an den Bäumen selbsten,
gesehen habe. Wenn sie aber bedächten, daß es
noch nicht ausgemacht, welches die rechte Christ-
Nacht sey, in welcher nemlich unser Heyland ge-
boren worden, und daß dergleichen Aberglauben
nicht nur vergeblich, sondern auch sündlich und
unchristlich sey, so würden sie gar leicht auf an-
dere Gedanken kommen.

Das allersicherste und bewertheste Mittel ist,
zur Beförderung der Fruchtbarkeit, daß man von
den unfruchtbaren Bäumen die Zelken absäget
und von einem tragbaren Baume gute Reiser
nimt, und darauf pfropfet, und zwar solcherge-
stalt, daß auf jeden Zelken, wenn er dicke ist, zwey
Reiser aufgesetzet werden. Hierbey ist aber wohl
zu merken, daß man, so bald als das Pfropfen
verrichtet worden, an jedem Zelken ein Stäb-
lein feste und wohl anbinde, und die aufgesez-
ten Reiser daran hefte, damit sie nicht durch
den Wind, noch durch die Vögel, welche sich
darauf zu setzen pflegen, herunter geworfen
werden.

Das

9. Cap. Von der Wartung und ꝛc.
Durchreiſen der Doͤrfer an den Baͤumen ſelbſten,
geſehen habe. Wenn ſie aber bedaͤchten, daß es
noch nicht ausgemacht, welches die rechte Chriſt-
Nacht ſey, in welcher nemlich unſer Heyland ge-
boren worden, und daß dergleichen Aberglauben
nicht nur vergeblich, ſondern auch ſuͤndlich und
unchriſtlich ſey, ſo wuͤrden ſie gar leicht auf an-
dere Gedanken kommen.

Das allerſicherſte und bewertheſte Mittel iſt,
zur Befoͤrderung der Fruchtbarkeit, daß man von
den unfruchtbaren Baͤumen die Zelken abſaͤget
und von einem tragbaren Baume gute Reiſer
nimt, und darauf pfropfet, und zwar ſolcherge-
ſtalt, daß auf jeden Zelken, wenn er dicke iſt, zwey
Reiſer aufgeſetzet werden. Hierbey iſt aber wohl
zu merken, daß man, ſo bald als das Pfropfen
verrichtet worden, an jedem Zelken ein Staͤb-
lein feſte und wohl anbinde, und die aufgeſez-
ten Reiſer daran hefte, damit ſie nicht durch
den Wind, noch durch die Voͤgel, welche ſich
darauf zu ſetzen pflegen, herunter geworfen
werden.

Das
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[132/0164] 9. Cap. Von der Wartung und ꝛc. Durchreiſen der Doͤrfer an den Baͤumen ſelbſten, geſehen habe. Wenn ſie aber bedaͤchten, daß es noch nicht ausgemacht, welches die rechte Chriſt- Nacht ſey, in welcher nemlich unſer Heyland ge- boren worden, und daß dergleichen Aberglauben nicht nur vergeblich, ſondern auch ſuͤndlich und unchriſtlich ſey, ſo wuͤrden ſie gar leicht auf an- dere Gedanken kommen. Das allerſicherſte und bewertheſte Mittel iſt, zur Befoͤrderung der Fruchtbarkeit, daß man von den unfruchtbaren Baͤumen die Zelken abſaͤget und von einem tragbaren Baume gute Reiſer nimt, und darauf pfropfet, und zwar ſolcherge- ſtalt, daß auf jeden Zelken, wenn er dicke iſt, zwey Reiſer aufgeſetzet werden. Hierbey iſt aber wohl zu merken, daß man, ſo bald als das Pfropfen verrichtet worden, an jedem Zelken ein Staͤb- lein feſte und wohl anbinde, und die aufgeſez- ten Reiſer daran hefte, damit ſie nicht durch den Wind, noch durch die Voͤgel, welche ſich darauf zu ſetzen pflegen, herunter geworfen werden. Das

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/164>, abgerufen am 26.04.2024.