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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

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11. Cap. Von Spalieren
und wenn man gerade vor den Baum trit, einem
nach dem Gesichte zu wachsen. Denn wenn man
gleich ein solches Reis auf die Seite biegen und
anbinden wolte, so würde es dennoch, wenn es in
die Dicke gewachsen, dem Baume ein übles An-
sehen verursachen. Findet sich, daß ein Reis
oder Ast an dem Spalier dürre oder an den Blät-
tern gelbe wird, so muß man denselben zeitig hin-
weg schaffen, und so lange an solchem Orte schnei-
den, bis man grünes und gesundes Holz findet.
Solcher Schade muß ebenfals wie bey andern
Obst-Bäumen, wenn er groß ist, mit Har-Leimen,
wenn er aber klein ist, mit Baum-Wachs ver-
strichen werden.

§. 7.
Was bey
dem Anbin-
den der
Spalier-
Bäume zu
beobachten.

Man hat bey dem Versetzen der Bäume
dahin zu sehen, daß der obere Theil derselben
schräge nach dem Spalier zugestellet werde, da-
mit er hernach desto besser an demselben könne
ausgebreitet und angebunden werden. Hierin-
nen aber habe ich für rathsam befunden, daß
man dergleichen Bäume im ersten Jahre nicht
anbinde, sondern frey und ungehindert wachsen
lasse: denn wenn solches im ersten Jahre geschie-
het, so wird ein solcher Baum, ehe er sich so zu
reden besinnet und einwurzelt, schon wieder ver-
unruhiget, und durch das Biegen der Umlauf des
Saftes gehemmet. Hingegen im 2ten Jahre kan
er ohne Schaden ausgebreitet und angebunden
werden. Es ist aber überhaupt zu merken, daß
die Aeste und Reiser nicht so feste an die Latten

dür-

11. Cap. Von Spalieren
und wenn man gerade vor den Baum trit, einem
nach dem Geſichte zu wachſen. Denn wenn man
gleich ein ſolches Reis auf die Seite biegen und
anbinden wolte, ſo wuͤrde es dennoch, wenn es in
die Dicke gewachſen, dem Baume ein uͤbles An-
ſehen verurſachen. Findet ſich, daß ein Reis
oder Aſt an dem Spalier duͤrre oder an den Blaͤt-
tern gelbe wird, ſo muß man denſelben zeitig hin-
weg ſchaffen, und ſo lange an ſolchem Orte ſchnei-
den, bis man gruͤnes und geſundes Holz findet.
Solcher Schade muß ebenfals wie bey andern
Obſt-Baͤumen, wenn er groß iſt, mit Har-Leimen,
wenn er aber klein iſt, mit Baum-Wachs ver-
ſtrichen werden.

§. 7.
Was bey
dem Anbin-
den der
Spalier-
Baͤume zu
beobachten.

Man hat bey dem Verſetzen der Baͤume
dahin zu ſehen, daß der obere Theil derſelben
ſchraͤge nach dem Spalier zugeſtellet werde, da-
mit er hernach deſto beſſer an demſelben koͤnne
ausgebreitet und angebunden werden. Hierin-
nen aber habe ich fuͤr rathſam befunden, daß
man dergleichen Baͤume im erſten Jahre nicht
anbinde, ſondern frey und ungehindert wachſen
laſſe: denn wenn ſolches im erſten Jahre geſchie-
het, ſo wird ein ſolcher Baum, ehe er ſich ſo zu
reden beſinnet und einwurzelt, ſchon wieder ver-
unruhiget, und durch das Biegen der Umlauf des
Saftes gehemmet. Hingegen im 2ten Jahre kan
er ohne Schaden ausgebreitet und angebunden
werden. Es iſt aber uͤberhaupt zu merken, daß
die Aeſte und Reiſer nicht ſo feſte an die Latten

duͤr-
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[178/0210] 11. Cap. Von Spalieren und wenn man gerade vor den Baum trit, einem nach dem Geſichte zu wachſen. Denn wenn man gleich ein ſolches Reis auf die Seite biegen und anbinden wolte, ſo wuͤrde es dennoch, wenn es in die Dicke gewachſen, dem Baume ein uͤbles An- ſehen verurſachen. Findet ſich, daß ein Reis oder Aſt an dem Spalier duͤrre oder an den Blaͤt- tern gelbe wird, ſo muß man denſelben zeitig hin- weg ſchaffen, und ſo lange an ſolchem Orte ſchnei- den, bis man gruͤnes und geſundes Holz findet. Solcher Schade muß ebenfals wie bey andern Obſt-Baͤumen, wenn er groß iſt, mit Har-Leimen, wenn er aber klein iſt, mit Baum-Wachs ver- ſtrichen werden. §. 7. Man hat bey dem Verſetzen der Baͤume dahin zu ſehen, daß der obere Theil derſelben ſchraͤge nach dem Spalier zugeſtellet werde, da- mit er hernach deſto beſſer an demſelben koͤnne ausgebreitet und angebunden werden. Hierin- nen aber habe ich fuͤr rathſam befunden, daß man dergleichen Baͤume im erſten Jahre nicht anbinde, ſondern frey und ungehindert wachſen laſſe: denn wenn ſolches im erſten Jahre geſchie- het, ſo wird ein ſolcher Baum, ehe er ſich ſo zu reden beſinnet und einwurzelt, ſchon wieder ver- unruhiget, und durch das Biegen der Umlauf des Saftes gehemmet. Hingegen im 2ten Jahre kan er ohne Schaden ausgebreitet und angebunden werden. Es iſt aber uͤberhaupt zu merken, daß die Aeſte und Reiſer nicht ſo feſte an die Latten duͤr-

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/210>, abgerufen am 26.04.2024.