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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

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2. Cap. Von Erziehung.
§. 4.
Ob die wil-
den Reiser
aus den
Wäldern
in denen
Baum-
Schulen
gut thun.

Es lassen auch viele die wilden Stämme aus
denen Wäldern ausrotten, und bezahlen solche
viel theuerer als man sie selbsten erziehen kan,
und pflanzen sie in ihre Baum-Schulen, wovon
ich aber nicht viel halte. Die Ursache ist gar
leicht zu finden, nemlich, weil sie in den Wäldern
wegen Mangel der Nahrung und Luft, gar zu lan-
ge zu stehen pflegen, und sehr alt werden, ehe man
sie in eine Baum-Schule versetzen und gebrau-
chen kan. Es ist glaublich, daß mancher Stam,
welcher Daumens dicke ist, wohl 12 und mehr
Jahre alt ist, welches man an der Festigkeit des
Holzes, wie auch an denen vielen subtilen Ringeln,
wenn man einen solchen Stam die Quere hindurch
schneidet, erkennen kan. Wird nun ein solcher
gepfropfet, so überwächset das aufgesetzte Reis
sehr langsam, und gehen damit wohl drey Jahr
vorbey. Es ist gewiß, daß die von den Kern er-
zeigeten Stämlein vor diesen allezeit einen sehr
grossen Vorzug in dem Fortwachsen haben.

§. 5.
Die Ne-
benschossen
von Quit-
ten und Ja-
cobs-Ae-
pfeln find
auch in den
Baum-
Schulen zu
brauchen.

Die dritte Art die Stämme zu überkom-
men, auf welche man Frantz- und Spalier-Bäu-
me pfropfen oder oculiren will, bestehet darinnen,
daß die Nebenschosse von denen alten Quitten,
und von Johannis-, Jacobs- oder Paradies-Ae-
pfeln, welche von denen alten Stämmen, sowohl
im Frühjahr als in dem Herbste, wenn sie zu-
vor aufgegraben worden, abgelöset werden.

Diese
2. Cap. Von Erziehung.
§. 4.
Ob die wil-
den Reiſer
aus den
Waͤldern
in denen
Baum-
Schulen
gut thun.

Es laſſen auch viele die wilden Staͤmme aus
denen Waͤldern ausrotten, und bezahlen ſolche
viel theuerer als man ſie ſelbſten erziehen kan,
und pflanzen ſie in ihre Baum-Schulen, wovon
ich aber nicht viel halte. Die Urſache iſt gar
leicht zu finden, nemlich, weil ſie in den Waͤldern
wegen Mangel der Nahrung und Luft, gar zu lan-
ge zu ſtehen pflegen, und ſehr alt werden, ehe man
ſie in eine Baum-Schule verſetzen und gebrau-
chen kan. Es iſt glaublich, daß mancher Stam,
welcher Daumens dicke iſt, wohl 12 und mehr
Jahre alt iſt, welches man an der Feſtigkeit des
Holzes, wie auch an denen vielen ſubtilen Ringeln,
wenn man einen ſolchen Stam die Quere hindurch
ſchneidet, erkennen kan. Wird nun ein ſolcher
gepfropfet, ſo uͤberwaͤchſet das aufgeſetzte Reis
ſehr langſam, und gehen damit wohl drey Jahr
vorbey. Es iſt gewiß, daß die von den Kern er-
zeigeten Staͤmlein vor dieſen allezeit einen ſehr
groſſen Vorzug in dem Fortwachſen haben.

§. 5.
Die Ne-
benſchoſſen
von Quit-
ten und Ja-
cobs-Ae-
pfeln find
auch in den
Baum-
Schulen zu
brauchen.

Die dritte Art die Staͤmme zu uͤberkom-
men, auf welche man Frantz- und Spalier-Baͤu-
me pfropfen oder oculiren will, beſtehet darinnen,
daß die Nebenſchoſſe von denen alten Quitten,
und von Johannis-, Jacobs- oder Paradies-Ae-
pfeln, welche von denen alten Staͤmmen, ſowohl
im Fruͤhjahr als in dem Herbſte, wenn ſie zu-
vor aufgegraben worden, abgeloͤſet werden.

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[30/0062] 2. Cap. Von Erziehung. §. 4. Es laſſen auch viele die wilden Staͤmme aus denen Waͤldern ausrotten, und bezahlen ſolche viel theuerer als man ſie ſelbſten erziehen kan, und pflanzen ſie in ihre Baum-Schulen, wovon ich aber nicht viel halte. Die Urſache iſt gar leicht zu finden, nemlich, weil ſie in den Waͤldern wegen Mangel der Nahrung und Luft, gar zu lan- ge zu ſtehen pflegen, und ſehr alt werden, ehe man ſie in eine Baum-Schule verſetzen und gebrau- chen kan. Es iſt glaublich, daß mancher Stam, welcher Daumens dicke iſt, wohl 12 und mehr Jahre alt iſt, welches man an der Feſtigkeit des Holzes, wie auch an denen vielen ſubtilen Ringeln, wenn man einen ſolchen Stam die Quere hindurch ſchneidet, erkennen kan. Wird nun ein ſolcher gepfropfet, ſo uͤberwaͤchſet das aufgeſetzte Reis ſehr langſam, und gehen damit wohl drey Jahr vorbey. Es iſt gewiß, daß die von den Kern er- zeigeten Staͤmlein vor dieſen allezeit einen ſehr groſſen Vorzug in dem Fortwachſen haben. §. 5. Die dritte Art die Staͤmme zu uͤberkom- men, auf welche man Frantz- und Spalier-Baͤu- me pfropfen oder oculiren will, beſtehet darinnen, daß die Nebenſchoſſe von denen alten Quitten, und von Johannis-, Jacobs- oder Paradies-Ae- pfeln, welche von denen alten Staͤmmen, ſowohl im Fruͤhjahr als in dem Herbſte, wenn ſie zu- vor aufgegraben worden, abgeloͤſet werden. Dieſe

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/62>, abgerufen am 19.03.2024.