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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753.

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Kohl-Gewächsen.
gen ausheben und auf ein darzu wohl gegrabenes
und gedüngtes Land stecken; doch behalten diejeni-
gen, welche an ihrem Orte stehen bleiben, weil sie
nicht durch das Fortpflantzen verunruhiget werden,
einen grosen Vorzug. Jm Frühjahre, wenn es
warmen Sonnenschein giebt, müssen sie fleifig be-
gossen und vom Unkraute gereiniget werden.
Wenn man dergleichen Pflantzen im Ueberflusse
hat, können sie sehr dicke, etwa 2 Zol weit von ein-
ander auf ein Beet gestecket, auf das Frühjahr ver-
zogen und an einen andern Ort versetzet, oder auch
verkaufet werden.

§. 4.

Jch habe in manchen Jahren angemerket,Verschiede-
ne Erfah-
rungen und
Anmer-
kungen
vom Win-
ter-Kraute.

daß bey vielen unter den erwachsenen Winter-
kraut-Pflantzen, wenn sie sich im Frühjahre in ihre
Häupter schliessen sollen, die mittlere Herzen nicht
von der Stelle, vielweniger in ihre Häupter wach-
sen wollen, sondern kleine geblieben. Die äusser-
lichen Blätter wuchsen inzwischen immer fort, und
über einem jeden derselben sezte sich ein frisches
Herze an. Jch untersuchete solche Stauden ge-
nau, und fand unter dem Herzen ein Loch, alwo
die zarte Dorsche fast gänzlich durchgenaget war,
so, daß das Herz nur noch auf einem kleinen we-
nig Mark und Schale stund; doch war das be-
nagte Fleck wiederum überlaufen und in etwas
verwachsen. Hierdurch hatten die Herzen zwar
in etwas ihr Leben erhalten, doch aber wegen
Mangel des Nahrungs-Saftes nicht völlig in die
Höhe gehen, und sich in ihre Häupter schliessen

kön-
Abh. v. Kücheng. G

Kohl-Gewaͤchſen.
gen ausheben und auf ein darzu wohl gegrabenes
und geduͤngtes Land ſtecken; doch behalten diejeni-
gen, welche an ihrem Orte ſtehen bleiben, weil ſie
nicht durch das Fortpflantzen verunruhiget werden,
einen groſen Vorzug. Jm Fruͤhjahre, wenn es
warmen Sonnenſchein giebt, muͤſſen ſie fleifig be-
goſſen und vom Unkraute gereiniget werden.
Wenn man dergleichen Pflantzen im Ueberfluſſe
hat, koͤnnen ſie ſehr dicke, etwa 2 Zol weit von ein-
ander auf ein Beet geſtecket, auf das Fruͤhjahr ver-
zogen und an einen andern Ort verſetzet, oder auch
verkaufet werden.

§. 4.

Jch habe in manchen Jahren angemerket,Verſchiede-
ne Erfah-
rungen und
Anmer-
kungen
vom Win-
ter-Kraute.

daß bey vielen unter den erwachſenen Winter-
kraut-Pflantzen, wenn ſie ſich im Fruͤhjahre in ihre
Haͤupter ſchlieſſen ſollen, die mittlere Herzen nicht
von der Stelle, vielweniger in ihre Haͤupter wach-
ſen wollen, ſondern kleine geblieben. Die aͤuſſer-
lichen Blaͤtter wuchſen inzwiſchen immer fort, und
uͤber einem jeden derſelben ſezte ſich ein friſches
Herze an. Jch unterſuchete ſolche Stauden ge-
nau, und fand unter dem Herzen ein Loch, alwo
die zarte Dorſche faſt gaͤnzlich durchgenaget war,
ſo, daß das Herz nur noch auf einem kleinen we-
nig Mark und Schale ſtund; doch war das be-
nagte Fleck wiederum uͤberlaufen und in etwas
verwachſen. Hierdurch hatten die Herzen zwar
in etwas ihr Leben erhalten, doch aber wegen
Mangel des Nahrungs-Saftes nicht voͤllig in die
Hoͤhe gehen, und ſich in ihre Haͤupter ſchlieſſen

koͤn-
Abh. v. Kuͤcheng. G
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[97/0103] Kohl-Gewaͤchſen. gen ausheben und auf ein darzu wohl gegrabenes und geduͤngtes Land ſtecken; doch behalten diejeni- gen, welche an ihrem Orte ſtehen bleiben, weil ſie nicht durch das Fortpflantzen verunruhiget werden, einen groſen Vorzug. Jm Fruͤhjahre, wenn es warmen Sonnenſchein giebt, muͤſſen ſie fleifig be- goſſen und vom Unkraute gereiniget werden. Wenn man dergleichen Pflantzen im Ueberfluſſe hat, koͤnnen ſie ſehr dicke, etwa 2 Zol weit von ein- ander auf ein Beet geſtecket, auf das Fruͤhjahr ver- zogen und an einen andern Ort verſetzet, oder auch verkaufet werden. §. 4. Jch habe in manchen Jahren angemerket, daß bey vielen unter den erwachſenen Winter- kraut-Pflantzen, wenn ſie ſich im Fruͤhjahre in ihre Haͤupter ſchlieſſen ſollen, die mittlere Herzen nicht von der Stelle, vielweniger in ihre Haͤupter wach- ſen wollen, ſondern kleine geblieben. Die aͤuſſer- lichen Blaͤtter wuchſen inzwiſchen immer fort, und uͤber einem jeden derſelben ſezte ſich ein friſches Herze an. Jch unterſuchete ſolche Stauden ge- nau, und fand unter dem Herzen ein Loch, alwo die zarte Dorſche faſt gaͤnzlich durchgenaget war, ſo, daß das Herz nur noch auf einem kleinen we- nig Mark und Schale ſtund; doch war das be- nagte Fleck wiederum uͤberlaufen und in etwas verwachſen. Hierdurch hatten die Herzen zwar in etwas ihr Leben erhalten, doch aber wegen Mangel des Nahrungs-Saftes nicht voͤllig in die Hoͤhe gehen, und ſich in ihre Haͤupter ſchlieſſen koͤn- Verſchiede- ne Erfah- rungen und Anmer- kungen vom Win- ter-Kraute. Abh. v. Kuͤcheng. G

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 3. Erfurt, 1753, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz03_1753/103>, abgerufen am 26.04.2024.