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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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Formationen und Regionen der Vegetation.
auffallend ist auch das Fehlen einer Reihe allbekannter Compositen
(Hieracium, Hypochoeris, Scorzonera, Crepis, Cineraria, Bellis, Chry-
santhemum), des Quendel und Heidekrautes, sowie von einer Anzahl
der gewöhnlichsten Wiesengräser (Anthoxanthum, Phleum, Alopecurus,
Briza, Dactylis, Avena, Sesleria, Lolium, Nardus).

Unter den fremden Charakterpflanzen der Hara treten vor allem
die staudenartigen Schmetterlingsblüthler Lespedeza und Indigofera
in verschiedenen Arten uns entgegen; ferner ist hier die Heimath
vieler Schwertlilien und Lilien (Arten der Gattungen Iris, Pardanthus,
Lilium, Hemerocallis, Funkia), welche mit ihren grossen weissen,
blauen und gelben Blüthen dieser Region zur besonderen Zierde ge-
reichen. Gleiches gilt von einem der schönsten und beliebtesten Gräser
Japans, der Eulalia japonica Trim. Auch begegnen wir nicht selten
dem bekannten Pyrus japonica, welcher als sehr niedriger Strauch
auch an trockenen Rainen und in lichten Gebüschen vorkommt. Glei-
ches gilt, und in noch höherem Grade, von Azalien, Deutzien und
Diervillen, wilden Rosen, wie Rosa multiflora, und verschiedenen
sonstigen Sträuchern.

Selbstverständlich ändert sich der hier nur in seinen Hauptzügen
vorgeführte Vegetationscharakter der Hara nach Höhe und geogra-
phischer Breite wesentlich ab. So stellen sich im mittleren Japan
die prächtigen blaublühenden Kikiyo (Platycodon grandiflorum DC.),
die Giboshi und Midzu-Giboshi (Funkia ovata Spreng. und F. lanci-
folia Spr.), sowie die mit gelben Blüthchen sich bedeckende Omina-
meshi (Patrinia scabiosaefolia Link.) erst in einer Höhe von etwa
1000 Metern massenhaft ein, wo Scabiosa, Bupleurum, Kanzo (Hemero-
callis flava L.) und andere Lilien spärlicher werden. Noch etwas
höher treten Polygonum bistorta L. und P. Weyrichii Schm., Parnassia
palustris, Deutzien und Diervillen, wohl auch hier und da Aralia
cordata Thunbg. und Bupleurum Sachalinense Fr. Schm., Gentianeen,
Trollius japonicus Miq. und Caltha palustris L. auf.

In den nördlichen Theilen von Honshiu, aber auch schon am
japanischen Schneegebirge zwischen Hida und Shinano trägt manche
Hara zahlreiche Büsche der grossblätterigen Kashiwa (Quercus dentata
Thbg.), welche nie über 3 Meter hoch werden und so zerstreut auf-
treten, dass der sonstige Charakter der Vegetation dadurch nicht be-
einträchtigt wird. Ueberraschend war für mich das massenhafte Auf-
treten unserer Maiblume (Convallaria majalis L.) auf der sonnigen
Hara am Fusse des Ganju-san bei Morioka, welche man bisher nur
auf Yezo unter ähnlichen Verhältnissen, d. h. im offenen Graslande,
nicht im Walde, gefunden hatte.

Formationen und Regionen der Vegetation.
auffallend ist auch das Fehlen einer Reihe allbekannter Compositen
(Hieracium, Hypochoeris, Scorzonera, Crepis, Cineraria, Bellis, Chry-
santhemum), des Quendel und Heidekrautes, sowie von einer Anzahl
der gewöhnlichsten Wiesengräser (Anthoxanthum, Phleum, Alopecurus,
Briza, Dactylis, Avena, Sesleria, Lolium, Nardus).

Unter den fremden Charakterpflanzen der Hara treten vor allem
die staudenartigen Schmetterlingsblüthler Lespedeza und Indigofera
in verschiedenen Arten uns entgegen; ferner ist hier die Heimath
vieler Schwertlilien und Lilien (Arten der Gattungen Iris, Pardanthus,
Lilium, Hemerocallis, Funkia), welche mit ihren grossen weissen,
blauen und gelben Blüthen dieser Region zur besonderen Zierde ge-
reichen. Gleiches gilt von einem der schönsten und beliebtesten Gräser
Japans, der Eulalia japonica Trim. Auch begegnen wir nicht selten
dem bekannten Pyrus japonica, welcher als sehr niedriger Strauch
auch an trockenen Rainen und in lichten Gebüschen vorkommt. Glei-
ches gilt, und in noch höherem Grade, von Azalien, Deutzien und
Diervillen, wilden Rosen, wie Rosa multiflora, und verschiedenen
sonstigen Sträuchern.

Selbstverständlich ändert sich der hier nur in seinen Hauptzügen
vorgeführte Vegetationscharakter der Hara nach Höhe und geogra-
phischer Breite wesentlich ab. So stellen sich im mittleren Japan
die prächtigen blaublühenden Kikiyo (Platycodon grandiflorum DC.),
die Gibōshi und Midzu-Gibōshi (Funkia ovata Spreng. und F. lanci-
folia Spr.), sowie die mit gelben Blüthchen sich bedeckende Omina-
meshi (Patrinia scabiosaefolia Link.) erst in einer Höhe von etwa
1000 Metern massenhaft ein, wo Scabiosa, Bupleurum, Kanzô (Hemero-
callis flava L.) und andere Lilien spärlicher werden. Noch etwas
höher treten Polygonum bistorta L. und P. Weyrichii Schm., Parnassia
palustris, Deutzien und Diervillen, wohl auch hier und da Aralia
cordata Thunbg. und Bupleurum Sachalinense Fr. Schm., Gentianeen,
Trollius japonicus Miq. und Caltha palustris L. auf.

In den nördlichen Theilen von Honshiu, aber auch schon am
japanischen Schneegebirge zwischen Hida und Shinano trägt manche
Hara zahlreiche Büsche der grossblätterigen Kashiwa (Quercus dentata
Thbg.), welche nie über 3 Meter hoch werden und so zerstreut auf-
treten, dass der sonstige Charakter der Vegetation dadurch nicht be-
einträchtigt wird. Ueberraschend war für mich das massenhafte Auf-
treten unserer Maiblume (Convallaria majalis L.) auf der sonnigen
Hara am Fusse des Ganju-san bei Morioka, welche man bisher nur
auf Yezo unter ähnlichen Verhältnissen, d. h. im offenen Graslande,
nicht im Walde, gefunden hatte.

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[165/0187] Formationen und Regionen der Vegetation. auffallend ist auch das Fehlen einer Reihe allbekannter Compositen (Hieracium, Hypochoeris, Scorzonera, Crepis, Cineraria, Bellis, Chry- santhemum), des Quendel und Heidekrautes, sowie von einer Anzahl der gewöhnlichsten Wiesengräser (Anthoxanthum, Phleum, Alopecurus, Briza, Dactylis, Avena, Sesleria, Lolium, Nardus). Unter den fremden Charakterpflanzen der Hara treten vor allem die staudenartigen Schmetterlingsblüthler Lespedeza und Indigofera in verschiedenen Arten uns entgegen; ferner ist hier die Heimath vieler Schwertlilien und Lilien (Arten der Gattungen Iris, Pardanthus, Lilium, Hemerocallis, Funkia), welche mit ihren grossen weissen, blauen und gelben Blüthen dieser Region zur besonderen Zierde ge- reichen. Gleiches gilt von einem der schönsten und beliebtesten Gräser Japans, der Eulalia japonica Trim. Auch begegnen wir nicht selten dem bekannten Pyrus japonica, welcher als sehr niedriger Strauch auch an trockenen Rainen und in lichten Gebüschen vorkommt. Glei- ches gilt, und in noch höherem Grade, von Azalien, Deutzien und Diervillen, wilden Rosen, wie Rosa multiflora, und verschiedenen sonstigen Sträuchern. Selbstverständlich ändert sich der hier nur in seinen Hauptzügen vorgeführte Vegetationscharakter der Hara nach Höhe und geogra- phischer Breite wesentlich ab. So stellen sich im mittleren Japan die prächtigen blaublühenden Kikiyo (Platycodon grandiflorum DC.), die Gibōshi und Midzu-Gibōshi (Funkia ovata Spreng. und F. lanci- folia Spr.), sowie die mit gelben Blüthchen sich bedeckende Omina- meshi (Patrinia scabiosaefolia Link.) erst in einer Höhe von etwa 1000 Metern massenhaft ein, wo Scabiosa, Bupleurum, Kanzô (Hemero- callis flava L.) und andere Lilien spärlicher werden. Noch etwas höher treten Polygonum bistorta L. und P. Weyrichii Schm., Parnassia palustris, Deutzien und Diervillen, wohl auch hier und da Aralia cordata Thunbg. und Bupleurum Sachalinense Fr. Schm., Gentianeen, Trollius japonicus Miq. und Caltha palustris L. auf. In den nördlichen Theilen von Honshiu, aber auch schon am japanischen Schneegebirge zwischen Hida und Shinano trägt manche Hara zahlreiche Büsche der grossblätterigen Kashiwa (Quercus dentata Thbg.), welche nie über 3 Meter hoch werden und so zerstreut auf- treten, dass der sonstige Charakter der Vegetation dadurch nicht be- einträchtigt wird. Ueberraschend war für mich das massenhafte Auf- treten unserer Maiblume (Convallaria majalis L.) auf der sonnigen Hara am Fusse des Ganju-san bei Morioka, welche man bisher nur auf Yezo unter ähnlichen Verhältnissen, d. h. im offenen Graslande, nicht im Walde, gefunden hatte.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/187>, abgerufen am 26.04.2024.